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Massenarbeiter und Personalpolitik in Deutschland ... - ISF München

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zahldruck <strong>und</strong> Personalführung stehen <strong>in</strong> der Position der Meister <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

klassischen Widerstreit.<br />

In der sozialwissenschaftlichen Literatur wurde bereits auf dem Höhepunkt<br />

der Debatte um "neue Formen der Arbeitsorganisation" die These<br />

von e<strong>in</strong>em Funktionsverlust der Meister vertreten (Schlottmann u.a. o.J.);<br />

dieser wurde begründet mit dem Rückgang ihrer klassischen Diszipl<strong>in</strong>argewalt,<br />

die mit wachsender Selbstverantwortung der Arbeitskräfte oder<br />

der Arbeitskräftegruppen unvere<strong>in</strong>bar erschien. In der aktuellen Debatte<br />

um die neuen Formen der Kontrolle, die vor allem den E<strong>in</strong>satz computergesteuerter<br />

Informationssysteme <strong>in</strong> der Produktion (PPS-Systeme, BDE)<br />

zum Gegenstand hat, wird die nahezu gegenteilige Position vertreten: Danach<br />

ist der Funktionsverlust der Meister auf den Wegfall der klassischen<br />

Steuerungsaufgaben (Fe<strong>in</strong>steuerung der Auftragsabarbeitung) zurückzuführen.<br />

In dem Maße, <strong>in</strong> dem die Meister diese Funktion verlieren, versiegt<br />

danach auch die Quelle ihrer Macht; dies gilt um so mehr, als sie gegenüber<br />

qualifizierten Arbeitskräften immer weniger e<strong>in</strong>en Vorsprung an<br />

produktionstechnischem Wissen besitzen <strong>und</strong> als Argument zur Aufrechterhaltung<br />

"sachlicher" Herrschaftsbeziehungen ausspielen können<br />

(vgl. Malsch 1983; 1987). Computergestütze Informationssysteme ermöglichen<br />

e<strong>in</strong>e umfassende Kontrolle über Arbeitskraft, die nicht mehr der<br />

Vermittlung über die traditionelle Diszipl<strong>in</strong>argewalt der unteren Vorgesetzten<br />

bedarf. Daß, was <strong>in</strong> Frage steht, ist vielmehr die soziale Akzeptanz<br />

des betrieblichen Kontrollsystems <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Gesamtheit (Hildebrandt,<br />

Seltz 1989).<br />

Wir können im Rahmen dieser Studie zur "Kontrolldebatte" <strong>in</strong> den Sozialwissenschaften<br />

nicht ausführlich Stellung nehmen (weiterführende Überlegungen<br />

dazu f<strong>in</strong>den sich im Band II). Die Zielsetzung, die wir uns <strong>in</strong> diesem<br />

Abschnitt stellen, ist bescheidener <strong>und</strong> dennoch schwierig genug: Wir<br />

versuchen die Frage zu klären, <strong>in</strong>wieweit Automatisierungsmaßnahmen im<br />

Bereich der Großserienmontage Veränderungen <strong>in</strong> der betrieblichen<br />

Hierarchie erzw<strong>in</strong>gen; sei es, weil die klassischen Instrumente betrieblicher<br />

Leistungspolitik <strong>in</strong> den automatisierten Montagebereichen <strong>in</strong> die<br />

Klemme geraten; sei es, weil die klassische Hierarchiestruktur mit neuen<br />

Anforderungen an die soziale Integration der Arbeitskräfte nicht mehr<br />

vere<strong>in</strong>bar ist. Wir können dabei die Frage nach dem Funktionsverlust der<br />

Meister nur am Rande streifen.<br />

Düll/Bechtle/Moldaschl (1991): <strong>Massenarbeiter</strong> <strong>und</strong> <strong>Personalpolitik</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> <strong>und</strong> Frankreich.<br />

URN: http://nbn-resolv<strong>in</strong>g.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-100374

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