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Massenarbeiter und Personalpolitik in Deutschland ... - ISF München

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Tauschbeziehungen beherrschen auch den Zusammenhang zwischen Rekrutierungspolitik<br />

<strong>und</strong> Qualifizierungsanstrengungen des Betriebes e<strong>in</strong>erseits<br />

sowie zwischen Gruppenarbeit <strong>und</strong> der durch E<strong>in</strong>heitse<strong>in</strong>gruppierung<br />

im kollektiven Prämienlohn gekennzeichneten betrieblichen Lohnpolitik<br />

andererseits. Mit verstärkter Automatisierung <strong>und</strong> wachsender Informatisierung<br />

der Produktionsprozesse stiegen die Qualifikationsanforderungen<br />

an die Fertigungsbelegschaft. Da der Betrieb auf dem externen Arbeitsmarkt<br />

Arbeitskräfte der nachgefragten Qualifikation nicht im ausreichenden<br />

Maße rekrutieren kann, ist er auf die Notwendigkeit <strong>in</strong>terner Qualifizierung<br />

verwiesen. In den Kooperationsbeziehungen mit der örtlichen<br />

technischen Oberschule wird der Rekrutierungsbedarf des Betriebes gegen<br />

Berufse<strong>in</strong>mündungs- <strong>und</strong> Qualifizierungschancen von Schulabgängern getauscht<br />

- solche Austauschbeziehungen besitzen im südlichen Teil Italiens<br />

angesichts dramatisch gestiegener Jugendarbeitslosenquoten e<strong>in</strong>en hohen<br />

gewerkschaftspolitischen <strong>und</strong> beschäftigungspolitischen Stellenwert. Im<br />

Modell der Gruppenarbeit wird der betriebliche Leistungsanspruche gegen<br />

(begrenzte) Autonomiezonen im Arbeitshandeln der Produktionsarbeiter<br />

getauscht; die ger<strong>in</strong>gen Verdienstabstände <strong>in</strong>nerhalb der Gruppen<br />

sollen den Gruppenzusammenhalt erleichtern. Das betriebliche Management<br />

verzichtet im Pr<strong>in</strong>zip auf <strong>in</strong>dividuelle Leistungskontrollen (e<strong>in</strong> Pr<strong>in</strong>zip,<br />

daß allerd<strong>in</strong>gs durch die unteren L<strong>in</strong>ienvorgesetzten immer wieder unterlaufen<br />

wird - vgl. dazu 6.). Leistungspolitik wird nach dem Pr<strong>in</strong>zip des<br />

"schwarzen Kastens" gehandhabt, wobei der Betrieb die Kontrolle über betriebliche<br />

Rentabilität <strong>und</strong> Produktivität durch e<strong>in</strong> ausgebautes Informationssystem<br />

<strong>in</strong> der Hand behält: Kontrolliert werden nur Input <strong>und</strong> Output<br />

des kollektiv erbrachten Leistungsergebnisses - auch <strong>in</strong> diesem Zusammenhang<br />

kommt dem "Produktivitätslohn" e<strong>in</strong>e Schlüsselrolle zu.<br />

E<strong>in</strong> solches Tauschmodell baut auf e<strong>in</strong>em prekären Gleichgewicht zwischen<br />

wirtschaftlicher Effizienz nach außen <strong>und</strong> Funktionsfähigkeit nach<br />

<strong>in</strong>nen auf. Es ist daher von außen wie von <strong>in</strong>nen jederzeit verletzbar.<br />

Von außen her betrachtet war e<strong>in</strong>e kont<strong>in</strong>uierliche Marktausweitung der<br />

wesentliche Stabilitätsfaktor für dieses Modell; dabei profitierte der<br />

Standort von der Restrukturierungspolitik des Unternehmens (Schließung<br />

entsprechender Produktionsstätten <strong>in</strong> der B<strong>und</strong>esrepublik <strong>und</strong> <strong>in</strong> Frankreich),<br />

jedoch ist der Markterfolg auch positiven Rückkoppelungen zwischen<br />

erreichter Produktivität <strong>und</strong> Marktstellung zu verdanken; dies zeigt<br />

sich <strong>in</strong>sbesondere an der wachsenden Zahl von Verkaufszahlen außerhalb<br />

Düll/Bechtle/Moldaschl (1991): <strong>Massenarbeiter</strong> <strong>und</strong> <strong>Personalpolitik</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> <strong>und</strong> Frankreich.<br />

URN: http://nbn-resolv<strong>in</strong>g.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-100374

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