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Massenarbeiter und Personalpolitik in Deutschland ... - ISF München

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(a) Zunächst ist festzuhalten, daß <strong>in</strong> Frankreich als statusdifferenzierendes<br />

Merkmal der Koeffizient bzw. die ihm zugeordnete Stufe im Klassifikationsschema<br />

(also 02, 03, PI, P2 ...), nicht aber die Fe<strong>in</strong>abstufungen<br />

des Klassifikationsschemas (also 02A, 02B ...) wirken; entscheidend ist<br />

die E<strong>in</strong>stufung als "Operateur" (Angelernter), also die Stufen 02, 03 bzw.<br />

die Koeffizienten 145 <strong>und</strong> 155, oder als Facharbeiter (PI, P2, P3 bzw. die<br />

Koeffizienten 170, 190, 215, 240). Auffallend ist nun, daß zwischen den<br />

mittleren Effektivverdiensten auf den beiden Stufen für Angelernte (Koeffizienten<br />

145, 155) am Standort SA ke<strong>in</strong>erlei Differenz besteht. Die Verdienstdifferenzierung<br />

setzt erst auf der unteren Facharbeiterstufe (Koeffizient<br />

170) e<strong>in</strong> <strong>und</strong> ist auch dort noch relativ schwach ausgeprägt (113<br />

Punkte); auf dieser Stufe bef<strong>in</strong>den sich aber fast drei Viertel der als Facharbeiter<br />

e<strong>in</strong>gestuften Arbeitskräfte. Ab Koeffizient 170 öffnet sich dagegen<br />

die Lohnschere erheblich; auf den darüber liegenden Stufen (Koeffizienten<br />

190, 215, 240) bef<strong>in</strong>det sich aber nur mehr e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e M<strong>in</strong>derheit (ca.<br />

5,5 % der Fertigungsbelegschaft) - vielleicht sollte man besser von e<strong>in</strong>er<br />

Elite sprechen. 23<br />

Die Verteilung der Arbeitskräfte auf die e<strong>in</strong>zelnen Stufen<br />

der Lohnhierarchie spricht e<strong>in</strong>deutig für die dem französischen Tariflohnsystem<br />

<strong>in</strong>newohnenden Nivellierungstendenzen. Die gleichzeitig<br />

vorhandene Polarisierungstendenzen drücken sich <strong>in</strong> der Gegenüberstellung<br />

e<strong>in</strong>er überwiegend nivelliert e<strong>in</strong>gestuften Masse von Angelernten auf<br />

den niedrigeren Stufen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en Elitetruppe aus.<br />

Betrachtet man die Verdienstdifferenzierung <strong>in</strong>nerhalb der e<strong>in</strong>zelnen Stufen,<br />

so ändert sich dieses Bild schlagartig (vgl. Tab. 19). Die Verdienstdifferenzierungen<br />

liegen im Schnitt bei 25 % (bei hohen Schwankungen zwischen<br />

den e<strong>in</strong>zelnen Stufen). Solche durchaus beträchtlichen Verdienstschwankungen<br />

ergeben sich aus der Fe<strong>in</strong>abstufung im Klassifikationssystem<br />

(02A, 02B ...), vor allem aber aus der Wirkung der Anciennitätsprämie,<br />

die def<strong>in</strong>itionsgemäß die Effektivverdienste <strong>in</strong>dividualisiert <strong>und</strong><br />

damit die Differenzen zwischen den Lohnstufen zugleich aber auch e<strong>in</strong>ebnet.<br />

(Die starke Wirkung der Anciennitätsprämie auf die Effektivver-<br />

23 Der Ausdruck "Elite" ist ke<strong>in</strong>eswegs aus der Luft gegriffen. In der französischen<br />

Literatur werden - <strong>in</strong> Anlehnung an die frühere "Classification Parodi" - Facharbeiter<br />

der entsprechenden Stufe mit dem Ausdruck "ouvriers hautement qualifies"<br />

(O.H.Q.) bezeichnet <strong>und</strong> als Elite hervorgehoben.<br />

Düll/Bechtle/Moldaschl (1991): <strong>Massenarbeiter</strong> <strong>und</strong> <strong>Personalpolitik</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> <strong>und</strong> Frankreich.<br />

URN: http://nbn-resolv<strong>in</strong>g.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-100374

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