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Massenarbeiter und Personalpolitik in Deutschland ... - ISF München

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trales Problem der <strong>Personalpolitik</strong> angesehen. 32 Diese wurden mitverantwortlich<br />

gemacht für das "schlechte soziale Klima" <strong>und</strong> auch für die an e<strong>in</strong>zelnen<br />

Standorten sprunghaft angestiegenen Fehlzeiten (vor allem Standorte<br />

TH, TB <strong>und</strong> SV). 33<br />

An allen Standorten waren - <strong>in</strong> Form von Weiterbildungsmaßnahmen<br />

- Schulungskurse zu Fragen der Personalführung für<br />

untere Arbeitsvorgesetzte durchgeführt worden, die vom Management,<br />

aber auch von den Betroffenen z.T. als ausgesprochen erfolgreich beurteilt,<br />

nach Kursdauer <strong>und</strong> Häufigkeit aber als unzureichend angesehen<br />

wurden.<br />

In manchen Gesprächen wird der mangelnde Führungsstil der unteren Arbeitsvorgesetzten<br />

mit deren Berufsbiographie <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung gebracht. Insbesondere untere<br />

32 Es ist nicht auszuschließen, daß das kritische Urteil des oberen Managements<br />

über den Führungsstil der unteren Vorgesetzten durch die Ergebnisse e<strong>in</strong>er unternehmens<strong>in</strong>ternen<br />

Me<strong>in</strong>ungsumfrage bee<strong>in</strong>flußt ist, die dem Unternehmen<br />

nach Expertenaussagen <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Gesamtheit e<strong>in</strong> schlechtes soziales Klima attestierte.<br />

Die Ergebnisse dieser Umfragen waren nur den oberen Führungskräften<br />

zugänglich gemacht worden (auch uns blieb der E<strong>in</strong>blick verwehrt).<br />

33 Sie lagen 1986 im Jahresdurchschnitt am Standort TH bei 21,6 %, am Standort<br />

SV bei 11,6 % <strong>und</strong> am Standort TB bei 10,5 %. Dabei handelt es sich jeweils um<br />

kumulierte Werte. Die hohen Fehlzeitenwerte am Standort TH s<strong>in</strong>d als atypisch<br />

anzusehen, offensichtlich schlagen sich <strong>in</strong> diesem Jahr <strong>in</strong> hohem Maße andere<br />

Faktoren (Urlaubsüberhänge) durch; allerd<strong>in</strong>gs ist der Krankenstand an diesem<br />

Standort mit 7,9 % als hoch anzusehen - dies ergibt sich alle<strong>in</strong> durch e<strong>in</strong>en Vergleich<br />

mit den kumulierten Fehlzeitenwerten am Standort TC, die im Jahresdurchschnitt<br />

bei 7,6 % lagen.<br />

Auch am französischen Standort SA wurden die Fehlzeiten vom betrieblichen<br />

Management als zu hoch angesehen: Im Jahresdurchschnitt zwischen dem<br />

30.4.1986 <strong>und</strong> dem 30.4.1987 betrugen die kumulierten Fehlzeitenraten 9,6 %,<br />

der Krankenstand 5,7 %. Im Vergleich dazu lagen sie am italienischen Standort<br />

VA ("Männer-Betrieb"!) mit 7 % (Krankenstand 4 %) deutlich niedriger.<br />

Unter methodischen Gesichtspunkten ist zu bemerken, daß es sich bei diesen<br />

Angaben um grobe Orientierungsdaten handelt; sie enthalten nur Durchschnittswerte,<br />

während die Entwicklung der Fehlzeitenkurve an allen Standorten<br />

im Jahresverlauf hohe Schwankungen aufweist (Spitzenwerte <strong>in</strong> den Monaten<br />

Februar bis April sowie im Spätherbst). So waren etwa die Fehlzeitenquoten am<br />

Standort SV zum Untersuchungszeitpunkt (Herbst 1987) auf Werksebene auf<br />

12,5 % angestiegen; <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnen Bereichen, wie <strong>in</strong> der automatischen Leiterplattenbestückung,<br />

lagen sie bei über 20 %.<br />

Es kann schließlich auch nicht ausgeschlossen werden, daß bei der Berechnung<br />

der kumulierten Fehlzeitenwerte an den Standorten unterschiedliche Rechenansätze<br />

verwendet werden. Wir haben daher auf e<strong>in</strong>e detaillierte Gegenüberstellung<br />

der Fehlzeitenkurven <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen Werken verzichtet.<br />

Düll/Bechtle/Moldaschl (1991): <strong>Massenarbeiter</strong> <strong>und</strong> <strong>Personalpolitik</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> <strong>und</strong> Frankreich.<br />

URN: http://nbn-resolv<strong>in</strong>g.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-100374

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