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Massenarbeiter und Personalpolitik in Deutschland ... - ISF München

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ienmontage (z.B. Prüf- <strong>und</strong> Abgleichprozesse) durchaus differenziert, war<br />

der <strong>Massenarbeiter</strong> durch Facharbeitertätigkeiten e<strong>in</strong>gerahmt. Bereits<br />

e<strong>in</strong>e frühere Studie des <strong>ISF</strong> über den Zusammenhang von Automatisierung,<br />

Arbeitsorganisation <strong>und</strong> Entlohnungsform im Bereich der Elektro<strong>in</strong>dustrie<br />

machte deutlich, daß Betriebe neben Interessen der Lohnnivellierung<br />

(u.a. auch aus Gründen der E<strong>in</strong>satzflexibilisierung) auch das gegenläufige<br />

Interesse e<strong>in</strong>er Differenzierung des betrieblichen Lohngefüges<br />

verfolgen, um zusätzliche Gratifizierungsmöglichkeiten zu schaffen (Düll,<br />

Böhle 1980). Auch unsere Studie über "Neue Arbeitsformen" (vgl. Altmann<br />

u.a. 1982) zeigt, daß Betriebe schon Ende der 70er Jahre versuchten,<br />

mit veränderten Lohnformen (z.B. Gruppenakkord, Gruppenprämienlohn)<br />

tayloristische Arbeitsstrukturen aufzubrechen. Vielfach mißlangen<br />

solche Versuche, weil die arbeitsorganisatorischen <strong>und</strong> qualifikatorischen<br />

Voraussetzungen nicht geschaffen waren, wie umgekehrt Maßnahmen der<br />

Arbeitsstrukturierung fehlschlugen, weil das Entlohnungssystem nicht entsprechend<br />

angepaßt worden war (z.B. E<strong>in</strong>zelarbeitsplätze mit kompletten<br />

Montagezyklen bei standardisiertem Gruppenakkord).<br />

Die zweite E<strong>in</strong>schränkung betrifft die Vorstellung völliger Gestaltungsfreiheit<br />

der Lohn-/Leistungsrelationen im Rahmen betrieblicher Politik, auch<br />

diese ist erheblich zu korrigieren. In allen westlichen Industrienationen ist<br />

die betriebliche Arbeitskräftepolitik e<strong>in</strong>geb<strong>und</strong>en <strong>in</strong> e<strong>in</strong> enges Netz gesetzlicher<br />

<strong>und</strong> tarifvertraglicher Regelungen, die im Rahmen betrieblicher<br />

Politik <strong>in</strong> spezifischer Weise genutzt, umgeformt oder auch umgangen<br />

werden. Dies gilt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em besonders ausgeprägten Maße für die Gestaltung<br />

der Lohn-/Leistungsrelationen, die als klassisches Verhandlungsfeld<br />

im Rahmen der <strong>in</strong>dustriellen Beziehungen durch tarifvertragliche Regelungen<br />

<strong>und</strong> Vere<strong>in</strong>barungen zwischen den Betriebsparteien <strong>in</strong> erheblichem<br />

Umfang vorgesteuert s<strong>in</strong>d.<br />

Die wesentliche Aufgabe der betrieblichen Lohnpolitik besteht dar<strong>in</strong>, die<br />

bestehenden tarifvertraglichen <strong>und</strong> betrieblichen Regelungen so <strong>in</strong> die<br />

Leistungs- <strong>und</strong> Gratifizierungspolitik e<strong>in</strong>zubauen bzw. so umzuformen,<br />

daß sie mit der Arbeitsmarktstellung des Betriebes, der technisch-organisatorischen<br />

Auslegung der Produktionsprozesse <strong>und</strong> den betrieblichen<br />

Rentabilitäts<strong>in</strong>teressen kompatibel gehalten werden können. Es liegt auf<br />

der Hand, daß betriebliche Entlohnungssysteme, die so unterschiedliche,<br />

z.T. gegenläufige Interessen "unter e<strong>in</strong>en Hut" br<strong>in</strong>gen <strong>und</strong> mit überbetrieblichen<br />

Regelungen abgleichen müssen, immer das Ergebnis betriebli-<br />

Düll/Bechtle/Moldaschl (1991): <strong>Massenarbeiter</strong> <strong>und</strong> <strong>Personalpolitik</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> <strong>und</strong> Frankreich.<br />

URN: http://nbn-resolv<strong>in</strong>g.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-100374

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