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Massenarbeiter und Personalpolitik in Deutschland ... - ISF München

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Aber auch das Verhandlungsfeld "Qualifizierung" war von den Betriebsräten<br />

nicht besetzt. Zwar übten die Betriebsräte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Fällen Kritik an<br />

der gängigen Praxis e<strong>in</strong>er Anlernung "vor Ort" <strong>und</strong> am Mangel von systematischer<br />

Weiterbildung (Standorte TC, TH). Allerd<strong>in</strong>gs hatten die Betriebsräte,<br />

sofern sie für diese Probleme überhaupt sensibilisiert s<strong>in</strong>d, <strong>in</strong><br />

erster L<strong>in</strong>ie die Facharbeiter im Auge.<br />

"Gerade bei der E<strong>in</strong>führung neuer Techniken werden die Kollegen <strong>in</strong>s kalte Wasser<br />

geworfen. Da heißt es: Du bist ja Facharbeiter, du mußt das können. Die Kollegen<br />

kommen dann mit Abmahnungen zu uns, weU sie Fehler gemacht haben <strong>und</strong> beschweren<br />

sich: Das hat man mir ja gar nicht gezeigt." (Int. D 31, Betriebsrat). Auch<br />

kämpften e<strong>in</strong>ige Betriebsräte gegen "selektive Teilnahme" an Weiterbildungsmaßnahmen<br />

<strong>und</strong> gegen die "Manipulation" des Weiterbildungsangebots durch die "Hierarchie"<br />

<strong>und</strong> sonstige "Privilegien" (Int. D 91, Betriebsrat), sie forderten die Offenlegung<br />

für alle (Aushänge <strong>in</strong> schriftlicher Form) e<strong>in</strong>. Aber eigenständige Konzeptionen<br />

haben sie nicht entwickelt.<br />

Fassen wir zusammen: Insgesamt betrachtet schlägt die Verhandlungsblockade<br />

zwischen Unternehmensführung <strong>und</strong> Gewerkschaften nicht unmittelbar<br />

auf Werksebene durch. Die <strong>in</strong>dustriellen Beziehungen entwikkeln<br />

sich dort - entsprechend der dualen Struktur - relativ unabhängig von<br />

den Ause<strong>in</strong>andersetzungen (bzw. Funkstille) zwischen Unternehmensleitung<br />

<strong>und</strong> Gewerkschaft; sie bleiben aber auf dem Boden "normierter Verhandlung"<br />

<strong>und</strong> kommen - von Ausnahmen abgesehen - nicht über Rout<strong>in</strong>e<br />

h<strong>in</strong>aus. Obwohl die örtlichen Betriebsräte wie auch der Gesamtbetriebsrat<br />

über gut ausgebaute Kontakte zu der örtlichen Gewerkschaftsorganisation<br />

wie auch zur Hauptverwaltung der Industriegewerkschaft Metall verfügen,<br />

gehen - außer Arbeitszeitverkürzung - weiterführende gewerkschaftspolitische<br />

Konzepte nicht <strong>in</strong> ihre Forderungs<strong>in</strong>halte e<strong>in</strong>. 41<br />

Das Problem der Beschäftigungssicherung<br />

überschattet alle anderen gewerkschaftspolitischen<br />

Themen. Anstöße für die <strong>Personalpolitik</strong> gehen vom System der <strong>in</strong>dustriellen<br />

Beziehungen auf Werksebene nicht aus.<br />

Dagegen schlagen die Verhandlungsblockaden auf die Beziehungen zwischen<br />

der Geschäftsleitung der deutschen Produktionsgesellschaft <strong>und</strong><br />

dem Gesamtbetriebsrat durch. Der Gesamtbetriebsrat sieht sich e<strong>in</strong>er Geschäftsleitung<br />

(Arbeitsdirektor) gegenüber, die <strong>in</strong> wichtigsten Entschei-<br />

41 Der gewerkschaftliche Organisationsgrad der Beschäftigten schwankte nach Angaben<br />

der Betriebsräte zwischen 40 % (Standort SV) <strong>und</strong> 70 % (Standort TB)<br />

<strong>und</strong> lag damit für typische "Frauenbetriebe" eher im oberen Streubereich.<br />

Düll/Bechtle/Moldaschl (1991): <strong>Massenarbeiter</strong> <strong>und</strong> <strong>Personalpolitik</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> <strong>und</strong> Frankreich.<br />

URN: http://nbn-resolv<strong>in</strong>g.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-100374

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