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Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

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evorstehenden Trennung der freundschaftliche Zuspruch, verbunden mit einer humorvollen<br />

Umkehrung der Bewertung der Verhältnisse, wie man sie von einem Beamten erwarten sollte:<br />

den privaten Neigungen - in erster Linie also der Dichtung - wird innerlich der Vorzug vor<br />

der Pflicht gegeben. In seiner Liebe zur Dichtung soll der Freund sich selber immer treu<br />

bleiben und die Gelegenheiten nutzen, die sich unterwegs bieten, dann können ihn auch die<br />

Dinge, die ihm von außen zustoßen, im Innersten nicht mehr erschüttern. Dieser<br />

abschließende Appell wird durch einen rückwirkenden Bezug auf das Schicksal Yang Xiongs<br />

(Zi Yun) bekräftigt. Der hatte sich nämlich in einem seiner späteren <strong>Werk</strong>e ausdrücklich von<br />

den eigenen Dichtungen distanziert, indem er sie als überflüssig bezeichnete. 379 Er hatte einen<br />

entschiedenen Weg eingeschlagen und auch dann noch an seiner Dienstbereitschaft<br />

festgehalten, als der „Usurpator“ Wang Mang an<br />

die Macht gekommen war. Die Folgen dieser Entscheidung hatte er letztlich nicht mehr zu<br />

tragen vermocht. Die offensichtlichste und bedeutsamste Anspielung, die <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong><br />

verwendet, verleiht also dem Text trotz seiner relativ einfachen Struktur, die gerade die<br />

Leichtigkeit <strong>des</strong> Redeflusses ermöglicht, eine tiefere Dimension. Sie gibt nicht nur einer<br />

Sorge Ausdruck, die, unter den ermutigenden Freundschaftsbekundungen versteckt, den<br />

Scheidenden begleitet, sondern warnt auch vor der allzu leidenschaftlichen Einmischung in<br />

die Streitereien der Zeitgenossen.<br />

Eine Persönlichkeit vom Schlag <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong>s stand zwar einer aktiven Parteinahme in<br />

diesem Prozeß fern, suchte aber im täglichen Leben keineswegs vor den Menschen das Ferne.<br />

<strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong> blickt auf die Dinge, die ihn bewegen, nicht vom abgehobenen Standpunkt <strong>des</strong><br />

„Eremiten“, für den er immer wieder ausgegeben wird, sondern aus der versetzten<br />

Perspektive eines faktisch Unbeteiligten. Von daher spielt die Teilnahme am Geschick <strong>des</strong><br />

Einzelnen in seinen Gedichten für Freunde die einzig bestimmende Rolle. <strong>Das</strong> betont<br />

Gemeinsame, worauf diese Teilnahme immer beruht, ist der Hang zur Dichtung. Und gerade<br />

in diesem Punkt enthalten fast alle Gedichte der Art nicht nur eine Aussage über das<br />

beiderseitige Verhältnis, sondern sprechen eine Aufforderung zum Rückzug in die Dichtung<br />

mehr oder weniger unverhohlen aus. Dieses kann einerseits durchaus als Ausdruck der<br />

Weltsicht eines Gebildeten der damaligen Zeit, der auf der ihm scheinbar vorbestimmten<br />

Laufbahn völlig erfolglos blieb und in ein soziales Abseits gedrängt wurde, gewertet werden.<br />

Andererseits dürfte aber hinreichend deutlich geworden sein, daß es <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong> wenigstens<br />

teilweise gelang, sein Schicksal zu bejahen, indem er die Erfüllung <strong>des</strong> Lebenssinnes in einem<br />

konsequent auf die Kunst ausgericheteten, inneren Streben mit dem selbstlosen und<br />

379 Siehe: Yang, Xiong; Fa yan yi shu; Beijing 1987, S. 45-50<br />

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