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Massenarbeiter und Personalpolitik in Deutschland ... - ISF München

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E<strong>in</strong>e andere, weniger machtpolitisch-konspirative Erklärung sche<strong>in</strong>t rationaler<br />

<strong>und</strong> e<strong>in</strong>facher: Sie ergibt sich offensichtlich aus dem E<strong>in</strong>male<strong>in</strong>s der<br />

Betriebswirtschaftslehre. Danach hatten unternehmens<strong>in</strong>terne Rechnungen<br />

ergeben, daß das neue Werk auch bei e<strong>in</strong>er 100%igen Auslastung se<strong>in</strong>er<br />

Kapazität mit höheren Kosten produziert hätte, als dies an anderen<br />

konkurrierenden Montagestandorten <strong>in</strong>nerhalb des Unternehmens der<br />

Fall war. Als Hauptgr<strong>und</strong> für die höheren Kosten wurden enorme sogenannte<br />

"Strukturkosten" im neuen Werk, d.h. <strong>in</strong>direkte Kosten, die durch<br />

den "übertriebenen" Planungs- <strong>und</strong> Steuerungsaufwand hochautomatisierter<br />

Montageprozesse entstehen, genannt. Aber genauso wenig, wie es während<br />

der Untersuchung möglich war, die machtpolitischen H<strong>in</strong>tergründe<br />

der Entscheidung bzw. der Entscheidungsrevision durchsichtig zu machen,<br />

genauso wenig gelang es, die praktizierten Berechnungsformeln der Montagekosten<br />

aufzuschlüsseln. Tatsache ist, daß das Schicksal dieser Investitionsentscheidung<br />

mit e<strong>in</strong>em Wechsel im Spitzenmanagement zusammenfiel.<br />

Wir vermuten h<strong>in</strong>ter dem Machtwechsel <strong>in</strong> den Schaltzentralen des<br />

Unternehmens rivalisierende Rationalisierungskonzeptionen pro <strong>und</strong><br />

contra der Konzeption der simulierten Fabrik. Darauf ist im nächsten Abschnitt<br />

e<strong>in</strong>zugehen.<br />

b) Rivalisierende Planungsrationalitäten<br />

Diese Konzeptionen kann man plakativ <strong>und</strong> schematisch als - nicht wörtlich<br />

zu nehmendes - Pr<strong>in</strong>zip "der automatischen Fabrik" auf der e<strong>in</strong>en <strong>und</strong><br />

als "traditionellen Ökonomismus" mit kurzfristig angesetzten Rentabilitätskriterien<br />

auf der anderen Seite charakterisieren. In dieser letzten Perspektive<br />

des "ges<strong>und</strong>en ökonomischen Menschenverstands" haben "technologische<br />

Groß<strong>in</strong>vestitionen" <strong>in</strong> der Herstellung von Fernsehgeräten ihre<br />

Berechtigung <strong>und</strong> ihre Zukunft verloren.<br />

Die Positionen stehen sich unversöhnlich <strong>in</strong> Form des wechselseitigen<br />

Vorwurfs von "re<strong>in</strong>er Technosophie" bzw. von "ökonomischer Kurzsichtigkeit"<br />

gegenüber. Diese Spaltung setzt sich durch die gesamten Unternehmen<br />

h<strong>in</strong>durch <strong>in</strong> die unteren Ebenen fort, die dann auch die jeweiligen<br />

Bündnispartner <strong>in</strong> der Unternehmensspitze f<strong>in</strong>den.<br />

Düll/Bechtle/Moldaschl (1991): <strong>Massenarbeiter</strong> <strong>und</strong> <strong>Personalpolitik</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> <strong>und</strong> Frankreich.<br />

URN: http://nbn-resolv<strong>in</strong>g.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-100374

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