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Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

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unter das Proskriptionsedikt gegen die Zhu-Xi-Anhänger fallen ließ. Nach seiner<br />

Rehabilitation für die Kriegszwecke der vormaligen Ächter suchte er sich als Heerführer zu<br />

bewähren, scheiterte und lehnte erst dann die Rückberufung auf einen zivilen Posten<br />

verbittert ab. 368 Sein Tod wenig später, etwa dreizehn Jahre nachdem dieser heiter-<br />

ermutigende Zuspruch <strong>des</strong> Dichterfreun<strong>des</strong> <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong> erfolgte, bezeichnet das Ende eines<br />

Lebens, das möglicherweise jenen inneren Konflikten zwischen dem Individuum und der<br />

Inanspruchnahme durch Staat und Politik nicht gewachsen war. Ob nun der Dichter den<br />

Charakter seines Freun<strong>des</strong> wirklich so gut kannte, daß er ihn <strong>des</strong>wegen am Ende scherzhaft<br />

abrupt - einmal mit Pflicht beladen, dann als Dichterkameraden - die Rollen tauschen läßt,<br />

nachdem er in der vorletzten Strophe - wie noch zu zeigen sein wird - auch an die<br />

Schattenseite <strong>des</strong> inneren Konfliktes zu rühren wagt, ist aus dieser Distanz und ohne eine<br />

genauere Kenntnis der Freundschaft der beiden nicht nachweisbar. Doch es soll versucht<br />

werden, mit Blick auf die Struktur <strong>des</strong> Textes, so viel wie möglich von seiner Aussagekraft<br />

und der sich darin widerspiegelnden Beziehung zwischen den beiden zurückzugewinnen, um<br />

die Bedeutung der Dichtung auch für diese Freundschaft ermessen zu können.<br />

Nach meiner Analyse stimmen im Text die Reimschemata der ersten und letzten und die<br />

der mittleren fünf Strophen überein. Der Reimlaut bleibt nicht, wie in vielen Gedichten im<br />

alten Stil, durchgehend derselbe, sondern wechselt entsprechend dem unregelmäßigen<br />

Muster, das in der Übersetzung ablesbar ist. Demnach sind die Strophen im Original, wenn<br />

nicht optisch, so doch klanglich klar unterscheidbar, was die Wahrnehmung inhaltlicher<br />

Abschnitte - nacheinander folgender Stadien, die die Rede an den Freund und über ihn<br />

durchläuft, umso eher ermöglicht. Die aus je zwei Paarreimen gebildete erste und letzte<br />

Strophe grenzen den relativ langen Text nicht nur äußerlich ein, sondern wirken auch<br />

mäßigend auf den Redefluß, der in den mittleren Strophen nach dem Reimschema a a x a<br />

etwas mehr Unruhe birgt. Es ist der Charakter <strong>des</strong> Gemäßigten und Gesetzten, der durchweg<br />

für einen Ausgleich innerhalb der rhythmischen Spannung sorgt und den heiteren Ton auf<br />

diese Weise mitträgt.<br />

In den zwei Verspaaren der ersten Strophe wird zunächst die doppelte Wurzel der<br />

Freundschaft beider bezeichnet: ihre gemeinsame Heimat Jinghu 369 und die jeden gegenüber<br />

dem anderen schon im voraus auszeichnende Geltung als Dichter, die sie schließlich im<br />

368 Vergleiche SS; S. 12088-12090<br />

369 Jinghu war in der Song-Zeit die Bezeichnung für ein Gebiet, das in etwa den heutigen Provinzen Hunan und<br />

Hubei entsprach. Xiang Anshi stammte aus <strong>Jiang</strong>lingfu am Yangzi, was wenige Tagesreisen stromauf von <strong>Jiang</strong><br />

<strong>Kui</strong>s Jugendheimat Hanyang lag. (LDJ; 63-64, 6/5)<br />

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