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Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

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auch emotional (...fand mich betroffen zwischen einst und jetzt wieder) unüberschaubar<br />

gemacht wird. Die wahrscheinliche Anspielung auf die aktuelle politisch-militärische Lage,<br />

die in dem kaum anders zu deutenden Hinweis auf das Shi jing-Lied anklingt, wird durch die<br />

leichte Ironie, mit der <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong> hier über die Verse Du Mus spricht, deutlich abgeschwächt:<br />

Doch schwer fällt ihm tieferer Sinn und dennoch ist sein Stil ...gekonnt ¤u und ...schön (im<br />

Sinn von „gefällig“) 好.<br />

Bis hierhin wäre festzuhalten:<br />

1. <strong>Das</strong> Vorwort benennt zunächst Zeit und Ort genau und führt dann in lyrischem<br />

Erzählton auf den intuitiven Moment hin, aus dem der Gedanke für Gedicht und<br />

Komposition entstand.<br />

2. Inhaltlich wird zwar ein Großteil der im Vorwort festgehaltenen Eindrücke in die erste<br />

Strophe kopiert, diese reflektiert aber das zunächst nur für sich beschriebene Erlebnis<br />

im zeitgeschichtlichen Kontext und rückt damit von der ich-gebundenen Empfindung<br />

ein Stück ab.<br />

3. Nach dem Wechsel zur zweiten Strophe wird der zeitgeschichtliche Kontext durch den<br />

literarischen abgelöst. In der diskursiven Sprechweise, die hier am deutlichsten wird,<br />

dringt die Stimme <strong>des</strong> Literaten (wen ren) am deutlichsten durch. Zum<br />

unvorhergesehenen Reiseeindruck und <strong>des</strong>sen Reflexion auf dem Hintergrund <strong>des</strong><br />

Zeitgeschehens mischt sich nun auch noch der Vergleich mit der Wahrnehmung eines<br />

historischen <strong>Dichters</strong>, die vom äußeren Zustand <strong>des</strong> Ortes und von der eigenen<br />

Empfindung wesentlich abweicht.<br />

Der Yangzhou-Topos wird also in Verbindung mit einem persönlichen Reiseerlebnis, dem<br />

zeitgenössischen Kriegsgrauen und seinen literarischen Wurzeln gebracht. Fließende<br />

Übergänge zwischen Intuiton und Reflexion wirken auf den Sprachmodus ein, so daß er<br />

zusehends diskursiven Charakter annimmt. In Vers 6 und 8 erfolgt erst das Einblenden<br />

historischer Fakten und Hintergründe, in Vers 12-16 wird dann noch indirekter durch<br />

rhetorische Figuren – Müßte wohl...käme er (Vers 13; Konjunktiv) und Zwar...,doch... (Vers<br />

14-16; Konzessivsatz) - gesprochen. Dieses indirekte, den Gegenstand unter verschiedenen<br />

Aspekten zeigende Sprechen wirkt als Mehrstimmigkeit, die zudem eine eindeutige Aussage<br />

über den inhaltlichen Zusammenhang verhindert.<br />

In den Versen 17 bis 20 wird dann die geschichtliche Überlagerung <strong>des</strong> Bewußtseins<br />

wieder durchbrochen, die Wahrnehmung aus ihrer Verstrickung in die Vergangenheit wieder<br />

in die Gegenwart zurückgeholt: Yangzhou, die Stadt der vierundzwanzig großen Brücken ist<br />

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