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Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

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Daraufhin machte jener das Lied vom Gelöstsein und den Bericht vom Gelöstsein, um<br />

dieses Gelöstsein zu beschreiben.<br />

2.2. Die Rolle der Dichtung innerhalb einer „Ideologie <strong>des</strong> Rückzugs“<br />

In den poetischen <strong>Werk</strong>en Lu Guimengs finden sich zahlreiche Dichtungen und Vorworte,<br />

in denen er seine persönlichen Ideen vom „Gelöstsein“ bzw. vom zurückgezogenen<br />

Privatleben Gestalt zu geben versucht. Er hat - und das unterscheidet ihn von vielen anderen<br />

Dichtern, die das Motiv <strong>des</strong> Rückzuges eher in einzelnen <strong>Werk</strong>en oder während bestimmter<br />

Schaffensphasen für sich beanspruchten - dieses Motiv offenbar weit in das Zentrum seines<br />

dichterischen Schaffens gerückt. Von dort aus wirkt es nicht nur stark auf die inhaltliche<br />

Darstellung seiner äußeren Lebensweise und Persönlichkeit, sondern auch in seinen Stil<br />

hinein. Durch die Erweiterung <strong>des</strong> Rückzuges zum „Gelöstsein“ - die ja im Grunde nicht viel<br />

mehr ist, als eine Umdeutung <strong>des</strong> negativen Aspektes der Flucht zum positiven Aspekt der<br />

Freiheit - wird die letzte Fessel, die das Individuum noch an die „Zwänge“ der Gemeinschaft<br />

bindet, das schmerzhafte Fühlen <strong>des</strong> Gegensatzes, durchtrennt. So erklärt sich die<br />

Schamlosigkeit, mit der jener Außenseiter - für den es ein Außen oder Innen im Grunde gar<br />

nicht mehr gibt - die Bedeutung <strong>des</strong> Wortes „lose“ 散, gemeint etwa im Sinne von<br />

„verantwortungs-los“, mit der von „gelöst“ 散, im Sinne von „entspannt“ oder „ungebunden“,<br />

vertauscht.<br />

In Lus Texten, besonders den Vorworten, äußert sich eine ausgeprägte Neigung zu<br />

Wortspielen. Sie ist eines der exponiertesten Merkmale seines Umgangs mit der Sprache. Er<br />

liebte es offensichtlich, einzelne Worte oder vielmehr Schriftzeichen, deren philosophisch-<br />

literarische Wurzeln für den Homme de lettres nicht im Verborgenen lagen, in einen eigenen<br />

Sinn umzudeuten und sie so für sich zu vereinnahmen - eine Technik, die bekanntlich<br />

Jahrhunderte später von Huang Tingjian und anderen verfeinert wurde, schließlich aber als<br />

allgemeine literarische Bewegung zu einer Normierung und Standardisierung führte, gegen<br />

die Yang Wanli, <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong> und viele andere ihre eigenen Stilrichtungen behaupten und<br />

durchsetzen mußten. Bei Lu haben wir es dagegen mit einem unbewußten Vorläufer der<br />

späteren Bewegung zu tun, der, aus der Perspektive der Generation <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong>s, im Rücken der<br />

großen Protagonisten bislang kaum beachtet worden war und <strong>des</strong>sen Ideen von jener<br />

Konventionalität, der er und seine Zeitgenossen sich widersetzten, unbeeinträchtigt waren.<br />

Es gilt nun an einem weiteren Textbeispiel unter den zahlreichen Vorworten, mit denen<br />

Lu seine lyrischen Texte ausstattete - auch das ein Detail, in dem seine Dichtung der <strong>Jiang</strong><br />

<strong>Kui</strong>s nahekommt - zu zeigen, wie er den Gedanken <strong>des</strong> „Gelöstseins“ als eigensinnige<br />

Ausprägung <strong>des</strong> Rückzugsmotives in ein dichterisches Konzept überträgt. <strong>Das</strong> Vorwort<br />

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