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Massenarbeiter und Personalpolitik in Deutschland ... - ISF München

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Dies zeigt sich u.a. sehr deutlich an der herausgehobenen Lohne<strong>in</strong>gruppierung der<br />

Materialbereitsteller<strong>in</strong> am Standort TC. Dieser Arbeitsplatz wird übere<strong>in</strong>stimmend<br />

von den produktionsnahen Experten <strong>und</strong> den befragten Arbeitskräften, vor allem<br />

wegen den hohen Anforderungen an Aufmerksamkeitsleistungen <strong>und</strong> der vergleichsweise<br />

großen Produktionsverantwortung, als unattraktiv e<strong>in</strong>geschätzt. Am<br />

Standort SV werden - wie erwähnt - bestimmte Materialbereitstellungsaufgaben <strong>in</strong><br />

die Tätigkeiten der Masch<strong>in</strong>enbediener <strong>in</strong>tegriert; dort s<strong>in</strong>d Materialbereitsteller<strong>in</strong>nen<br />

auf dem <strong>in</strong>ternen Arbeitsmarkt nahezu nicht zu rekrutieren, zumal Lohnanreize<br />

über die E<strong>in</strong>gruppierung fehlen. E<strong>in</strong> produktionsnaher Experte aus dem Bereich der<br />

automatischen Bestückung übt <strong>in</strong> diesem Zusammenhang Kritik an der Praxis der<br />

analytischen Arbeitsbewertung: "Die kann man vergessen. Wenn man ke<strong>in</strong>e mehr<br />

f<strong>in</strong>det, die den Platz machen wilL dann stimmt etwas nicht" (Int. D 92, Bereichsleiter).<br />

Das gilt mutatis mutandis für die als "Ardagenführer" bzw. "Produktionsmechaniker"<br />

e<strong>in</strong>gesetzten Facharbeiter an den Standorten SV <strong>und</strong> TC;<br />

durch die E<strong>in</strong>gruppierung der entsprechenden Tätigkeiten <strong>in</strong> die höheren<br />

Facharbeiterlohngruppen soll die Attraktivität dieser Arbeitsplätze auf<br />

den <strong>in</strong>ternen <strong>und</strong> externen Arbeitsmärkten erhöht bzw. die Abwanderung<br />

von Facharbeitern verh<strong>in</strong>dert werden, die auch <strong>in</strong> der B<strong>und</strong>esrepublik<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich <strong>in</strong> Bereiche außerhalb der Produktion streben, <strong>in</strong>sbesondere<br />

wenn es sich um Prozesse der Großserienmontage handelt. Am Standort<br />

SV gilt die Lohngruppe 9 als Regele<strong>in</strong>stufung für den "Produktionsmechaniker",<br />

der "alle ihm übertragenen Funktionen ausführt" (E<strong>in</strong>stiegslohngruppe<br />

8). Die Lohngruppe 10 ist "Produktionsmechanikern" vorbehalten,<br />

die alle Anlagen (e<strong>in</strong>schließlich SMD-Bestückung) im Masch<strong>in</strong>enpark beherrschen.<br />

Am Standort TC bef<strong>in</strong>den sich die "Masch<strong>in</strong>enführer" überwiegend<br />

<strong>in</strong> Lohngruppe 10; diese herausgehobene Lohne<strong>in</strong>gruppierung wird<br />

<strong>in</strong>nerbetrieblich damit gerechtfertigt, daß den "Masch<strong>in</strong>enführern" der Status<br />

e<strong>in</strong>es "Gruppenführers" verliehen wird, ohne daß damit im strengen<br />

S<strong>in</strong>ne Anweisungsbefugnisse gegenüber den anderen Arbeitskräften im<br />

Bereich der automatischen Bestückung verknüpft s<strong>in</strong>d.<br />

(2) Wir können aufgr<strong>und</strong> unseres Untersuchungsmaterials, aber auch aufgr<strong>und</strong><br />

früherer Erfahrungen aus <strong>in</strong>ternational vergleichenden Studien im<br />

Bereich der Großserien<strong>in</strong>dustrie (vgl. Düll 1989), diese Schlußfolgerungen<br />

über die erörterten Fallbeispiele h<strong>in</strong>aus verallgeme<strong>in</strong>ern. Dabei ergeben<br />

sich für die Aufstiegswege von angelernten Arbeitskräften an den deutschen<br />

<strong>und</strong> französischen Standorten vielfältige, z.T. nahezu konträre Konsequenzen:<br />

Düll/Bechtle/Moldaschl (1991): <strong>Massenarbeiter</strong> <strong>und</strong> <strong>Personalpolitik</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> <strong>und</strong> Frankreich.<br />

URN: http://nbn-resolv<strong>in</strong>g.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-100374

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