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Massenarbeiter und Personalpolitik in Deutschland ... - ISF München

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lungsfrei. Diese Merkmale begründeten neben unbestreitbaren Stärken<br />

des <strong>in</strong>nerbetrieblichen Verhandlungssystems (zu dem e<strong>in</strong>e im <strong>in</strong>ternationalen<br />

Maßstab vergleichsweise hohe Stabilität gehört) auch e<strong>in</strong>ige zentrale<br />

Schwächen: Diese betreffen vor allem die Vertretung derjenigen Arbeitskräftegruppen,<br />

die nur über e<strong>in</strong>e schwache <strong>in</strong>nerbetriebliche Barga<strong>in</strong><strong>in</strong>g-<br />

Power verfügen <strong>und</strong> im allgeme<strong>in</strong>en an Arbeitsplätzen mit niedrigen Qualifikationsanforderungen,<br />

ger<strong>in</strong>gen Aufstiegschancen <strong>und</strong> hohen körperlichen<br />

Belastungen e<strong>in</strong>gesetzt s<strong>in</strong>d. Im Bereich der Großserienmontage<br />

handelt es sich dabei vor allem um die Gruppe der angelernten Montagearbeiter/<strong>in</strong>nen.<br />

Für diese traditionelle Vertretungsschwäche gibt es mehrere<br />

Gründe.<br />

E<strong>in</strong>erseits hatten die Betriebsräte <strong>in</strong> der Vergangenheit kaum wirksame<br />

Handhaben, um die Durchsetzung der tayloristischen Rationalisierungsstrategien<br />

<strong>und</strong> <strong>in</strong> ihrem Gefolge die Schaffung von Arbeitsplätzen mit<br />

kurzzyklischen <strong>in</strong>haltsarmen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>seitig belastenden Verrichtungen zu<br />

verh<strong>in</strong>dern (auch das viel zitierte korrektive Mitbestimmungsrecht nach<br />

den §§ 90/91 Betriebsverfassungsgesetz hat daran wenig geändert). Andererseits<br />

wären die Betriebsräte - wie auch die Ergebnisse unserer früheren<br />

Studien zeigen - für die spezifischen Probleme kurzzyklischer repetitiver<br />

Teilarbeit wenig sensibilisiert; angelernte Montagearbeiter nehmen <strong>in</strong> der<br />

Klientel der von Facharbeitern beherrschten Betriebsräte vielfach nur<br />

e<strong>in</strong>en marg<strong>in</strong>alen Platz e<strong>in</strong>. Die Vertretung dieser Arbeitskräftegruppe beschränkte<br />

sich im allgeme<strong>in</strong>en auf Beschäftigungsschutz (<strong>in</strong>sbesondere bei<br />

Individualkündigungen), auf Pausenregelung <strong>und</strong> vor allem auf Fragen der<br />

Entlohnung (Vorgabezeitermittlung, Lohne<strong>in</strong>gruppierung) - mit der Folge,<br />

daß Belastungen vielfach nicht abgebaut, sondern monetarisiert wurden.<br />

Wie auch unsere früheren empirischen Erfahrungen zeigen, g<strong>in</strong>gen von<br />

den Betriebsräten im Rahmen der Arbeitsstrukturierung kaum nennenswerte<br />

Initiativen aus, die auf veränderte Formen der Arbeitsorganisation,<br />

auf Schaffung von Arbeitsplätzen mit größeren Arbeits<strong>in</strong>halten oder auf<br />

gezielte Qualifizierungsmaßnahmen für angelernte Montagearbeiter ausgerichtet<br />

gewesen wären (vgl. Altmann u.a. 1982).<br />

Historisch gesehen bildete e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>schrittiger Rationalisierungsprozeß<br />

günstige Voraussetzungen für die Stabilisierung der Arbeitgeber-/Arbeitnehmer-Beziehungen<br />

nach dem Muster des "normierten" Verhandlungssystems<br />

(Düll, Bechtle 1988).<br />

Düll/Bechtle/Moldaschl (1991): <strong>Massenarbeiter</strong> <strong>und</strong> <strong>Personalpolitik</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> <strong>und</strong> Frankreich.<br />

URN: http://nbn-resolv<strong>in</strong>g.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-100374

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