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Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

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Eine Ursache für die Erfolglosigkeit vieler Literaten und die soziale Not, die über die<br />

gesamte Dauer der Südlichen Song diese Gesellschaftsklasse plagte, war die Übervölkerung<br />

der im Reich verbliebenen Gebiete mit fremden Flüchtlingen aus dem Norden. 61 Vor den<br />

Eroberern geflohen waren vor allem Mitglieder der in der zivilen und militärischen<br />

Verwaltung führenden Schichten, die sich allein schon aus sittlichen Motiven zur Loyalität<br />

gegenüber der alten Dynastie verpflichtet fühlten und der bevorstehenden Umwälzung und<br />

Reorganisation ihrer beruflichen Wirkungsfelder durch die neuen Machthaber mißtrauten.<br />

Diese Heimatlosen emigrierten nach 1127, dem Jahr der Eroberung Kaifengs (Bian) durch die<br />

Truppen der Jin, über einen längeren Zeitraum nach Süden und trugen dadurch unfreiwillig<br />

zur Verstärkung eines Problems bei, das etwa seit der Mitte <strong>des</strong> zehnten Jahrhunderts<br />

zunahm: eines Überhangs von Examenskandidaten und Anwärtern auf Posten im höheren<br />

Staatsdienst. 62 Die Zahl derer, die den Wettbewerb um Prüfungen und Ämter, der oft auch<br />

durch Bestechung oder Vetternwirtschaft betrieben wurde, nicht zu ihren Gunsten entscheiden<br />

konnten, war groß und das Gefühl der Stan<strong>des</strong>zugehörigkeit verbot den meisten, andere Wege<br />

einzuschlagen. In einer Zeit anhaltender wirtschaftlicher Prosperität konnten allerdings viele<br />

dieser „überschüssigen Beamten“ 冗官 (rong guan), wo sie sich darauf verstanden, ihre<br />

Bildung für private Zwecke nutzbar zu machen, als geistreiche Gesellschafter, Künstler,<br />

Gelehrte etc. in die Dienste der reichen Oberschicht treten, die im Süden <strong>des</strong> Yangzi-<br />

Unterlaufes besonders zahlreich war. Diese Klasse von Hause aus fast mittelloser, „reiner<br />

Gäste“ 清客 (qing ke), die dennoch bisweilen wie selbstverständlich am Luxus und an den<br />

geselligen Aktivitäten der Elite teilhatten, war nach außen nicht fest umrissen, doch <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong><br />

läßt sich, wie im weiteren noch klarer zu sehen sein wird, bedingt dazu zählen.<br />

b) Eine Randfigur in der Mitte<br />

Da viele Literaten - und unter ihnen nicht wenige, die als Dichter wirkten - dazu<br />

verurteilt waren, an den gesteckten Zielen zu scheitern, noch bevor ihre Karriere beginnen<br />

konnte, scheint nichts näherliegender, als daß das Thema der Absonderung von der<br />

Gesellschaft auch in der Dichtung aus einer neuen, zeitgemäßen Perspektive gesehen und<br />

anders angegangen wurde. Neben diesem, an sich noch mit der literarischen Tradition<br />

vereinbaren, Motiv entstand auf demselben Hintergrund aber auch eine Tendenz zur<br />

Profanisierung der Dichtung; es wurden von literarisch gebildeten, schriftstellerisch versierten<br />

61 Eine umfangreichere Studie, die sich ausführlich mit den Auswirkungen dieses Problems auf die Dichtung der<br />

Südlichen Song beschäftigt, ist die von Zhang, Housheng; <strong>Jiang</strong>hu shi pai yan jiu; Beijing 1995. Ich halte mich<br />

im folgenden an seine Ausführungen auf den Seiten 61 - 87.<br />

62 Lin; Transformation; S. 5 & Zhang, Housheng; S. 9<br />

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