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Massenarbeiter und Personalpolitik in Deutschland ... - ISF München

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Arbeitsplätze (z.B. Prüf- <strong>und</strong> Abgleichplätze <strong>in</strong> der Endprüfung am Standort TC)<br />

stellen <strong>in</strong> unserem Sample - wie erwähnt - die Ausnahme dar. 2^<br />

Letztlich ist für die betriebliche Leistungspolitik weniger die Entlohnungsform<br />

<strong>und</strong> die ihr unterstellte Anreizfunktion entscheidend als die Möglichkeit,<br />

über die Festsetzung von Vorgabezeiten e<strong>in</strong>e möglichst hohe<br />

Verdichtung der Gesamtleistung <strong>in</strong> den Montagebereichen zu erreichen<br />

<strong>und</strong> zu standardisieren. Um nicht mißverstanden zu werden: Die Ermittlung<br />

von Vorgabezeiten, die die Gr<strong>und</strong>lage der Personalbemessung <strong>und</strong><br />

der Festsetzung e<strong>in</strong>es Leistungssolls bilden, ist ke<strong>in</strong>eswegs an den E<strong>in</strong>satz<br />

von Leistungslohnsystemen geb<strong>und</strong>en - dieses zeigt sehr anschaulich das<br />

französische Beispiel (vgl. unten). Jedoch ist die Durchsetzung von Leistungsvorgaben<br />

<strong>in</strong> der Regel für den Betrieb leichter im Rahmen von Leistungslohnsystemen<br />

zu erreichen, da e<strong>in</strong>e dauernde M<strong>in</strong>derleistung von<br />

Arbeitskräften über den Verdienstgrad visualisiert wird <strong>und</strong> dadurch - neben<br />

Verdienste<strong>in</strong>bußen - gezielte personalpolitische Sanktionen ermöglicht<br />

werden.<br />

In den deutschen Werken erfolgt die Vorgabezeitermittlung überwiegend<br />

nach gängigen Methoden der REFA-Methoden-Lehre, wobei die Festsetzung<br />

nach Tabellenwerten die Regel, Zeitaufnahmen eher die Ausnahme<br />

darstellen (z.B. bei neu anlaufenden Produkten, Zeitreklamationen durch<br />

den Betriebsrat). Nur am Standort SV weicht die Vorgabenermittlung von<br />

diesem Verfahren gr<strong>und</strong>sätzlich ab: Sie erfolgt nach MTM.<br />

Der Umgang mit MTM baut am Standort SV auf e<strong>in</strong>er langjährigen Tradition auf.<br />

Zunächst wurde MTM als Methode der Arbeitsplatzgestaltung (Beidhandarbeit)<br />

angewandt. Bereits Mitte der 70er Jahre wurden die ersten "Zeitbauste<strong>in</strong>e" nach<br />

dem MTM-Standardprogramm entwickelt, 1977 erfolgte die E<strong>in</strong>führung von MTM<br />

als Verfahren der Vorgabezeit-Ermittlung; Voraussetzung war der Abschluß e<strong>in</strong>er<br />

27 Anzumerken ist, daß e<strong>in</strong>e völlige Leistungsfreigabe <strong>in</strong> der Regel gar nicht im<br />

betrieblichen Interesse hegt. Im allgeme<strong>in</strong>en s<strong>in</strong>d Betriebe - zumal im Montagebereich<br />

- nicht an e<strong>in</strong>er maximalen Ausschöpfung <strong>in</strong>dividueller Leistungsfähigkeit,<br />

sondern an e<strong>in</strong>er Optimierung der Gesamtleistung der Fertigungsbelegschaft<br />

<strong>in</strong>teressiert. Dies führte bei entsprechenden Arbeitsstrukturierungsmaßnahmen<br />

dazu, daß die Verdienstgrade auch bei "Leistungsfreigabe" durch e<strong>in</strong>en<br />

"abgeschnittenen" Akkord bzw. Mengenprämien oder Gruppenakkord begrenzt<br />

wurden. Die Kehrseite solcher lohnpolitischen Maßnahmen waren im allgeme<strong>in</strong>en<br />

erhebliche Störungen <strong>in</strong> den Lohn-Leistungsrelalionen <strong>und</strong> krasse Lohnunzufriedenheit<br />

der betroffenen Beschäftigten (vgl. Altmann u.a. 1982; Düll, Böhle<br />

1980).<br />

Düll/Bechtle/Moldaschl (1991): <strong>Massenarbeiter</strong> <strong>und</strong> <strong>Personalpolitik</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> <strong>und</strong> Frankreich.<br />

URN: http://nbn-resolv<strong>in</strong>g.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-100374

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