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Massenarbeiter und Personalpolitik in Deutschland ... - ISF München

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dardisierung, sich bei der Unternehmensspitze durchzusetzen. Deren Entscheidung<br />

zugunsten des Standardmaßes von Leiterplatten muß man aber<br />

nicht nur <strong>und</strong> ausschließlich als technisch-organisatorische Rationalisierungsentscheidung<br />

verstehen. Sie hatte sicherlich auch die Funktion, die<br />

"produktionspolitische Eigenständigkeit" der anderen Unternehmensfraktion<br />

zu brechen <strong>und</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>heitliche "Gesamtrationalität" zu zw<strong>in</strong>gen.<br />

Der Widerstand dagegen ist nie ganz erlahmt <strong>und</strong> schlägt sich immer wieder<br />

im Implementationsprozeß von Rationalisierungsmaßnahmen, <strong>in</strong>sbesondere<br />

bei der Funktionsfähigkeit der datentechnischen Steuerungssysteme,<br />

die ja im Pr<strong>in</strong>zip auf e<strong>in</strong>heitliche Stücklisten aufbauen müßte, durch.<br />

(2) Allerd<strong>in</strong>gs ist die produktionspolitische Eigenständigkeit schon deswegen<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich gebrochen, weil e<strong>in</strong>e Reihe von Entscheidungsbefugnissen<br />

<strong>in</strong> zentralen Funktionsbereichen im Unternehmen zentralisiert worden<br />

s<strong>in</strong>d. Dies fängt, abgesehen von den schon erwähnten Funktionen der<br />

Entwicklung, des Eng<strong>in</strong>eer-<strong>in</strong>g, der Logistik etc., ganz gr<strong>und</strong>sätzlich bei<br />

dem vorgeschriebenen Verfahren über Investitionsentscheidungen an: Die<br />

E<strong>in</strong>zelwerke können bei dem sog. "Geschäftsführungsgremium" der Produktionsgesellschaft<br />

Anträge für eigene Rationalisierungs<strong>in</strong>vestitionen<br />

stellen. Diese Anträge werden dann gebündelt <strong>und</strong> gehen, wenn sie die<br />

Schallmauer von 200.000 DM überschreiten, an die Unternehmenszentrale<br />

weiter, die dann e<strong>in</strong>e Rang- bzw. Prioritätenliste nach zwei Kriterien erstellt:<br />

erstens dem der Strategieadäquanz von Investitionen, d.h., diese<br />

müssen <strong>in</strong> die Gesamtkonzeption des Unternehmens passen, <strong>und</strong> zweitens<br />

muß die Pay-back-Zeit für Investitionen von e<strong>in</strong>e<strong>in</strong>halb Jahren stimmen.<br />

Das so entstandene Investitionsbudget des Unternehmens wird dann wieder<br />

von den Geschäftsführern auf die e<strong>in</strong>zelnen Standorte verteilt. Wenn<br />

sich die Werksleiter überall an den Standorten quer durch den gesamten<br />

Produktionsfluß entgegen ihrer sonstigen Rivalitäten <strong>und</strong> wechselseitigen<br />

Übervorteilung bzw. Blockierung über etwas e<strong>in</strong>ig s<strong>in</strong>d, dann über die<br />

"Kurzsichtigkeit" e<strong>in</strong>er solchen Investitionspolitik, die man pr<strong>in</strong>zipiell für<br />

"strategieunfähig" hält.<br />

Als "lächerlich" gelten auf der Werksebene sowohl der f<strong>in</strong>anzielle Entscheidungsspielraum<br />

(also die Schallmauer von 200.000 DM) wie das Payback-Kriterium,<br />

welches als das genaue Gegenteil e<strong>in</strong>er strategischen<br />

Langfristplanung gilt. H<strong>in</strong>ter der Kritik am Entscheidungsverfahren über<br />

Investitionen <strong>und</strong> an den dabei angewandten Kriterien verbirgt sich e<strong>in</strong><br />

struktureller Konflikt: Die E<strong>in</strong>flußgrößen <strong>und</strong> die Abhängigkeiten des re-<br />

Düll/Bechtle/Moldaschl (1991): <strong>Massenarbeiter</strong> <strong>und</strong> <strong>Personalpolitik</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> <strong>und</strong> Frankreich.<br />

URN: http://nbn-resolv<strong>in</strong>g.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-100374

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