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Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

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Einst trafen hier die Menschen Wundersames an.<br />

Zwar ist der Grotteneingang nicht zu sehen,<br />

Doch hört das Wasser sich da drinnen zornig an.<br />

Ich sah hinüber nach der Wohnstatt der Geflügelten<br />

Und heuerte zur Überfahrt <strong>des</strong> Stromes einen Lastenkahn. 497<br />

Ein Korridor, flankiert von den fünf Hallen,<br />

Aus tausend Bäumen glänzt ein doppeltürmiges Tor.<br />

Der Bau ist von der Kraft <strong>des</strong> Elefanten,<br />

Doch eingeschlossen und geschützt von schattig-grünem Flor.<br />

Vom Bergkamm aus erblickt’ ich die fünf Flüsschen,<br />

Der Krugkopf ragte in die ferne Sicht empor. 498<br />

昔人有奇遇<br />

洞門不可見<br />

但聞水聲怒<br />

瞻彼羽人宅<br />

乃乘方船渡<br />

修廊夾五殿<br />

重閣映千樹<br />

規模象魏壯<br />

回合綠陰護<br />

山椒望五溪<br />

壺頭入指顧<br />

497 Strophe 2: Mit der Begegnung in der Grotte ist hier nicht der Vorstoß der Fischer durch den Austritt <strong>des</strong><br />

Pfirsichblütenquells in eine verborgene Menschheitsidylle gemeint, sondern es wird auf einen Lokalmythos<br />

angespielt, <strong>des</strong>sen Verhältnis zu Tao Qians Aufzeichnungen fragwürdig scheint: „Die Grotte <strong>des</strong> weißen Pfer<strong>des</strong><br />

Bai ma dong befindet sich im Südwesten <strong>des</strong> Kreises..., nördlich <strong>des</strong> Pfirsichblütenflusses. In der Grotte kommt<br />

es zu großen Wellen, die plötzlich aufspritzen und das Aussehen von Geisterwesen haben.“ (Hunan tongzhi; J.<br />

23, S. 34). Zusätzliche Ausführungen zum mythologischen Hintergrund, der für die Erwähnung der Grotte an<br />

dieser Stelle bedeutsam ist, finden sich weiter unten im Haupttext.<br />

Mit dem Ausdruck Lastenkahn fang chuan (Vers 10) wird der Blick nach einer höheren Welt plötzlich durch ein<br />

sehr profanes Bild abgebrochen.<br />

498 Strophe 3: Die Gebäude, denen der Wanderer auf dem Berg als erstes begegnet, sind der Beschreibung nach<br />

Teile eines alten Palastes (fünf Hallen; doppeltürmiges Tor), der jedoch vergangenen Zeiten angehört<br />

(eingeschlossen und geschützt von schattig-grünem Flor). <strong>Das</strong> Gebiet zwischen dem Standpunkt und dem<br />

Krugkopf ist nach fünf kleineren Flüßchen benannt und wurde bis in die späte Han-Zeit von einem nichtchinesischen<br />

Stamm beherrscht (Li, Daoyuan; Shuijing zhu; J. 37, S. 703f.). Möglicherweise zeugen die<br />

Palastüberreste von diesem Volk.<br />

499 Strophe 4: Die Ortsbeschreibung zeigt auffällige Ähnlichkeiten mit Lu Yous Bericht über seine Wanderung<br />

zur einstigen Einsiedelei <strong>des</strong> Bo Juyi. In seinen Reiseaufzeichnungen von 1170 (Ru Shu ji) berichtet Lu vom<br />

achten Tag <strong>des</strong> sechsten Monats: „...In front of the Five Cryptomeria Balcony there were formerly five old<br />

cryptomeria trees (shan). According to tradition, they dated from Jin times, and Junior Tutor of the Heir<br />

Apparent (Bo Juyi) said (each would require) ten people stretching out their arms to encircle it. ...“<br />

(Chang/Smythe; S. 108). Lu You gibt später als Umfang der Bäume nur zehn chi an - etwa 3,60 m -, was zu Bo<br />

Juyis eigenen Angaben nicht passen will. Dieser wiederum datiert ihr Alter nicht ausdrücklich auf die Jin-Zeit<br />

zurück (siehe: Bo shi Changqing ji; Cao tang ji; Bd. 9, J. 26, S. 5).<br />

500 Strophe 5: Hier erreicht die Wanderung offenbar ihren Höhepunkt - während eines Abstiegs! Die Wunder<br />

alle (zheng miao), die unvermutet ausgebreitet liegen, sind die Offenbarung <strong>des</strong> Dao (siehe Duyvendak; S.2-3).<br />

Der Blick ins Tal erinnert an den ersten Anblick der verborgenen Landschaft, der, nach Tao Yuanmings<br />

Aufzeichnung, die Fischer nach dem Durchschreiten der Grotte überraschte, doch es fehlt die Spur menschlicher<br />

Ansiedlungen. Die Formulierung deren Zweige sich zu Stämmen fügen (zhi gan hu) spielt mit den<br />

Bezeichnungen der Koordinaten <strong>des</strong> chinesischen Kalendersystems, die aus zehn „Himmelsstämmen“ (tian gan)<br />

und zwölf „Erdzweigen“ (di zhi) bestehen, aus denen durch wechselnde Kombination die Zeit berechnet wird.<br />

Der Ablauf der Zeit erscheint also sicher und fest gefügt, wie es in der Utopie nur bildhafter beschrieben wird.<br />

501 Letzte Strophe: Mit dem Fischermeister wird auf den anonymen Helden der Legende hingwiesen, dem es<br />

einst durch Zufall gelungen sein soll, das Idyll am anderen Ende der Grotte zu entdecken. Seine<br />

Unerschrockenheit war vielleicht alles, wodurch er selber zu seinem Entdeckerglück beigetragen hatte, doch an<br />

der fehlt es dem Suchenden dieses Gedichtes ebenfalls, wie in der vorangegangenen Strophe deutlich wurde.<br />

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