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Massenarbeiter und Personalpolitik in Deutschland ... - ISF München

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Durchsetzung von Arbeitsstrukturierungsmaßnahmen markt<strong>in</strong>duzierte<br />

Probleme, wie verkürzte Lebensdauer der Produkte, höhere Anforderungen<br />

an Produktionsflexibilität, steigende Ansprüche an die Produktqualität<br />

etc. sowie betriebliche Rentabilitätsprobleme. Zwischen den arbeitskraft<strong>in</strong>duzierten<br />

<strong>und</strong> markt<strong>in</strong>duzierten Problemlagen, die den Versuchen<br />

mit Arbeitsstrukturierung Pate standen, bestehen nun allerd<strong>in</strong>gs enge<br />

wechselseitige Verflechtungen; sie s<strong>in</strong>d Bestandteil e<strong>in</strong>er Syndromatik, die<br />

wichtige ökonomische <strong>und</strong> gesellschaftliche Voraussetzungen e<strong>in</strong>es bis dah<strong>in</strong><br />

erfolgreichen Rationalisierungsmodells <strong>in</strong> der Massenproduktion <strong>in</strong><br />

Frage stellt. Rückblickend ersche<strong>in</strong>en die <strong>in</strong> den Arbeitsstrukturierungsmaßnahmen<br />

gesetzten Hoffnungen an Möglichkeiten der Humanisierung<br />

<strong>und</strong> (gleichzeitig) verbesserte betriebliche Rentabilität als überzogen. E<strong>in</strong><br />

wirklicher Ausbruch aus dem tayloristischen Organisationsmodell der Arbeit<br />

sche<strong>in</strong>t <strong>in</strong> dem Bereich der Massenproduktion nur <strong>in</strong> den wenigsten<br />

Fällen gelungen zu se<strong>in</strong>. Wie wir <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er früheren Studie nachweisen<br />

konnten, wurden Arbeitsstrukturierungsmaßnahmen vor allem als leistungspolitische<br />

Instrumente wirksam, die auf e<strong>in</strong>e breitere (<strong>und</strong> <strong>in</strong> diesem<br />

S<strong>in</strong>ne auch flexiblere) Nutzung des menschlichen Arbeitsvermögens ausgerichtet<br />

waren; ihre Wirkungen auf Autonomiespielräume <strong>in</strong> der Arbeit,<br />

auf Belastungsreduzierung, auf Qualifizierung <strong>und</strong> letztlich auf Motivation<br />

der Arbeitskräfte blieben - wenn sie überhaupt e<strong>in</strong>traten <strong>und</strong> nicht <strong>in</strong>s Gegenteil<br />

umschlugen - äußert bescheiden (Altmann u.a. 1981; 1982). Auch<br />

die betrieblichen Rentabilitätsgew<strong>in</strong>ne blieben <strong>in</strong> der Regel h<strong>in</strong>ter den<br />

Erwartungen zurück. Viele der - zum Teil ehrgeizigen - Versuche wurden<br />

wieder zurückgenommen <strong>und</strong> die Arbeitsorganisation wieder auf den<br />

Normalfall - d.h. auf das nie wirklich <strong>in</strong> Frage gestellte Modell zeitökonomischer<br />

Rationalisierung - zurückgestutzt.<br />

Der oben skizzierte gesellschaftliche Auflösungsprozeß, der langfristig die<br />

Voraussetzungen der Reproduktion des <strong>Massenarbeiter</strong>s zerstört, ist nur<br />

als e<strong>in</strong>es der Elemente e<strong>in</strong>es umfassenderen gesellschaftlichen <strong>und</strong> ökonomischen<br />

Wandlungsprozesses zu sehen, den wir an anderer Stelle als<br />

"Auflösung der tayloristischen Syndromatik" bezeichnet haben (Bechtle,<br />

Lutz 1989). Wir sprechen hier bewußt von "tayloristischer Syndromatik"<br />

<strong>und</strong> nicht - wie oben - von e<strong>in</strong>em durchgehenden Rationalisierungsmuster<br />

<strong>in</strong>dustriellen Massenproduktion; letzteres ist nur Bestandteil e<strong>in</strong>es übergreifenden<br />

gesellschaftlichen <strong>und</strong> ökonomischen Regulationsmodells<br />

(Aglietta 1979; Boyer 1986), das durch Merkmale wie Wirtschaftswachstum<br />

mit e<strong>in</strong>em stetigen Anstieg der <strong>in</strong>dustriellen Produktion <strong>und</strong> der<br />

Düll/Bechtle/Moldaschl (1991): <strong>Massenarbeiter</strong> <strong>und</strong> <strong>Personalpolitik</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> <strong>und</strong> Frankreich.<br />

URN: http://nbn-resolv<strong>in</strong>g.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-100374

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