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Massenarbeiter und Personalpolitik in Deutschland ... - ISF München

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der Produktion; Ausdehnung der Betriebszeit <strong>und</strong> Übergang zum Dreischicht-Betrieb;<br />

Aufbau <strong>in</strong>nerbetrieblicher Weiterbildung <strong>und</strong> Kooperationsvertrag<br />

mit e<strong>in</strong>er berufsvorbereitenden Schule der Sek<strong>und</strong>arstufe; E<strong>in</strong>führung<br />

von Gruppenarbeit auf der Gr<strong>und</strong>lage e<strong>in</strong>er neuen "beruflichen<br />

Matrix"; Blockierung der dem italienischen Tariflohnsystem <strong>in</strong>newohnenden<br />

Tendenz automatischer Höhergruppierung durch e<strong>in</strong>heitliche Lohne<strong>in</strong>gruppierung<br />

der Produktionsarbeiter auf der dritten Lohnstufe; E<strong>in</strong>führung<br />

e<strong>in</strong>es kollektiven Prämienlohns <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es "Produktivitätslohns".<br />

Im folgenden geht es darum, die e<strong>in</strong>zelnen Glieder dieses<br />

Tauschmodells noch e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong> ihren Zusammenhang zu stellen.<br />

Unter Rentabilitätsgesichtspunkten verlangen die Kapital<strong>in</strong>vestitionen<br />

e<strong>in</strong>en möglichst hohen Auslastungsgrad der Produktionsanlagen; daraus<br />

ergibt sich <strong>in</strong>nerbetrieblich e<strong>in</strong> Zwang auf Ausweitung der Betriebszeit; sie<br />

werden auf 291 Arbeitstage im Jahr ausgedehnt, mit der Folge, daß der<br />

Samstag gr<strong>und</strong>sätzlich <strong>in</strong> die Arbeitstage e<strong>in</strong>bezogen wird <strong>und</strong> an den arbeitsfreien<br />

Sonntagen auf "freiwilliger Basis" Instandhaltungs- <strong>und</strong> Wartungsarbeiten<br />

angesetzt werden. Im Gegenzug wird die wöchentliche Arbeitszeit<br />

für die e<strong>in</strong>zelnen Arbeitskräfte auf 36 St<strong>und</strong>en gesenkt. Der Ausdehnung<br />

der Betriebszeit dient auch der Übergang zum Dreischicht-Betrieb<br />

- die Ausgestaltung des Schichtmodells ist jedoch ebenfalls durch<br />

Tauschbeziehungen geprägt. In zähen Verhandlungen mit der Gewerkschaft<br />

wurde e<strong>in</strong> ausgeklügeltes Schichtsystem vere<strong>in</strong>bart, <strong>in</strong> dem die<br />

Nachtschicht auf zwei aufe<strong>in</strong>anderfolgenden Tagen <strong>in</strong> der Woche <strong>und</strong> auf<br />

sechs Arbeitstage im Monat begrenzt ist; zwischen Tagesschicht (Frühoder<br />

Spätschicht) liegen m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong> Ruhetag, <strong>in</strong> der Regel aber zwei<br />

bis drei Ruhetage (vgl. Tab. 23). Voraussetzung für dieses Schichtmodell<br />

war der Aufbau e<strong>in</strong>er vierten Schichtbelegschaft (vgl. oben).<br />

Dieses Modell entspricht durchaus Vorschlägen des e<strong>in</strong>schlägigen Komitees ("shiftwork")<br />

der "International Commission on Occupational Health" (s. Rutenfranz,<br />

Knauth 1987, S. 52 ff.). Die Ruhetage während der Woche kommen der privaten<br />

Lebensführung (oder besser Lebensökonomie) der Arbeitskräfte <strong>in</strong> der ländlich geprägten<br />

Region entgegen. Viele Produktionsarbeiter betreiben e<strong>in</strong>e Nebenerwerbslandwirtschaft<br />

<strong>und</strong> nutzen die arbeitsfreien Tage zur Reparatur <strong>und</strong> Wartung des<br />

privaten landwirtschaftlichen Masch<strong>in</strong>enparks, zur Materialversorgung <strong>und</strong> zu Behördengängen.<br />

Solche Möglichkeiten der Synchronisierung von Arbeitszeit <strong>und</strong> privater<br />

Lebensführung haben die soziale Akzeptanz des Schichtmodells erheblich begünstigt.<br />

Düll/Bechtle/Moldaschl (1991): <strong>Massenarbeiter</strong> <strong>und</strong> <strong>Personalpolitik</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> <strong>und</strong> Frankreich.<br />

URN: http://nbn-resolv<strong>in</strong>g.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-100374

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