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Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

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ewegte, erscheint offensichtlich. Ein Großteil seiner shi-Dichtung beschäftigt sich inhaltlich<br />

mit der Legitimation der Beschaffenheit einer eigenen, „nutzlosen“ Person, die ja zeitlebens<br />

in einem schiefen Verhältnis zum Idealtypus <strong>des</strong> Literaten stand. Besonders oft findet sich<br />

diese Thematik in solchen Texten, die sich dem Titel zufolge unmittelbar an Bekannte oder<br />

Freunde richten, die also auf einem direkten Weg an ihre(n) Leser kamen. Die<br />

Entschiedenheit, mit der sich <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong> in dieser Dichtung zu seiner äußeren Erfolglosigkeit<br />

und scheinbar nur privaten Leiden bekennt, gibt ihrer Aussage zwar oft einen erfrischend<br />

unzeitgemäßen Charakter, aber es scheint insgesamt, als wäre er als shi-Dichter allzu einseitig<br />

an diesen ihn auch in seiner Dichtung zum Außenseiter stempelnden Konfliktstoff gefesselt<br />

gewesen.<br />

Nicht so in den ci. <strong>Das</strong> Publikum, an das er sich dort wendete, dachte anders; auch wenn<br />

die Individuen häufig dieselben gewesen sein dürften. In seinen ci äußert sich eine nach Innen<br />

differenziertere, weniger an literarischer Stilisierung der eigenen Person (siehe „Weißstein-<br />

Daoist“) orientierte Selbstwahrnehmung. Deren Klarheit und Formvielfalt ist jedoch auch<br />

innerhalb der Gattung, zwischen den beiden Hauptgruppen abgestuft.<br />

Die aus den metrischen und musikalischen Vorbedingungen beider Formen resultierenden<br />

Einflüsse auf die stilistische Ausprägung seien hier allgemein vorskizziert:<br />

1. Metrisch und inhaltlich ermöglichte die man-Form eine narrative und dazu oft<br />

fragmentarische Textstruktur, während die ling-Formen eine bündigere, inhaltlich oft<br />

konzisere Sprache verlangten.<br />

2. Musikalisch war bei den ling eine Übereinstimmung von Versmetren und Phrasierung<br />

dringender erforderlich, als bei den man, wo eine Überlappung von Wort- und<br />

Musiktexteinheiten bei <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong> in der Regel häufiger vorkommt. In einer<br />

musikalischen Phrase konnten bis zu zwei Zeilen <strong>des</strong> Worttextes zusammengefaßt<br />

werden. <strong>Das</strong> bedeutet, daß beispielsweise Strophen, die sich ungleich lang lasen, nicht<br />

unbedingt auch so zu hören waren, wenn die längere Strophe entsprechend mehr<br />

versübergreifende Phrasen enthielt, als die kürzere; es bedeutet ebenso, daß<br />

symmetrische Verse musikalisch umstrukturiert werden konnten. 205<br />

205 <strong>Das</strong> nicht-parallele Verhältnis von Versmetrum und musikalischer Phrase wird von Laurence Picken in<br />

seinem Aufsatz über <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong>s ci-Musik als wesentlicher Faktor der formalen Entwicklung von den ling-<br />

Formen (die metrisch noch enger an die regelmäßigen Verse der shi-Dichtung angelehnt waren) zur man-Form<br />

mit unregelmäßigen Versmetren angeführt:<br />

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