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Massenarbeiter und Personalpolitik in Deutschland ... - ISF München

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wurde. Seit se<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>führung im Jahre 1982 stieg der durchschnittliche<br />

Betrag des Produktivitätslohns um das Zehnfache, wobei natürlich sowohl<br />

die Inflationsrate wie die sukzessive E<strong>in</strong>führung <strong>und</strong> Verfe<strong>in</strong>erung der Berechnungsverfahren<br />

berücksichtigt werden müssen. 29<br />

Nach Angaben der Experten ergaben sich die Produktivitätsschübe <strong>in</strong> den frühen<br />

80er Jahren vor allem aus Rationalisierungs<strong>in</strong>vestitionen im Produktionsprozeß<br />

(Mechanisierung des Werkstücktransports, automatische Anlagen zur Graphitbeschichtung,<br />

automatische Lichtprüfung, automatische Verschweißanlagen, E<strong>in</strong>satz<br />

von Handhabungsrobotern etc.). Ab Mitte der 80er Jahre beg<strong>in</strong>nt dagegen e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tensive<br />

Phase von Produkt<strong>in</strong>novationen (neue Farbausgleichregler, Flachbildschirme<br />

etc), die Rückwirkungen auf den Produktionsablauf haben <strong>und</strong> ihrerseits zu Produktivitätsfortschritten<br />

führen.<br />

(4) Welche Bedeutung hat die im italienischen Standort VA verfolgte L<strong>in</strong>ie,<br />

egalisierende Lohne<strong>in</strong>gruppierung <strong>und</strong> kollektive Prämienentlohnung<br />

mit e<strong>in</strong>em Konzept von Gruppenarbeit zu verknüpfen, für die <strong>Personalpolitik</strong><br />

<strong>in</strong> ihrer Gesamtheit? Welche allgeme<strong>in</strong>en Lehren lassen sich aus diesem<br />

Fall ziehen?<br />

Um diese Frage zu beantworten, ist es notwendig, noch e<strong>in</strong>mal auf den bereits<br />

erwähnten Produktivitäts- <strong>und</strong> Sozialpakt aus dem Jahre 1981 zurückzukommen.<br />

Dieser ist <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Krisensituation des Standorts zwischen<br />

Werksleitung <strong>und</strong> Gewerkschaften zustandegekommen, um e<strong>in</strong>en drohenden<br />

Personalabbau zu verh<strong>in</strong>dern oder zum<strong>in</strong>dest zu verr<strong>in</strong>gern <strong>und</strong> die<br />

Überlebensfähigkeit des Standorts langfristig zu sichern. In se<strong>in</strong>er <strong>in</strong>neren<br />

Logik ist dieser Pakt als politisches Tauschmodell zu verstehen: Getauscht<br />

werden die Durchsetzung betrieblicher Rentabilitäts- <strong>und</strong> Produktivitäts<strong>in</strong>teressen<br />

gegen Beschäftigungsgarantien, betriebliche Qualifizierung,<br />

Aufstiegs- <strong>und</strong> Verdienstchancen sowie Mitspracherechte der Arbeitskräfte<br />

bzw. ihrer Vertretungsorgane bei der Ausgestaltung der Arbeitsorganisation.<br />

Die wichtigsten Glieder dieses Tauschmodells haben wir obenstehend<br />

<strong>und</strong> <strong>in</strong> den vorausgegangenen Abschnitten bereits näher erläutert.<br />

Im e<strong>in</strong>zelnen: gezielte Automatisierungsmaßnahmen im Gesamtbereich<br />

29 Ähnlich wie <strong>in</strong> Frankreich war der Leistungslohn, vor allem Akkordlohn (cottimo),<br />

<strong>in</strong> den lohnpolitischen Konzeptionen der italienischen Gewerkschaften<br />

während der 70er Jahre verpönt. Ab Ende der 70er Jahre läßt sich aber <strong>in</strong> Italien<br />

e<strong>in</strong>e Renaissance von Leistungslohnsystemen (vor allem Prämienlöhne) beobachten.<br />

Viele Unternehmen suchten Leistungslohnsysteme durchzusetzen, um<br />

die Rigiditäten im Lohngefüge zu überw<strong>in</strong>den.<br />

Düll/Bechtle/Moldaschl (1991): <strong>Massenarbeiter</strong> <strong>und</strong> <strong>Personalpolitik</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> <strong>und</strong> Frankreich.<br />

URN: http://nbn-resolv<strong>in</strong>g.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-100374

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