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Massenarbeiter und Personalpolitik in Deutschland ... - ISF München

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des Unternehmensverb<strong>und</strong>es (30-40 % des gesamten Umsatzes). Zu berücksichtigen<br />

ist dabei, daß der Standort VA bei e<strong>in</strong>em jährlichen Produktionsausstoß<br />

von ca. 3 Mio. Bildröhren (1987) Automatisierungstechniken<br />

unter ungleich besseren skalenökonomischen Voraussetzungen e<strong>in</strong>setzen<br />

kann als die übrigen Standorte des Unternehmens.<br />

Als <strong>in</strong>nerer Stabilisierungsfaktor ist e<strong>in</strong> dichtes <strong>und</strong> auf Dauer angelegtes<br />

Verhandlungsgeflecht zwischen dem betrieblichen Management, staatlichen<br />

Stellen, örtlichen Gewerkschaften <strong>und</strong> dem betrieblichen Vertretungsorgan<br />

der Arbeitskräfte anzusehen. Dieses Verhandlungssystem sichert<br />

die Durchsetzung der Rentabilitäts<strong>in</strong>teressen <strong>und</strong> die soziale Akzeptanz<br />

des betrieblichen Leistungsanspruches solange, als das "Ganze" nicht<br />

auf dem Spiel steht. Das betriebliche Management ist daher bemüht, die<br />

örtlichen Gewerkschaften <strong>und</strong> Vertretungsorgane der Arbeitskräfte gezielt<br />

<strong>in</strong> die Gesamtverantwortung e<strong>in</strong>zubeziehen, um die große Politik (sei es<br />

Gewerkschaftspolitik oder Tagespolitik) "aus der Fabrik heraus zu halten".<br />

So erklärte uns e<strong>in</strong> Mitglied der Geschäftsleitung: "Wenn ich Politik machen muß,<br />

gehe ich nach draußen; die Politik hat hier dr<strong>in</strong>nen nichts zu suchen, sonst entstünde<br />

e<strong>in</strong> Krebsgeschwür" (Int. I/O).<br />

Fällt e<strong>in</strong>er der beiden Stabilisierungsfaktoren weg, können sich die positiven<br />

Rückkoppelungen zwischen den Tauschbeziehungen <strong>in</strong> ihr Gegenteil<br />

verkehren; <strong>in</strong> diesem Fall würde e<strong>in</strong> hoch explosives Gemisch entstehen,<br />

daß das Modell als solches sprengen könnte.<br />

Schließen wir unsere Betrachtungen mit e<strong>in</strong>em Rückgriff an die am Anfang<br />

dieses Kapitels entwickelte Gr<strong>und</strong>argumentation zur veränderten<br />

Stellung der <strong>Personalpolitik</strong> im Rahmen gesamtbetriebliche orientierter<br />

Rationalisierungsstrategien ab. Danach waren Erfolg <strong>und</strong> Ausbreitung des<br />

klassischen tayloristischen Rationalisierungsmodells, das bisher der Großserienmontage<br />

zugr<strong>und</strong>e lag, an die Existenz von funktionierenden Austauschbeziehungen<br />

zwischen dem äußeren <strong>und</strong> <strong>in</strong>neren Arbeitsmarkt geb<strong>und</strong>en,<br />

die aber - zum<strong>in</strong>dest idealtypisch gesehen - immer nur e<strong>in</strong>en spezifischen<br />

Ausschnitt aus dem gesellschaftlichen Arbeitskräfteangebot umfaßten:<br />

nämlich "Jedermannsqualifikationen". Wir haben bereits mehrfach<br />

<strong>und</strong> mit Nachdruck darauf verwiesen, daß sich <strong>in</strong> Betrieben der Großserienmontage<br />

- bereits vor E<strong>in</strong>setzen der Montageautomation - neben nivellierten<br />

<strong>und</strong> reduzierten Arbeitsanforderungen, die "auf Jedermannsquali-<br />

Düll/Bechtle/Moldaschl (1991): <strong>Massenarbeiter</strong> <strong>und</strong> <strong>Personalpolitik</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> <strong>und</strong> Frankreich.<br />

URN: http://nbn-resolv<strong>in</strong>g.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-100374

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