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Massenarbeiter und Personalpolitik in Deutschland ... - ISF München

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Bereich der Weiterbildung oder der Ausgestaltung von Beschäftigungsplänen<br />

-, blieben ihre Aktivitäten <strong>in</strong> Rout<strong>in</strong>everfahren stecken. Ihre Forderungskataloge<br />

s<strong>in</strong>d wenig an die konkreten Fallumstände rückgekoppelt<br />

<strong>und</strong> verlieren sich <strong>in</strong> allgeme<strong>in</strong>er gewerkschaftlicher Rhetorik (z.B. "Weiterbildung<br />

für alle").<br />

(3) Wir haben den italienischen Fall gegenüber solchen - eher defizitären<br />

- Strukturen der Interessenvertretung deutlich abgesetzt <strong>und</strong> werden ihn<br />

an dieser Stelle nicht noch e<strong>in</strong>mal aufrollen. Die <strong>in</strong>dustriellen Beziehungen<br />

entfalten ihre Dynamik im Rahmen e<strong>in</strong>es umfassenden Verhandlungsmodells<br />

- es beruht auf Tauschbeziehungen, deren Eckpunkte im<br />

"Produktivitäts- <strong>und</strong> Sozialpakt" von 1981 niedergelegt s<strong>in</strong>d. Dieser bildet<br />

gleichzeitig das Rückgrat e<strong>in</strong>er aktiven <strong>Personalpolitik</strong> - die <strong>in</strong>dustriellen<br />

Beziehungen s<strong>in</strong>d nur die Kehrseite. Bemerkenswert ist dieses Verhandlungssystem<br />

vor allem deshalb, weil <strong>in</strong> ihm auch neue Felder erschlossen<br />

werden, nämlich Arbeitsorganisation, Qualifizierung <strong>und</strong> Arbeitse<strong>in</strong>satz.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs erstreckt es sich nicht auf Organisationsentscheidungen <strong>und</strong><br />

Technikgestaltung. Diese wurden beim Abschluß des Produktivitäts- <strong>und</strong><br />

Sozialpakts als nicht verhandlungsfähige Größen gewissermaßen, vor die<br />

Klammer gezogen. Das Verhandlungssystem bleibt damit <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Gesamtheit<br />

unter der Kontrolle der Unternehmensleitung. Damit s<strong>in</strong>d Tendenzen<br />

zur Verbetrieblichung der <strong>in</strong>dustriellen Beziehungen angelegt, die<br />

ihr Pendant <strong>in</strong> den ausgeprägten Internalisierungstendenzen des Arbeitsmarktes<br />

haben. Von den Interessenvertretern (Delegierten) wird diese<br />

Tendenz als Rollenkonflikt zwischen überbetrieblicher Gewerkschaftspolitik<br />

<strong>und</strong> betrieblichem Verhandlungskonsens erlebt.<br />

Neben dieser gr<strong>und</strong>sätzlichen Begrenzung weist dieses Verhandlungssystem<br />

auch e<strong>in</strong>e Reihe von <strong>in</strong>neren Schranken auf. Als e<strong>in</strong> wesentliches<br />

Problem ersche<strong>in</strong>t die Umsetzung der Verhandlungspraxis <strong>in</strong> die betriebliche<br />

Alltagspraxis. Dies zeigt sich <strong>in</strong>sbesondere bei neuralgischen Punkten,<br />

wie dem Aufbau von Gruppenarbeit <strong>und</strong> der Veränderung der Betriebshierarchie,<br />

die immer wieder durch gegenläufige Positions<strong>in</strong>teressen der<br />

unteren Vorgesetzten unterlaufen werden - diese lassen sich naturgemäß<br />

<strong>in</strong> den Gr<strong>und</strong>konsens des betrieblichen Verhandlungssystems nicht e<strong>in</strong>beziehen,<br />

da sie davon bedroht werden.<br />

(4) Wie auch bei den anderen Aspekten der <strong>Personalpolitik</strong> müssen wir<br />

uns davor hüten, diese Ergebnisse über die untersuchten Fälle h<strong>in</strong>aus zu<br />

Düll/Bechtle/Moldaschl (1991): <strong>Massenarbeiter</strong> <strong>und</strong> <strong>Personalpolitik</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> <strong>und</strong> Frankreich.<br />

URN: http://nbn-resolv<strong>in</strong>g.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-100374

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