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Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

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Subjektivität bestimmt, während die anderen Teile <strong>des</strong> Textes jene emotionalen Elemente<br />

beisteuern, die nicht nur die der Gattung ci eigene Sprachmelodik ermöglichen, sondern auch<br />

deren Topik bewahren. So liegen in den Versen 4 (Wohin sind dann die Nadeln mit dem<br />

Ja<strong>des</strong>teine?), 6 (So lag hingestreckt die Kleine.) und 8 (Ein blaues Vöglein singt im Frühling<br />

ganz alleine.) - in denen zudem fast sämtliche Reime <strong>des</strong> Textes enthalten sind - mitunter jene<br />

schematischen Inhalte, durch die der Gedanke der Vergänglichkeit <strong>des</strong> Schönen und der<br />

daraus folgenden Einsamkeit <strong>des</strong>sen, der daran hängt, mit einer Metaphorik <strong>des</strong> Weiblichen<br />

verschmilzt, deren erotischer Einschlag (siehe Vers 6) die Ausdruckskraft <strong>des</strong> ci erhöhen<br />

sollte.<br />

Im Vergleich dieses Textes mit den beiden zuvor interpretierten, um zehn Jahre jüngeren<br />

ci ist hier eine ausgeprägtere Neigung zur Abstraktion festzustellen. Ein Hang zur<br />

Vieldeutigkeit und mithin auch zur Abstraktion <strong>des</strong> inhaltlich Gesagten auf eine höhere Ebene<br />

der Reise- und Landschaftsmetaphorik war zwar schon dort feststellbar, doch bei weitem<br />

nicht so extrem wie hier, wo nur die Vorstellung von der Vergänglichkeit der Pflaumenblüte -<br />

nicht der Gedanke einer persönlich “erlebten” Trennung, nicht die, ebenso persönlich<br />

beziehbare, Frage nach dem Schicksal der Zukunft - ausreicht, um den gesamten Text mit<br />

Spannung zu erfüllen. Von daher ist verständlich, daß das yongwu-Subgenre innerhalb der ci-<br />

Dichtung ein bevorzugtes Vehikel für <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong>s stilistische Entwicklung war. 556 In dem<br />

Maß, in dem das gedankliche Spiel mit dinglichen Reizen in den Mittelpunkt der subjektiven<br />

Intention rückt, wird diese frei vom rein-persönlichen Motiv und findet zur inneren Weite der<br />

dichterischen Erkenntnis, die einen Teil <strong>des</strong> eigenen <strong>Das</strong>eins in der Existenz <strong>des</strong> Dinges<br />

gespiegelt weiß.<br />

b) Entwicklungstufen von Stil und Ausdrucksform<br />

Gestützt auf die chronologische Ordnung der ci durch Xia Chengtao, lassen sich die in<br />

diese eingegliederten Texte 557 ungefähr in drei Phasen einteilen. Am Beginn dieses<br />

Abschnittes wollen wir sie nach ihren stilistischen Grundzügen kurz umreißen. Dabei werden<br />

die Dichtungen, die später im Mittelpunkt der Untersuchung stehen, im voraus mit ihren<br />

556 An dieser zentralen Stelle überschneidet sich meine Sichtweise mit der von Lin, der bemerkt: „It must be<br />

noted here, of course, that in these new yongwu-songs, the purpose is no longer simple self-expression.”<br />

(Transformation; S. 149) Allerdings möchte ich mit dem Aufbau dieses Kapitels zeigen, daß jenes “Vorhaben”,<br />

über den beschränkten “Selbstausdruck” hinauszukommen, durchaus auch unabhängig von den besonderen<br />

Spielregeln <strong>des</strong> Subgenres verfolgt und verwirklicht wurde.<br />

557 Ausgenommen sind damit von vornherein die im letzten Teil der Sammlung (juan 6) enthaltenen zwölf<br />

Texte, die Xia außerhalb seiner Chronologie stellt. Allerdings beziehe ich auch das man “Yangzhou” nicht hier<br />

mit ein, da sein Entstehungsdatum zehn Jahre vor der restlichen Überlieferung für Unklarheiten sorgt und ein<br />

Vergleich mit zeitgleich entstandenen <strong>Werk</strong>en ausgeschlossen ist.<br />

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