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Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

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hua-Tradition eindeutig zuwider, denn er suchte nicht den geistigen Austausch mit<br />

Zeitgenossen seines Geschmacks, um seine Gedanken zu aktuellen Problemen <strong>des</strong> Dichtens<br />

zu beflügeln. Scherzhafte Bemerkungen, Anekdoten und Exkurse in die literarische Szene<br />

fehlen in diesen Aufzeichnungen ganz und, wie zu sehen war, konzentriert sich alles auf das<br />

Ernstnehmen und Verinnerlichen <strong>des</strong> handwerklichen und somit erlernbaren Anteils der<br />

Dichtung, der als Voraussetzung für alles weitere gilt. Dieses <strong>Werk</strong> richtet sich nicht an den<br />

gleichgestellten Literaten, sondern an den Lernwilligen; es stützt seinen Anspruch gleichsam<br />

auf die Ordnung <strong>des</strong> heiligen Gebirges, in der kleine und große Berge - Bild für die geistigen<br />

Rangunterschiede der Dichter - nach denselben Gesetzen ein ganzes Massiv bilden.<br />

Jene praktischen Voraussetzungen wären aber nicht der Aufmerksamkeit eines vor der<br />

Welt schon Verborgenen (yin zhe), der das Ziel der überdurchschnittlichen Verlängerung <strong>des</strong><br />

Lebens erreicht hat, würdig, wenn nicht in ihnen auch das eigentliche Geheimnis großer<br />

Dichtung läge. Die erlernbaren handwerklichen Methoden der Dichtkunst werden durch das<br />

Vorwort symbolisch mit den daoistischen Methoden zur „Pflege <strong>des</strong> Lebens“ ¾i¥Í<br />

gleichgesetzt, die eine völlige Übereinstimmung der individuellen Handlungsweisen mit dem<br />

Dao und so die Lebensverlängerung bewirken sollen.<br />

Zum Abschluß wird diese Analogie dann nochmals durch Anspielung auf einen Text <strong>des</strong><br />

Tang-<strong>Dichters</strong> Han Yu abgestützt. Dieser berichtet in einem Vorwort von dem, hier ebenfalls<br />

wie unvermittelt am Ende <strong>des</strong> Textes genannten, daoistischen Heiligen Xuanyuan Miming,<br />

der im Heng-Gebirge lebte, jedoch einst im hohen Alter diese abgeschiedene, heilige Gegend<br />

verließ, um einen gewissen Shifu in der Hauptstadt zu besuchen. Dieser Bekannte soll<br />

seinerseits zuvor etliche Wallfahrten in das Heng-Gebirge unternommen haben, bei denen er<br />

mehrmals mit dem jenem zusammengetroffen war. Im Haus <strong>des</strong> Bekannten trifft der fremde<br />

Gast eines Abends auf einen jungen, eben erst zu Ruhm gelangten Dichter namens Si Xi, der<br />

sich durch das häßliche Aussehen Xuanyuan Mimings so sehr abgestoßen fühlt, daß er ihm<br />

keine weitere Aufmerksamkeit schenken zu müssen glaubt. Die Lektüre läßt erstmals<br />

aufmerken, wenn es hinsichtlich <strong>des</strong> Fremdlings (Xuanyuan Miming) heißt:<br />

Sein Erscheinungsbild war äußerst abstoßend. Weißhaarig und schwarzgesichtig, mit<br />

langem Hals und einem hohen Kehlkopf, in welchem überdies noch irgend ein Dialekt aus<br />

Chu produziert wurde 中又作楚語, sah Xi durch ihn hindurch, als existierte er gar nicht.<br />

Zunächst erscheint hier die Dialektsprache <strong>des</strong> Fremden nur als ein weiteres, eher<br />

nebensächliches Phänomen seiner provinziellen Ungehobeltheit, in <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong>s Text findet<br />

aber ausgerechnet sie eine Parallele in der an der betreffenden Stelle fast unvermittelten Frage<br />

<strong>des</strong> ruoshi an den Wanderer, welchen Dialekt dieser spreche. Bei <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong> wird die Antwort<br />

auf jene Frage nur indirekt und inhaltslos gegeben (Ich antwortete ihm wahrheitsgemäß...),<br />

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