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Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

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Alten, zu denen vorläufig nur ein einziges Beispiel angeführt wurde, oft ein lockerer, mitunter<br />

auch sprunghafter Erzählton an. Spannungselemente, die zunächst scheinbar auf eine<br />

bestimmte Intention schließen lassen - wie in dem analysierten Gedicht das Aufbrechen- bzw.<br />

Ausruhen-Wollen der Reisenden - werden unerwartet vertauscht und lösen sich so aus einem<br />

direkt überschaubaren Kontext. Die allgemeinverständliche Symbolik - z.B. <strong>des</strong> Reisens als<br />

Metapher der Suche und Unbeständigkeit - reduziert sich dadurch stärker auf eine speziell auf<br />

den Text bezogene Teilbedeutung; ein Vorgang, <strong>des</strong>sen Resultat bei der Analyse moderner<br />

Lyrik als „Chiffre“ bezeichnet wird. 167 Diese Reduktion einzelner Inhalte auf weitgehend<br />

textimmanente, aber doch nicht eindeutige Bedeutungsmöglichkeiten wird besonders in der<br />

shi-Dichtung durch die zyklische Form unterstützt, was vorerst am Beispiel einiger Texte aus<br />

„Gelegentliche Gesänge während <strong>des</strong> Aufenthaltes am Seeufer“ gezeigt wurde. Sie gehört zu<br />

den auffälligsten Stilfiguren in <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong>s lyrischem <strong>Werk</strong> und trägt ebenso zu seiner<br />

Anziehungskraft, wie zu Verständnisproblemen bei.<br />

Ferner war zu beobachten, daß der emotionale Charakter von <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong>s shi-Dichtung<br />

besonders durch das Gefühl der Einsamkeit, mit dem im atmosphärischen Bereich die<br />

Empfindung von Kälte einhergeht, geprägt ist. Dabei läßt sich eine deutliche Tendenz zur<br />

Abgrenzung spüren. Trotz der Rolle als sozialer Außenseiter und Hilfsbedürftiger, die <strong>Jiang</strong><br />

<strong>Kui</strong> Zeit seines Lebens spielen mußte und trotz der, an das Lebensideal eines religiösen<br />

Eremiten anklingenden, Nominierung als Weißstein-Daoist, ist allerdings von spiritueller<br />

Weltverneinung in seiner Dichtung nicht viel zu spüren und auch das andere Motiv, durch das<br />

häufig die Unzufriedenheit mit dem profanen <strong>Das</strong>ein dichterisch verarbeitet wurde, das<br />

Verkanntwerden <strong>des</strong> im Grunde hochbegabten und dienstwilligen Gebildeten, findet sich bei<br />

ihm nur sehr selten. Die Frage, welche verschiedenen Ursachen dennoch dazu führten, daß<br />

<strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong> als Dichter so deutlich auf Distanz zur „Welt“ ging und worauf er damit<br />

hinauswollte, wird uns hier noch nachhaltig beschäftigen.<br />

b) Die ci-Dichtung<br />

Die Unterscheidung der Dichtung in zwei große Gattungen spiegelt aus historischer Sicht<br />

auch eine Entwicklungs- und Bewußtseinsschwelle wider. <strong>Das</strong> bedeutet jedoch nicht, daß<br />

beide Gattungen auch als ebenbürtig angesehen worden wären und noch viel weniger heißt es,<br />

daß die ci-Dichtung, als die jüngere Form, die shi allmählich abgelöst hätte. Sie existierten<br />

167 Vergleiche Definition in Wilpert; Gero v.; Sachwörterbuch der Literatur; 1989, S. 146<br />

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