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Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

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Text jene Musik wählt: sie scheint ihm der passende und übertragbare Ausdruck für eine aus<br />

den zitierten Versen sprechende, aber nicht streng an deren Inhalt gebundene Traurigkeit.<br />

Die vergleichende Studie von Liang zeigt, daß in <strong>Jiang</strong>s Kompositionen der musikalische<br />

Gedanke und der Gehalt <strong>des</strong> Textes nicht unmittelbar miteinander verbunden sind, sondern<br />

aufeinander abgestimmt werden. 216 <strong>Das</strong> vorangegangene Beispiel ist ein Extremfall subtiler<br />

Andeutungen <strong>des</strong> Autors zur Entstehungsgeschichte seines eigenen <strong>Werk</strong>es, die weit mehr als<br />

bloße Information <strong>des</strong> Publikums, oder gar nur ein ( nach <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong>s Verständnis von<br />

Dichtung ohnehin überflüssiger ) Hinweis auf den Kontext der Handlung vorstellen. Gedicht<br />

und Vorwort sind in gewisser Weise nicht trennbar - während sie sich formal und inhaltlich<br />

betrachtet sehr wohl für sich lesen lassen -, denn sie geben dadurch, daß das eine auf die<br />

Bruchstückhaftigkeit <strong>des</strong> anderen verweist, einer Einheit von dichterischer Idee und<br />

sprachlicher bzw. musikalischer Form Ausdruck, die als Weiterentwicklung <strong>des</strong> auf Zhou<br />

Bangyan zurückgehenden „architektonischen“ ci-Stils gelten kann.<br />

Ein Vorwort wie das folgende, das die Suche nach der ursprünglichen, verschollenen<br />

Melodie, im Verhältnis zur Kürze <strong>des</strong> lyrischen Textes, lang und breit schildert, lenkt bewußt<br />

von der sentimentalen Grundstimmung ab, die der ci-Dichtung fast unvermeidlich anhaftetete.<br />

Zudem gibt das dann folgende Gedicht ein Beispiel von einem Text, der nach allem, was er<br />

selber und das Vorwort mitteilt, nur für die Melodie geschrieben ist:<br />

EIN KLEINES PIN AUF DIE MELODIE „TRUNKEN IM SHANG-<br />

MODUS GESUNGEN“ (Cui yin shang xiao pin) 217<br />

Der altehrwürdige Steinsee sagte zu mir: „Es gibt vier Stücke für Piba,<br />

die heute nicht mehr überliefert sind. Sie heißen Husuo Liangzhou,<br />

Zhuanguan Lüyao, Hu Weizhou zur Melodie ‘Trunken im Shang-Modus<br />

gesungen’ und Lixian Bomei.“ Ich habe mir je<strong>des</strong> davon gemerkt.<br />

Während ich im Sommer <strong>des</strong> Jahres Xinhai (1191) dem verehrten Yang<br />

Tingxiu (Yang Wanli) einen Besuch abstattete, trafen wir in einer Herberge<br />

von Jinling (Nanjing) auf einen Piba-Spieler, der das Lied „Hu Weizhou zur<br />

Melodie ‘Trunken im Shang-Modus gesungen’“ spielen konnte. Darum<br />

versuchte ich, ob es mir gelänge, die Art sie auf dem Saiteninstrument zu<br />

醉吟商小品<br />

石湖老人謂予云<br />

琵琶有四曲今不傳矣<br />

曰濩索梁州轉關綠腰<br />

醉吟商湖渭州歷弦薄<br />

媚也<br />

予每念之<br />

辛亥之夏予謁楊廷秀<br />

丈於金陵邸中遇琵琶<br />

216 Vgl. hierzu die die Analysemethode begründenden Ausführungen (S. 226-228) und den vorletzten Abschnitt<br />

<strong>des</strong> Essays, über die Regeln und Vorgehensweisen in <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong>s Kompositionen (S. 237-246)<br />

217 JBS; S. 37 Ein „kleines pin“ - verdeutscht: „Stückchen“ - bezeichnet nach Xia eine - sonst wohl sehr seltene<br />

- Unterform der ci-Dichtung. Da aber pin beim Sprechen über ci auch als Verb in der Bedeutung „(ein<br />

Blasinstrument) spielen“ (TBD; S. 159) vorkommen kann, ist es denkbar, daß <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong> mit der Wahl dieser<br />

Unterform auch die Art, nach der seine Übertragung der Musik von Saiten- auf Blasinstrumente zu spielen war<br />

angab<br />

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