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Massenarbeiter und Personalpolitik in Deutschland ... - ISF München

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Leistungsverdichtung hat <strong>in</strong> der Vergangenheit lange Zeit e<strong>in</strong>e Sperrwirkung<br />

für den E<strong>in</strong>satz von Automatisierungstechniken ausgeübt - diese erschienen<br />

als unrentabel. Diese Sperre wirkt teilweise auch heute noch fort,<br />

<strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> Bereichen, <strong>in</strong> denen weitergehende Automatisierungsaufgaben<br />

technisch durchaus möglich wären, aber vergleichsweise hohe Kapitalaufwendungen<br />

voraussetzen würden <strong>und</strong> mit der gegenwärtig im Unternehmen<br />

verfügten Pay-back-Zeit von e<strong>in</strong>e<strong>in</strong>halb Jahren nicht zu realisieren<br />

s<strong>in</strong>d.<br />

(1) Gr<strong>und</strong>sätzlich gilt im manuellen Montagebereich der deutschen Werke<br />

das Pr<strong>in</strong>zip der Leistungsentlohnung; diese baut durchweg auf dem klassischen<br />

Stückakkord auf. Dagegen wird im automatisierten Bereich Leistungsentlohnung<br />

im strengen S<strong>in</strong>ne nicht angewandt. In den französischen<br />

Werken fehlt die Leistungsentlohnung - wie erwähnt - als Instrument der<br />

Leistungspolitik vollständig. Im italienischen Standort VA wurde e<strong>in</strong>e spezifische<br />

Form der Prämienentlohnung entwickelt - wir kommen darauf<br />

weiter unten (e) noch zurück.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs darf der klassische Lohnanreiz, der im tayloristischen Rationalisierungsmodell<br />

allgeme<strong>in</strong> der Leistungsentlohnung unterstellt wird, auch<br />

<strong>in</strong> den deutschen Werken nicht überbewertet werden. Vor allem an streng<br />

verketteten Abläufen (z.B. Chassismontage, Endmontage) ist die Schwankungsbreite<br />

des Verdienstgrades (durchschnittlich ca. 130 %) sehr ger<strong>in</strong>g;<br />

es kann durchaus von e<strong>in</strong>em "e<strong>in</strong>gefrorenen Akkord" gesprochen werden.<br />

E<strong>in</strong>e - wenn auch begrenzte - Schwankungsbreite tritt lediglich an E<strong>in</strong>zelarbeitsplätzen<br />

(z.B. Modulbestückung am Standort SV) auf.<br />

Dieser Bef<strong>und</strong> ist alles andere als überraschend <strong>und</strong> entspricht <strong>in</strong> vollem Umfang<br />

früheren empirischen Erfahrungen (Altmann u.a. 1982; Düll, Böhle 1980). Es kann<br />

geradezu als e<strong>in</strong>e B<strong>in</strong>senwahrheit gelten, daß e<strong>in</strong>e strenge Verkettung e<strong>in</strong>e freie Leistungsentfaltung<br />

nicht zuläßt <strong>und</strong> den Verdienstgrad der an der L<strong>in</strong>ie oder am Band<br />

e<strong>in</strong>gesetzten Arbeitskräfte um so stärker begrenzt, je stärker der Werkstücktransport<br />

auf Prozeßkont<strong>in</strong>uität angelegt ist (z.B.. an getakteten Fließbändern). Vielfach<br />

wurde <strong>in</strong> Arbeitsstrukturierungsmaßnahmen der Versuch gemacht, durch unterschiedliche<br />

Formen der Entkoppelung der Montagevorrichtungen vom Materialfluß<br />

(Pufferstrecken, sog. "Gondelbahnen") wenigstens <strong>in</strong> Grenzen die Leistung "freizugeben".<br />

E<strong>in</strong>e wirksame Leistungsfreigabe wurde <strong>in</strong> der Regel nur an E<strong>in</strong>zelarbeitsplätzen<br />

mit kompletten Montagezyklen erzielt, die bei E<strong>in</strong>zelakkord auch zu<br />

spürbaren Schwankungen im Verdienstgrad führten. E<strong>in</strong>zelarbeitsplätze mit kompletten<br />

Montagezyklen (z.B. Modulbestückung am Standort SV) oder entkoppelte<br />

Düll/Bechtle/Moldaschl (1991): <strong>Massenarbeiter</strong> <strong>und</strong> <strong>Personalpolitik</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> <strong>und</strong> Frankreich.<br />

URN: http://nbn-resolv<strong>in</strong>g.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-100374

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