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Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

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2. Die „Poetik <strong>des</strong> Weißstein Daoisten“ (Baishi daoren shishuo)<br />

2.1. <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong> und Yan Yu<br />

Der Dichter und Verfasser der nachmals einflußreichsten Poetik Chinas, Yan Yu,<br />

unterschied seine Thesen in dem um 1200 erschienenen <strong>Werk</strong> „Canglangs Gespräche über die<br />

Dichtung“ (Canglang shi hua) von denen seiner Vorgänger - zu denen aller<br />

Wahrscheinlichkeit nach auch <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong> zählte - durch zwei markante Stellungnahmen zu der<br />

alles durchdringenden Frage, wie das geistige Erbe <strong>des</strong> Altertums in der Literatur zu<br />

fortdauerndem Leben erweckt (!) werden könne. Zum einen schuf er eine, nicht nur in<br />

einzelnen Begriffsentlehnungen vermutbare, sondern programmatisch verkündete 301 Analogie<br />

von Dichtung und chan-Buddhismus, durch die der Begriff der „mystischen Erleuchtung“<br />

§®®© (miao wu) 302 als eine Art Ultra ratio von den übrigen Erfordernissen der Dichtung<br />

abgegrenzt und über jene erhoben wird. Im dreizehnten Abschnitt <strong>des</strong> ersten Kapitels<br />

„Unterscheidung der Dichtung“ wird die Unterordnung der technischen und intellektuellen<br />

Fähigkeiten gegenüber dem spirituellen Gehalt der Dichtung deutlich gemacht:<br />

Nun hat die Dichtung ein anderes Vermögen als das, das mit den Büchern<br />

zusammenhängt; und die Dichtung hat eine andere Inspiration, als die die mit der Vernunft<br />

zusammenhängt! In<strong>des</strong>sen: Wenn man nicht viele Bücher liest und nicht die Vernunft aufs<br />

äußerste beansprucht, ist man nicht imstande, diesen Gipfel zu erklimmen. ... 303<br />

Zum anderen ist seine scharfe und unerbittliche Polemik gegen die <strong>Jiang</strong>xi-Dichtung und<br />

einige Dichter der späten Tang dazu bestimmt, dem Leser jene Stilrichtungen deutlich vor<br />

Augen zu führen, die dem weniger scharf umrissenen Begriff der „mystischen Erleuchtung“<br />

angeblich zuwiderlaufen sowie daraus folgend die Reihen bisher großteils allgemein<br />

301 Der Umstand, daß sich diese Analogie quasi auf das erste Kapitel seiner Poetik beschränkt und in den<br />

folgenden vier Kapiteln nicht mehr in die Einzelheiten geführt wird, führte zu berechtigter Kritik an dem<br />

Anspruch, das Wesen der Dichtung aus diesem Blickwinkel verständlicher zu machen (vergleiche Debon;<br />

Ts’ang-lang; S. 30ff.).<br />

302 Übertragen auf meine Übersetzung von miao im Beziehungsfeld <strong>des</strong> poetischen Denkens <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong>s, würde<br />

miao wu „das Erwachen zur Kunst“ heißen: als das Wach- und Aufmerksamwerden für das in der Kunst hier<br />

und jetzt Notwendige. Siehe auch weiter unten.<br />

303 Debon; Ts’ang-lang; S. 61<br />

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