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Massenarbeiter und Personalpolitik in Deutschland ... - ISF München

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e<strong>in</strong> "Jo<strong>in</strong>t <strong>in</strong> trouble". Die systemischen Abhängigkeiten wachsen. Bei<br />

funktionaler Differenzierung s<strong>in</strong>d die Kapazitäten der jeweils anderen<br />

Werke nicht kompensatorisch nutzbar. Dieses Problem wird im folgenden<br />

Fall mehrfach verschärft:<br />

Es erhält se<strong>in</strong>e eigentliche Brisanz <strong>in</strong> genau dem Ausmaß, wie man das<br />

Produktspektrum auf Gr<strong>und</strong>typen reduziert, aber gleichzeitig die Variantenzahl<br />

pro Produkt steigert. Es handelt sich um ca. 200 Varianten pro<br />

Produkt, wobei die sog. Exoten sowie Sonderwünsche <strong>und</strong> Fremdaufträge<br />

nicht e<strong>in</strong>gerechnet s<strong>in</strong>d. Diese erhöhen zwar kaum die Variantenzahl,<br />

schlagen aber stark auf den term<strong>in</strong>mäßigen <strong>und</strong> kapazitätsbezogenen<br />

Steuerungsaufwand durch. Die Variantenzahl selbst ist weniger e<strong>in</strong> Problem<br />

der Endmontage als vielmehr e<strong>in</strong> Auslastungsproblem bei der Komponentenfertigung<br />

<strong>und</strong> bei der Baugruppenmontage (z.B. Leiterplattenbestückung,<br />

Wickelgüterfertigung) wegen der dort anfallenden großen Rüstzeiten.<br />

Es wird versucht, mit verschiedenen Verfahren e<strong>in</strong>e Gegenrechnung<br />

von Lagerkostene<strong>in</strong>sparung <strong>und</strong> Rüstkosten vorzunehmen bzw. diese<br />

beiden Parameter zu optimieren. Als weitere Problemverschärfung kommt<br />

h<strong>in</strong>zu, daß der Rationalisierungseffekt abgebauter Zeit- <strong>und</strong> Sachressourcen<br />

sich häufig <strong>in</strong>s Gegenteil verkehrt, auf den Zwang zur Verr<strong>in</strong>gerung<br />

der Umlaufbestände wird aus der traditionellen "Kostenstellenperspektive"<br />

heraus reagiert. "Ke<strong>in</strong>er der Betriebe will Bestände haben <strong>und</strong> schiebt<br />

die entsprechenden Logistikprobleme an die Zuliefer- bzw. Abnehmerbetriebe<br />

weiter" (Int. D 91, Leiter "Logistik"). Mit anderen Worten: Konkurrenzbeziehungen<br />

werden durch die Verschiebung von Logistikproblemen<br />

ausgetragen.<br />

Aus ähnlichen Gründen klappt auch die Konzentration der Produkt<strong>in</strong>dividualisierung<br />

auf die letzten Fertigungsabschnitte, wo es dann zur Variantenbildung<br />

kommt, nur höchst unvollkommen. Es gel<strong>in</strong>gt nicht, die Vorfertigung<br />

soweit zusammenzufassen <strong>und</strong> zu vere<strong>in</strong>heitlichen, daß e<strong>in</strong>e möglichst<br />

ger<strong>in</strong>ge Typenzahl möglichst standardisiert gefertigt werden kann.<br />

Die "Sonderwünsche" aus den genannten Gründen der "produktionspolitischen<br />

Eigenständigkeit" heraus werden bereits <strong>in</strong> frühen Fertigungsstufen<br />

wirksam. Das Gr<strong>und</strong>problem, daß bei steigender Variantenzahl, abnehmenden<br />

Stückzahlen <strong>und</strong> enger gesetzten Term<strong>in</strong>vorgaben der Steuerungs-<br />

bzw. Koord<strong>in</strong>ierungsaufwand entweder unrentabel oder schwerfällig<br />

oder beides wird, bleibt bestehen. Die "normale" Lösung besteht dar<strong>in</strong>, daß<br />

mit Vorgabeterm<strong>in</strong>en kalkuliert wird, die nur im Ausnahmefall e<strong>in</strong>gehal-<br />

Düll/Bechtle/Moldaschl (1991): <strong>Massenarbeiter</strong> <strong>und</strong> <strong>Personalpolitik</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> <strong>und</strong> Frankreich.<br />

URN: http://nbn-resolv<strong>in</strong>g.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-100374

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