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Massenarbeiter und Personalpolitik in Deutschland ... - ISF München

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esetzt); weitergehende Mitbestimmungsforderungen aber blieben auf der Strecke<br />

oder wurden durch Surrogat-Lösungen ersetzt. So wurde Unternehmensmitbestimmung<br />

umgemünzt <strong>in</strong> regelmäßige Information des Gesamtbetriebsrats über Unternehmensentscheidungen<br />

im Bereich der Produktionskonzentration, Restrukturierung<br />

<strong>und</strong> Rationalisierung mit den entsprechenden Beschäftigungsfolgen, ohne daß<br />

die Entscheidungen selbst noch e<strong>in</strong>mal zur Disposition standen. Auch e<strong>in</strong> von der<br />

Unternehmensführung <strong>in</strong>s Leben gerufenes Konsultationsorgan, das - neben Unternehmensvertretern<br />

- mit Vertretern der Arbeitnehmerorganisationen aus allen europäischen<br />

Ländern besetzt ist, <strong>in</strong> denen das Unternehmen über Standorte verfügt<br />

(zum damaligen Zeitpunkt Frankreich, B<strong>und</strong>esrepublik <strong>Deutschland</strong>, Italien <strong>und</strong><br />

Spanien), kommt über e<strong>in</strong> re<strong>in</strong>es Informationsforum nicht h<strong>in</strong>aus. Im Gegensatz zu<br />

den anderen europäischen Gewerkschaften hat die deutsche Gewerkschaft (Industriegewerkschaft<br />

Metall) e<strong>in</strong>e Beteiligung abgelehnt; die Arbeitnehmer der deutschen<br />

Standorte werden dort von Betriebsräten <strong>und</strong> dem Gesamtbetriebsrat vertreten.<br />

Die Verhandlungen um "alternative" Sozialplangestaltung scheitern<br />

zunächst an der gewerkschaftlichen Forderung nach Standortgarantien<br />

bzw. weiterreichenden Garantien für ehemalige Beschäftigte, die auf f<strong>in</strong>anzielle<br />

Abf<strong>in</strong>dungen im Rahmen der Sozialplanabwicklung verzichten<br />

<strong>und</strong> sich statt dessen für Qualifizierungsprozesse <strong>und</strong> gezielte - vom Unternehmen<br />

unterstützte - Maßnahmen der Arbeitsmarktvermittlung zur<br />

Verfügung stellen <strong>und</strong> bereit s<strong>in</strong>d, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Auffanggesellschaft <strong>in</strong> Form von<br />

Beschäftigungsgesellschaften überzuwechseln. Standortgarantien konnte<br />

<strong>und</strong> wollte die Unternehmensführung im laufenden Prozeß der Unternehmensrestrukturierung,<br />

<strong>in</strong> dem es gerade um die Neuordnung <strong>und</strong> damit<br />

auch Aufgabe von Standorten g<strong>in</strong>g - nicht abgeben (konkret g<strong>in</strong>g es<br />

um das Schicksal des Standorts NB, der - wie oben gezeigt - 1987 aus dem<br />

Unternehmensverband ausschied); der Bruch e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>mal abgegebenen<br />

Garantieverpflichtung hätte die <strong>in</strong>dustriellen Beziehungen stärker belastet<br />

als deren Verweigerung. Die Forderung der Gewerkschaften nach "rechtlicher<br />

Absicherung" e<strong>in</strong>erseits, das Ziel der Unternehmensführung, zu flexibel<br />

handhabbaren Rahmenvere<strong>in</strong>barungen zu gelangen, andererseits wirken<br />

als zusätzliche Faktoren, die die Verhandlungspositionen verhärten<br />

<strong>und</strong> die Verhandlungsblockade festigen.<br />

Zu betonen ist <strong>in</strong> diesem Zusammenhang, daß die Gewerkschaften die Pläne "alternativer"<br />

Sozialplangestaltung nicht en bloc ablehnten. Wie erwähnt, gab es auch <strong>in</strong><br />

der B<strong>und</strong>esrepublik dazu Vorbilder; e<strong>in</strong> entsprechender Sozialplan war kurz vor<br />

dem Verhandlungsabbruch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em anderen Unternehmen der gleichen Branche<br />

mit Beteiligung der Gewerkschaften zustande gekommen.<br />

Düll/Bechtle/Moldaschl (1991): <strong>Massenarbeiter</strong> <strong>und</strong> <strong>Personalpolitik</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> <strong>und</strong> Frankreich.<br />

URN: http://nbn-resolv<strong>in</strong>g.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-100374

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