Massenarbeiter und Personalpolitik in Deutschland ... - ISF München
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gungen die "<strong>in</strong>dustrielle Demokratie" <strong>in</strong> den französischen Betrieben fördern<br />
soll. 36<br />
Obwohl am Standort SA direkte Mitsprachegruppen <strong>in</strong> allen Produktionsbereichen<br />
sowie <strong>in</strong> produktionsnahen technischen Büros (Arbeitsvorbereitung,<br />
Fertigungsplanung, Qualitätssicherung) e<strong>in</strong>gerichtet wurden, <strong>und</strong><br />
<strong>in</strong>sgesamt etwa 20 % der Belegschaft e<strong>in</strong>bezogen, war ihre Entwicklung<br />
zum Untersuchungszeitpunkt gegenüber den Vorjahren deutlich rückläufig.<br />
(So war Ende 1986 - bei e<strong>in</strong>em Beschäftigungsschw<strong>und</strong> von ca. 10 % -<br />
die Zahl der Gruppen um knapp 20, die der Gruppentreffen zu mehr als<br />
e<strong>in</strong>em Drittel zurückgegangen.) Der wesentliche Gr<strong>und</strong> für diese rückläufige<br />
Entwicklung dürfte <strong>in</strong> <strong>in</strong>neren Funktionsschwierigkeiten zu suchen<br />
se<strong>in</strong>, die - trotz unterschiedlicher Ausrichtung - denen der Qualitätszirkel<br />
nicht unähnlich s<strong>in</strong>d.<br />
Aus e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>nerbetrieblichen Analyse von Tagungsprotokollen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er Me<strong>in</strong>ungsumfrage<br />
bei Teilnehmern <strong>und</strong> Moderatoren geht hervor, daß <strong>in</strong> den direkten Mitsprachegruppen<br />
vor allem e<strong>in</strong>e Zielsetzung auf der Strecke bleibt, die ihre eigentliche<br />
"raison d'etre" darstellt, nämlich die Mitsprache der Arbeitnehmer an der Gestaltung<br />
ihrer Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen. Zwar stehen die Themenkataloge der Sitzungen<br />
formal damit durchaus im E<strong>in</strong>klang (Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen, Arbeitsplatzgestaltung,<br />
Arbeitsorganisation, Information, Arbeitsumgebung), jedoch beklagen sich die Moderatoren<br />
<strong>und</strong> die Teilnehmer e<strong>in</strong>heitlich über den "Mangel an Glaubwürdigkeit"<br />
der Gruppen gegenüber den außenstehenden Abteilungen <strong>und</strong> den Führungskräften<br />
über "Nichte<strong>in</strong>haltung von Erklärungsfristen, ke<strong>in</strong>e Antworten, ausweichende Antworten"<br />
(betriebliches Dokument). Auch brechen <strong>in</strong> den Sitzungen der Gruppen<br />
Führungsprobleme auf der unteren Vorgesetztenebene offen auf. So werfen die<br />
Moderatoren den Teilnehmern "haltlose Beschwerden ohne konstruktive Vorschläge",<br />
"Breitwalzen von Problemen" vor, während die Teilnehmer sich über e<strong>in</strong><br />
Abgleiten der Sitzungen <strong>in</strong> e<strong>in</strong> "Frage-Antwort-Spiel" beschweren, das man genauso<br />
gut vor Ort führen könnte (betriebliches Dokument). Natürlich werden von beiden<br />
Seiten auch positive Aspekte der direkten Mitsprachegruppen erwähnt (besserer<br />
Informationsfluß, Kennenlernen von Kollegen, Abbau von Mißtrauen, Verbesserungsvorschläge<br />
an den Arbeitsplätzen). Jedoch sche<strong>in</strong>en die oben aufgeführten<br />
Probleme die Gruppendynamik erheblich zu lähmen. Erschwerend kommen Probleme<br />
der Organisation der Gruppenarbeit h<strong>in</strong>zu, die ähnlich gelagert s<strong>in</strong>d wie die<br />
36 Nach Ansatzpunkt <strong>und</strong> Zielsetzung s<strong>in</strong>d damit direkte Mitsprachegruppen eigentlich<br />
den <strong>in</strong>dustriellen Beziehungen (Arbeitgeber-, Arbeitnehmerbeziehungen)<br />
zuzurechnen; wir behandeln sie aber nicht dort (vgl. 7.), sondern im Zusammenhang<br />
mit betrieblichen Motivationsstrategien, da sie <strong>in</strong> der praktischen<br />
Umsetzung <strong>und</strong> <strong>in</strong> ihrer <strong>in</strong>neren Problematik große Geme<strong>in</strong>samkeiten mit den<br />
anderen Kle<strong>in</strong>gruppenaktivitäten (Qualitätszirkel) aufweisen.<br />
Düll/Bechtle/Moldaschl (1991): <strong>Massenarbeiter</strong> <strong>und</strong> <strong>Personalpolitik</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> <strong>und</strong> Frankreich.<br />
URN: http://nbn-resolv<strong>in</strong>g.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-100374