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Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

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seine Familie fast unmittelbar nach dem Tod ihres Gönners und Freun<strong>des</strong> Zhang Jian<br />

besonders hart getroffen haben muß.<br />

Jedenfalls ist darin ein eher ungewöhnlicher Anlaß für ein ci zu sehen. Es ist, wie in den<br />

frühen ci, ein autobiographischer Bezug, der hier durch Einschub eines Subtitels zwischen<br />

den melodiebezogenen Titel und den Verstext für Hörer und Leser vorab offen sichtbar<br />

gemacht wird. Allerdings bleibt es beim Subtitel und der denkbar knappsten Andeutung <strong>des</strong><br />

Ereignisses, während früher an derselben Stelle auch ganze inhaltliche Zusammenhänge <strong>des</strong><br />

Gedichtes vorweggenommen wurden. In jedem Fall sollte dort der Deutung <strong>des</strong> Gedichtes in<br />

Anlehnung an einen mehr oder weniger persönlichen Erlebnisgehalt intensiv nachgeholfen<br />

werden, während nunmehr das persönlich Erlebte zwar noch angedeutet, jedoch wortkarg auf<br />

die Bildung von inhaltlichen Parallelen zu Teilen <strong>des</strong> Gedichttextes verzichtet wird. Aus<br />

dieser Perspektive fällt schon vorab ein Licht auf die Veränderung der persona in den<br />

Gedichten der Spätphase.<br />

Auch die Komposition <strong>des</strong> Textes ist ungewöhnlich, und die beiden Strophen lassen sich<br />

wie zwei Seiten <strong>des</strong>selben Blattes - sehr verschieden ausgebildet, aber unzertrennlich -<br />

betrachten. Die erste Strophe beinhaltet insgesamt nichts anderes als eine metaphorisch<br />

umschriebene, aber doch leicht erkennbare Darstellung <strong>des</strong> eigenen Lebenslaufs. Im ersten<br />

Vers fällt sogleich das Leitmotiv der “Gedichte über das Reisen von einst”, die uns<br />

hauptsächlich im vorigen Kapitel beschäftigt hatten, in’s Auge. Die Verse 2 und 3 ergänzen<br />

den Hinweis in diese Richtung, indem sie mit den Flüssen Xiang und Li in das geographische<br />

Zentrum der Raumordnung jenes Zyklus verweisen und damit auch in die Jugendzeit <strong>des</strong><br />

<strong>Dichters</strong>. Zugleich handelt es sich bei ihnen aber mit noch größerer Deutlichkeit um<br />

Anspielungen auf eine Dichtung aus den Chuci, Qu Yuans “Die Fürstin vom Xiang”. 605<br />

Gegen Ende dieser Dichtung entledigt sich das Ich (Qu Yuan) seiner teuren Kleidung und<br />

wirft sie in den Fluß Li, der zum Einzugsbereich <strong>des</strong> Dongtingsees gehört und in <strong>des</strong>sen<br />

Gewässern die göttliche “Fürstin vom Xiang” ebenso zuhause ist wie im Xiang-Fluß selber.<br />

Durch dieses Opfer hofft er ein Stück Weltlichkeit abzustreifen und den Göttern näher zu<br />

kommen. Doch die große Ambition, die der Anspielung entnommen werden kann, wird noch<br />

von Vers 1 - Reisen von einst führten nicht weit - prädominiert: die Kernaussage der Verse 1<br />

bis 3 erinnert also sehr stark an die Grundkonzeption der Selbstdarstellung in “Gedichte über<br />

das Reisen von einst”, nach der das Ich sein weitgestecktes Ziel zwar mutig und ernsthaft<br />

anstrebt, aber niemals auch nur in seine Nähe zu geraten scheint. Somit wird hier das Bild<br />

eines frühen Lebensabschnittes, das bereits anderweitig in komplexer Form entworfen und<br />

605 Vergleiche Wang, Yi (Kom.); Chuci; in: Guo xue ji ben cong shu; J. 2, S. 30.<br />

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