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Massenarbeiter und Personalpolitik in Deutschland ... - ISF München

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von personalbed<strong>in</strong>gten Produktionsschwankungen e<strong>in</strong>gesetzt waren, werden<br />

zunehmend als Mittel e<strong>in</strong>es gewissermaßen schleichenden Personalabbaus<br />

e<strong>in</strong>gesetzt.<br />

Die Zahl der Zeitverträge schwankte nicht nur im Zeitablauf, sondern auch zwischen<br />

den Standorten erheblich. Besonders ausgeprägt war der Rückgriff auf Zeitverträge<br />

an den deutschen Standorten TB, SV <strong>und</strong> TC, wo die Zahl der befristet<br />

e<strong>in</strong>gestellten Arbeitskräfte <strong>in</strong> den Jahren 1985 <strong>und</strong> 1986 bei über 10 %, am Standort<br />

TC im Jahre 1986 sogar bei 20 % der Fertigungsbelegschaft lag; am letztgenannten<br />

Standort gelang es allerd<strong>in</strong>gs 1987, knapp die Hälfte der befristeten Arbeitsverträge<br />

<strong>in</strong> unbefristete Beschäftigungsverhältnisse umzuwandeln. Demgegenüber lag <strong>in</strong> den<br />

Jahren 1984 <strong>und</strong> 1985 der entsprechende Anteil der befristet e<strong>in</strong>gestellten Arbeitskräfte<br />

am französischen Standort SA mit ca. 5 % der Fertigungsbelegschaft deutlich<br />

niedriger <strong>und</strong> tendierte im Jahr 1986 nach null. In diesem Jahr setzte am Standort<br />

SA bereits der zweite Schub des Personalabbaus e<strong>in</strong>, der 1987 zu Massenentlassungen<br />

(vgl. unten) <strong>und</strong> zur Schließung e<strong>in</strong>es "Schwesterwerkes" führt (Personalcomputer,<br />

aber bei Bedarf auch Übernahme von Produktionsaufgaben für Werk SA).<br />

In der B<strong>und</strong>esrepublik <strong>Deutschland</strong> greifen e<strong>in</strong>ige Standorte während dieser<br />

Phase auch auf Instrumente des Arbeitsförderungsgesetzes - <strong>in</strong>sbesondere<br />

Kurzarbeit - zurück, um den drohenden bzw. von der Konzernzentrale<br />

verfügten Personalabbau im Zeitablauf abzufedern. So waren am<br />

Standort SV im ersten Halbjahr 1987 (Erhebungszeitraum) für die gesamte<br />

Belegschaft 27 Kurzarbeitstage angeordnet worden. Die zeitliche<br />

Lage der Kurzarbeitstage wurde bewußt so gewählt, daß damit auch saisonale<br />

Nachfrageschwankungen ausgeglichen werden konnten.<br />

Die Saisonschwankungen weisen - wie sich aus betrieblichen Unterlagen an mehreren<br />

Standorten ergibt - im Jahresablauf e<strong>in</strong>en typischen Verlauf auf: Die Verkaufszahlen<br />

von Fernsehgeräten steigen gegen Jahresende (Weihnachtsgeschäft) <strong>und</strong> s<strong>in</strong>ken<br />

im ersten Halbjahr des darauf folgenden Jahres wieder ab. Solche saisonalen<br />

Schwankungen haben naturgemäß Rückwirkungen auf die Produktion. So standen<br />

nach Expertenaussagen am Standort TC im ersten Halbjahr 1987 e<strong>in</strong>em Produktionsanfall<br />

von 45 % 123 Arbeitstage gegenüber, während im 2. Halbjahr 55 % des<br />

Produktionsanfalles mit 102 Arbeitstagen bewältigt werden mußte (Int. D 21).<br />

Im gleichen S<strong>in</strong>ne werden an den deutschen Standorten ab Mitte der 80er<br />

Jahre auch die tariflichen Arbeitszeitverkürzungen im Bereich der Metall<strong>in</strong>dustrie<br />

genutzt. Sie wurden zu Blockschichten zusammengefaßt, die<br />

jeweils im ersten Halbjahr zu Freischichten führen, während im zweiten<br />

Halbjahr Sonderschichten angesetzt wurden. Wir kommen auf die beson-<br />

Düll/Bechtle/Moldaschl (1991): <strong>Massenarbeiter</strong> <strong>und</strong> <strong>Personalpolitik</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> <strong>und</strong> Frankreich.<br />

URN: http://nbn-resolv<strong>in</strong>g.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-100374

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