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Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

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Diese Unterscheidung im Vorwort zu einer Anthologie von <strong>Jiang</strong>xi-Dichtern ist nicht nur<br />

als Kritik an zu oberflächlichen Maßstäben anderer zu verstehen, sondern dient auch dem<br />

Dichter dazu, sich Klarheit über die Möglichkeiten seines eigenen Stils zu verschaffen, deren<br />

mangelnde Kenntnis ihn offenbar in Konflikt mit seinen Vorbildern brachte. Während in der<br />

gerafften Darstellung <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong>s dieser innere Konflikt scheinbar sehr rasch und wie durch<br />

ein Von-selbst-Fortschreiten der Zeit durchgestanden wird, geht Yang Wanli, begleitend zu<br />

fast seinem gesamten poetischen <strong>Werk</strong>, immer wieder von Neuem und unter sich mit dem<br />

Verlauf seiner eigenen Biographie wandelnden Gesichtspunkten darauf ein. Im Vorwort zur<br />

frühesten <strong>Werk</strong>ausgabe, der Gedichtsammlung der Ströme und Seen ¸ÛÂN¦¿´ò°<br />

(Chengzhai jianghu ji) ist bei ihm - lange vor der Entstehung von <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong>s Vorworten - die<br />

Rede vom Verbrennen der eigenen Gedichte:<br />

In jungen Jahren schrieb ich über tausend Gedichte. Im siebten Monat <strong>des</strong> Jahres Renwu<br />

der Ära Shaoxing (1174) verbrannte ich alles. Im Großen und Ganzen gehörten sie (stilistisch)<br />

zur <strong>Jiang</strong>xi-Gruppe. Was ich heute davon aufbewahre, heißt Gedichtsammlung der Ströme<br />

und Seen und ahmt alles in allem die Stile <strong>des</strong> Houshan (Chen Shidao), dann <strong>des</strong> Banshan<br />

(Wang Anshi) und dann der Tang-Dichter nach. Einmal zeigte ich einige Verse, die den<br />

älteren Gedichten ähnlich waren, meinem Freund You Yanzhi. ... Yanzhi schien von ihnen<br />

geradezu betroffen und sprach: Ich hatte mich für das Verbrennen nicht sehr zu schämen, aber das<br />

Aufbewahrte stand wiederum nicht so hoch, daß ich mich nicht dafür schämte. Yanzhi sagte<br />

darauf: - Wofür habe ich mich<br />

also zu schämen, wenn ich diese Sammlung aufbewahre? 271<br />

Hinter dem Vernichten eigener <strong>Werk</strong>e verbirgt sich eine Haltung, die bei <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong> in der<br />

entsprechenden Passage, die kurz vor Ende <strong>des</strong> zweiten Vorwortes ebenfalls das Verbrennen<br />

eigener Gedichte erörtert, noch ausdrücklicher formuliert wird. Die eigene Produktivität<br />

erreicht in den Augen <strong>des</strong> Autors nicht dieselben stilistischen Qualitäten, die er an seinen<br />

Vorbildern bewunderte und scheint ihm <strong>des</strong>halb auf beschämende Weise hinter diesen<br />

zurückzubleiben. Dieser Selbstzweifel begleitet Yang Wanli auch noch in seinen reifsten<br />

Schaffensphasen, und <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong> zwingt sich auf dem Höhepunkt der in seiner Darstellung<br />

angedeuteten Krise gar zur Sprachlosigkeit, wenn er fürchtet, mit seinen Äußerungen an den<br />

Maßstäben <strong>des</strong> Meisters zu scheitern. In den Aussagen beider Dichter schlägt durch, daß sie<br />

im Kampf um die Aneignung stilistischer Vorbilder die Kontinuität der eigenen Entwicklung<br />

erst einmal aus den Augen verloren und so geradewegs in eine persönliche Krise steuerten.<br />

Der vorläufige Ausweg und Trost, den Yang Wanli durch den Zuspruch <strong>des</strong> You Mao<br />

gewiesen bekommt, entspricht sinngemäß dem anonymen Einwand, den <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong> am Ende<br />

<strong>des</strong> zweiten Vorworttextes gegen die von ihm selber vorgegebene Zerstörungslust statuiert:<br />

271 Yang, Wanli; J. 80, S. 672<br />

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