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Massenarbeiter und Personalpolitik in Deutschland ... - ISF München

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atorenrolle; aber auch das produktionsnahe Management ist als "facilitateurs" e<strong>in</strong>gesetzt.<br />

Aus e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>nerbetrieblichen Evaluierung der Qualitätszirkel läßt sich ablesen,<br />

daß seitens des Managements damit ganz unterschiedliche, z.T. unvere<strong>in</strong>bare<br />

Zielsetzungen verfolgt werden. Während das obere Management<br />

die Qualitätszirkel an unmittelbaren Rationalisierungs<strong>in</strong>teressen ausrichtet<br />

<strong>und</strong> Vorschläge zur Kostenm<strong>in</strong>derung <strong>in</strong> der Produktion erwartet,<br />

streben die Vertreter des produktionsnahen Managements (e<strong>in</strong>schließlich<br />

der unteren Vorgesetzten) vor allem Motivationseffekte für die Arbeitskräfte<br />

an.<br />

Solche divergierenden Zielsetzungen schlagen sich vor allem <strong>in</strong> Problemen der Organisation<br />

der Gruppenaktivitäten durch. Dort, wo punktuelle Problemlösungen favorisiert<br />

<strong>und</strong> Produktivitätsziele <strong>in</strong> Vordergr<strong>und</strong> gestellt werden, ist die Gruppenkohärenz<br />

bedroht, da die Gruppen jeweils ad hoc zusammengerufen werden. Dort, wo<br />

<strong>in</strong> den Gruppenaktivitäten eher längerfristig angelegte Motivationseffekte <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e<br />

verstärkte soziale Integration der Arbeitskräfte angestrebt werden, gerät die Organisation<br />

der Gruppenaktivitäten leicht <strong>in</strong> Konflikt mit aktuellen Produktionsbedürfnissen<br />

(Nichtersetzbarkeit von Arbeitskräften <strong>in</strong> der Produktion aufgr<strong>und</strong> von Personalausfällen<br />

oder mangelnder Polyvalenz); vielfach werden die Ergebnisse der<br />

Gruppenarbeit, <strong>in</strong> diesem Fall vom Produktionsmanagement, wegen unzureichender<br />

Ratioeffekte nicht aufgegriffen, die Gruppen werden damit sukzessive marg<strong>in</strong>alisiert.<br />

Es besteht also e<strong>in</strong> Zwiespalt zwischen der Instrumentalisierung von<br />

Kle<strong>in</strong>gruppen auf Ziele kurzfristiger Produktivitätsverbesserung <strong>und</strong> Motivationsstrategien,<br />

die darauf angelegt s<strong>in</strong>d, die Spannungen zwischen den<br />

unteren L<strong>in</strong>ienvorgesetzten (chefs d'equipe) <strong>und</strong> den Arbeitskräften zu<br />

m<strong>in</strong>dern, die Arbeitskräfte stärker <strong>in</strong> das betriebliche Rationalisierungskonzept<br />

(bzw. Sanierungskonzept) e<strong>in</strong>zub<strong>in</strong>den <strong>und</strong> die - vor allem <strong>in</strong> den<br />

automatisierten Montagebereichen - aufbrechende Herrschaftslücke zu<br />

schließen.<br />

Direkte Mitsprachegruppen haben dagegen <strong>in</strong> Frankreich der Intention<br />

nach e<strong>in</strong>e völlig andere Stoßrichtung als Qualitätszirkel <strong>und</strong> haben e<strong>in</strong>en<br />

spezifischen historischen H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>. Ihre Bildung erfolgt auf der<br />

Gr<strong>und</strong>lage der sog. Auroux-Gesetze von 1982, die durch neue Form direkter<br />

Beteiligung der Beschäftigten an der Gestaltung ihrer Arbeitsbed<strong>in</strong>-<br />

Düll/Bechtle/Moldaschl (1991): <strong>Massenarbeiter</strong> <strong>und</strong> <strong>Personalpolitik</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> <strong>und</strong> Frankreich.<br />

URN: http://nbn-resolv<strong>in</strong>g.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-100374

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