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Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

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“einige überraschend irrelevante Informationen” 577 , mehr oder weniger abtut, gebührendere<br />

Aufmerksamkeit zu widmen.<br />

Tatsächlich enthält das Vorwort keinerlei “irrelevante Informationen”, sondern ist<br />

offenbar dazu konzipiert, die ästhetische Erfahrung, die das immer wieder gesuchte<br />

Vergnügen bei den Wasserlilien vermittelt, als langjährigen Gegenstand der Erfahrung<br />

hervorzuheben. Die reizvolle landschaftliche Umgebung von Wuling, am Fluß Yuan in<br />

Hubei 578 , kommt zwar im Zusammenhang mit der Beschreibung der dortigen Ausflüge am<br />

meisten zur Geltung, doch Hinweise auf ein konkretes Ereignis, das dem Ort eine besondere<br />

Bedeutung geben könnte, fehlen. Alle drei genannten Orte werden durch die Schönheit ihrer<br />

Wasserlilienufer auf einer gemeinsamen Vorstellungsebene, deren einziger Gegenstand der<br />

ästhetische Genuß dieser Schönheit ist, vereint. <strong>Das</strong> ist offensichtlich, denn anders wäre nicht<br />

erklärbar, wie Vers 10, mit dem die zweite Strophe beginnt, so auffällig mit der im Vorwort<br />

enthaltenen Beschreibung der nach dem Absinken der herbstlichen Flut über dem Seegrund<br />

schirmartig Schatten werfenden Lotosgewächse übereinstimmen könnte. <strong>Das</strong> Vorwort deutet<br />

ja zum Schluß an, daß die Beschreibung im lyrischen Text die Westseelandschaft vor Augen<br />

führen will, die weder in geographischer, noch in literarischer oder historischer Hinsicht<br />

irgend ein auffallender Sachverhalt mit der Umgebung der Provinzstadt Wuling verbindet.<br />

<strong>Das</strong> verbindende Element besteht allein in dem Vergnügen an den Wasserlilien, das durch das<br />

Vorwort bereits in vollkommen dichterischer Form angedeutet wurde, ohne seinen<br />

eigentlichen Grund zu verraten. Die wesentliche Formulierung liegt etwa in der Mitte der<br />

Landschaftsbeschreibung in dem Satz: Unsere Gedanken waren im Zustand tiefer<br />

Ungestörtheit, als wäre dieser Ort nicht von der Art menschlicher Umgebungen. Der<br />

ästhetische Genuß scheint also in etwas Übermenschlichem, zumin<strong>des</strong>t aber Unerklärlichem<br />

zu wurzeln. Dieses Unerklärliche begleitet das Ich <strong>des</strong> Vorwortes von Ort zu Ort, ohne sich<br />

selbst zu verändern: Wuling, Wuxing, der Westsee bei Hangzhou - min<strong>des</strong>tens eine<br />

Zeitstrecke von vier Jahren, vielleicht eine sehr viel längere 579 , überbrückt das Vorwort.Es ist<br />

bekannt, daß sich existentielle Veränderungen in dieser Zeit zutrugen und daß sie in früheren<br />

Gedichten zur Sprache kamen. Nichts davon mehr hier! Die strukturelle Relevanz <strong>des</strong><br />

Vorworttextes - nicht die seiner inhaltlichen Aussagen - ist deutlich. Er bereitet darauf vor,<br />

daß das folgende Gedicht von etwas spricht, das im unsteten Gang <strong>des</strong> “wirklichen” Lebens<br />

577 ebenda<br />

578 LDJ; 63-64, 5/6<br />

579 Wuling liegt im geographischen Umkreis der “Gedichte über das Reisen von einst”. Die dortigen Aufenthalte<br />

<strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong>s können also zwischen der Mitte der siebziger Jahre und 1186 stattgefunden haben.<br />

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