08.03.2014 Aufrufe

Massenarbeiter und Personalpolitik in Deutschland ... - ISF München

Massenarbeiter und Personalpolitik in Deutschland ... - ISF München

Massenarbeiter und Personalpolitik in Deutschland ... - ISF München

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

zunächst (1978/79) jugendliche Arbeitslose (disoccupati), dann (ab 1984)<br />

Schulabgänger e<strong>in</strong>er technischen Mittelschule e<strong>in</strong>. Die Änderung der Rekrutierungspolitik<br />

hat e<strong>in</strong>en Generationswechsel <strong>in</strong> der Fertigungsbelegschaft<br />

zur Folge, der sich im Altersaufbau der Belegschaft deutlich widerspiegelt<br />

(vgl. Tab. 11).<br />

Das Werk rückt auch nach dem Wandel der Rekrutierungspolitik nicht von dem<br />

Pr<strong>in</strong>zip e<strong>in</strong>er (fast ausschließlich) männlichen Fertigungsbelegschaft ab. War der<br />

E<strong>in</strong>satz männlicher Arbeitskräfte <strong>in</strong> der Frühphase des Werkaufbaus mit e<strong>in</strong>em hohen<br />

Anteil körperlich belastender Arbeit begründet worden, so ist diese Barriere für<br />

Frauenbeschäftigung durch den fortschreitenden Automatisierungsgrad weitgehend<br />

abgebaut. Dafür wurde e<strong>in</strong>e andere Barriere errichtet: der durchgehende Dreischicht-Betrieb.<br />

Zwar sieht e<strong>in</strong>e zwischen dem Werk <strong>und</strong> der Chemiearbeitergewerkschaft<br />

FULC abgeschlossene Betriebsvere<strong>in</strong>barung die "Gleichbehandlung" von<br />

Frauen bei der Arbeitszeitregelung vor (entgegen dem gesetzlichen Verbot von<br />

Nachtarbeit für Frauen), jedoch ist die natürliche Sperrwirkung von Dreischicht-<br />

Betrieb für die meist doppelt belasteten Frauen hoch. Von den Experten wird als<br />

Gr<strong>und</strong> für den niedrigen Anteil weiblicher Arbeitskräfte an der Fertigungsbelegschaft<br />

auch der niedrige "Schulbildungsstand" der weiblichen Erwerbsbevölkerung <strong>in</strong><br />

der Region angeführt: "Es gibt faktisch ke<strong>in</strong>e weiblichen Bewerbungen für freiwerdende<br />

Arbeitsplätze" (Int. 14).<br />

Im gleichen Zeitraum begann der Auf- bzw. Ausbau der <strong>in</strong>nerbetrieblichen<br />

Weiterbildung. Zunächst beschränkte sich die Weiterbildung auf allgeme<strong>in</strong>e<br />

e<strong>in</strong>monatige E<strong>in</strong>führungskurse für Neue<strong>in</strong>gestellte (vor allem jugendliche<br />

Arbeitslose); das Lehrpersonal bestand aus Führungskräften des<br />

Betriebes, externen technischen Experten <strong>und</strong> externen Vertretern der im<br />

Betrieb vorhandenen Gewerkschaften. Ab Ende der 70er Jahre setzte die<br />

Weiterbildung <strong>in</strong> systematischerer Form zunächst an den unteren Arbeitsvorgesetzten<br />

an, die - wie erwähnt - vielfach noch aus der ersten Generation<br />

der Arbeiter-Bauern stammen. Indirekt wurde von Weiterbildung der<br />

unmittelbaren Arbeitsvorgesetzten e<strong>in</strong> Qualifizierungseffekt für die Produktionsarbeiter<br />

erwartet, die im Rahmen des on-the-job-tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g von jenen<br />

betreut werden; wie wir im e<strong>in</strong>zelnen noch sehen werden, erweisen<br />

sich die Arbeitsbeziehungen zwischen den unteren Vorgesetzten <strong>und</strong> jungen<br />

Produktionsarbeitern, die über e<strong>in</strong>e technische Schulausbildung verfügen,<br />

als außerordentlich konfliktuell (vgl. 5.).<br />

Ab 1984 wird <strong>in</strong> Kooperation mit der am Ort ansässigen technischen Mittelschule<br />

(scuola tecnica) e<strong>in</strong> Weiterbildungsprogramm entwickelt, das<br />

sich unmittelbar an die im Betrieb e<strong>in</strong>gesetzten Schulabgänger wendet.<br />

Düll/Bechtle/Moldaschl (1991): <strong>Massenarbeiter</strong> <strong>und</strong> <strong>Personalpolitik</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> <strong>und</strong> Frankreich.<br />

URN: http://nbn-resolv<strong>in</strong>g.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-100374

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!