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Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

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spielen, auf Blasinstrumente zu übertragen (pin; siehe Anmerkung 217) und<br />

schuf daraus diese Notation, für welche tatsächlich der Shuang-Modus gilt!<br />

Nun ist es grad’ wieder soweit: der Frühling kehrt heim;<br />

Die Weidenzweige in der Dämmerung wie Seidenfäden,<br />

Wo zur Abenstunde schreien Krähen.<br />

Träumend dem geschmückten Reiter nachzugehen...<br />

Mein Herz, das nur von Düften <strong>des</strong> Frühlings erfüllt ist, schweige.<br />

Die Piba wird es zu sagen verstehen.<br />

工解作醉吟商湖渭州<br />

因求得品弦法譯成此<br />

譜實雙聲耳<br />

又正是春歸<br />

細柳暗黃千縷<br />

暮鴉啼處<br />

夢逐金鞍去<br />

一點芳心休訴<br />

琵琶解語<br />

<strong>Das</strong> verstummende Ich - hier eine Frau, die ihrem fortgezogenen Geliebten, dem<br />

geschmückten Reiter nachsinnt - vertraut sein Herz der Piba an, deren Saiten es zu sagen<br />

verstehen.<br />

Wer <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong> mißverstehen wollte, könnte in diesem Falle leicht vorgeben, das Vorwort<br />

deute zwar auf interessante Weise an, was hinter dem Gedichtlein stecke, diene aber<br />

eigentlich nur dazu, von dem was nicht in ihm stecke abzulenken. Tatsächlich besteht der<br />

lyrische Text zum größten Teil aus sprachlichen Bildern, die dem jedermann zugänglichen<br />

Inventar der ci-Dichtung entnommen sind und in ihrer konventionellen Abfolge zunächst<br />

einen manirierten Eindruck machen. Was jedoch auffallen muß, ist der Anfang <strong>des</strong> ersten<br />

Verses, der das Gedicht wegen seiner Kürze um so durchgreifender bestimmt. Ich habe diesen<br />

Anfang absichtlich durch das Einsetzen eines Doppelpunktes syntaktisch vom Rest <strong>des</strong><br />

Verses - und im Grunde vom ganzen Gedicht - abgehoben, denn er besteht aus drei<br />

Schriftzeichen, die nach Zhang Yans Poetik „Ursprünge der ci-Dichtung“ (13. Jahrhundert)<br />

einer besonderen Wortkategorie zuzuordnen sind. Die aus den drei Zeichen<br />

zusammengesetzte, einleitende Wendung 又正是 (you zheng shi... - Nun ist es grad’ wieder<br />

soweit:...) hebt sich von dem übrigen Wortmaterial <strong>des</strong> gesamten Textes deutlich ab, da sie<br />

inhaltlich nicht für sich bestehen kann, sondern auf die Aussage <strong>des</strong>sen, was sich ihr<br />

anschließt, angewiesen ist. Aus dieser eher strukturellen Funktion, die noch innerhalb <strong>des</strong><br />

Verses inhaltlich ergänzt werden muß, resultiert in Zhang Yans Poetik die Bezeichnung<br />

„Leerworte“ 虛字 (xu zi), im Gegensatz zu „vollen“ oder „substantiellen Worten“ 實字 (shi<br />

zi). 218 Zhang unterteilt die Kategorie <strong>des</strong>weiteren in drei Gruppen, bestehend aus einsilbigen,<br />

218 Zhang Yan; Ci yuan; J. 2, S. 25-26 & Lin; Transformation; S. 133ff.<br />

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