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Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

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zunächst vergebliche Suche nach einem Ausweg, wirft ein ironisches Licht auf die scheinbar<br />

selbstbewußte Gelassenheit zurück, mit der der mittlere Abschnitt begann - und schließlich<br />

müssen die Reisenden ihr Boot kletternd aufgeben und werden nur durch die Hilfe Fremder<br />

gerettet.<br />

Die Klimax der Handlung ist nun überschritten, es folgen noch die Verse 19 bis 24, in<br />

denen ein zweiter Handlungsraum eröffnet wird. <strong>Das</strong> Boot, der bisherige Schauplatz, ist<br />

aufgegeben. Die Reisenden finden Aufnahme in einer armen Dorfgemeinschaft, die ihrerseits<br />

von der Außenwelt abgeschnitten ist. Die paar Gefährten konnten zwar glücklich ihrem<br />

Untergang entgehen, aber von der für das Pathos der Reisedichtung typischen Weite, die<br />

Schicksal und Augenblick, Ort und Welt überspannt, bleibt im Verlauf dieses Gedichtes nicht<br />

viel übrig.<br />

<strong>Das</strong> Markante der formalen Versstruktur beschränkt sich im wesentlichen auf syntaktisch<br />

und begrifflich parallel verlaufende Verspaare - 對句 (dui ju) - wie Vers 5 und 7:<br />

岸冰一尺厚... „Ufereis - ein chi dick...“ 116<br />

岸雪一丈深... „Uferschnee - ein zhang tief...“<br />

und Vers 15 und 16 (in der vierten Strophe der Übersetzung):<br />

欲上... Wir wollten (das Ufer) ersteigen - ...<br />

欲留... Wir wollten verharren - ...<br />

Betrachtet man die Stellung der parallel gebauten Verspaare innerhalb <strong>des</strong> Textes<br />

genauer, so läßt sich leicht feststellen, daß sie immer dort positioniert sind, wo die Steigerung<br />

<strong>des</strong> Bedrohlichen einen Höhepunkt erreicht. <strong>Das</strong> Element <strong>des</strong> Bedrohlichen trägt auf den<br />

ersten Blick am meisten zum Spannungsverlauf dieses Gedichtes bei und ergibt sich<br />

gewissermaßen von selbst aus der Unberechenbarkeit der äußeren Natur, nicht durch ein<br />

irgendwie konkreter ins Auge faßbares Gegenüber (schon in der Ziellosigkeit aller<br />

Reiseunternehmungen innerhalb dieses Zyklus wird das einzelne und damit potentiell ich-<br />

bezogene Gegenüber ausgeschwiegen).<br />

116 Um den parallelen Satzbau hier auch im Deutschen sichtbar werden zu lassen, wurde in diesem Fall eine<br />

wörtliche Übersetzung der beiden Verse anstelle der im Gesamtkontext vorangegangenen vorgezogen.<br />

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