08.03.2014 Aufrufe

Massenarbeiter und Personalpolitik in Deutschland ... - ISF München

Massenarbeiter und Personalpolitik in Deutschland ... - ISF München

Massenarbeiter und Personalpolitik in Deutschland ... - ISF München

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Nach Abbruch der Kontakte (Frühjahr 1986) wurden die Sozialplanverhandlungen<br />

(Standort NB) zunächst auf lokaler Ebene - d.h. mit dem örtlichen<br />

Betriebsrat - weitergeführt. E<strong>in</strong> 1987 abgeschlossener Sozialplan folgt<br />

dem gesetzlich verankerten Muster des Interessenausgleichs, enthält aber<br />

bereits e<strong>in</strong>e Öffnungsklausel für "alternative" Formen der Sozialplanabwicklung.<br />

Erst Anfang 1988 gel<strong>in</strong>gt es, den Kontakt zur Industriegewerkschaft Metall<br />

zunächst von regionaler Ebene wieder aufzubauen; im Frühjahr 1988<br />

kommt schließlich anläßlich der Teilstillegung des Standorts SV e<strong>in</strong> "alternativer"<br />

Sozialplan <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es "Beschäftigungsplans" unter E<strong>in</strong>schaltung<br />

der Gewerkschaft zustande. Dieser Beschäftigungsplan sieht die<br />

Gründung e<strong>in</strong>er "Ausbildungs- <strong>und</strong> Beschäftigungsgesellschaft" sowie e<strong>in</strong>er<br />

rechtlich selbständigen Managementgesellschaft vor, die auf dem Werksgelände<br />

der deutschen Produktionsgesellschaft e<strong>in</strong>en "Industrie- <strong>und</strong><br />

Technologiepark" errichten <strong>und</strong> Neuansiedlungen anwerben sollte; dadurch<br />

sollten auch für die <strong>in</strong> der "Ausbildungs- <strong>und</strong> Beschäftigungsgesellschaft"<br />

aufgefangenen Beschäftigten neue Arbeitsplätze geschaffen werden.<br />

Die Gewerkschaft willigte <strong>in</strong> den Abschluß des Beschäftigungsplans<br />

nur gegen e<strong>in</strong>e Bestandsgarantie des Standorts SV als solches e<strong>in</strong>.<br />

Charakteristisches Merkmal des Beschäftigungsplans ist e<strong>in</strong> doppeltes Beschäftigungsverhältnis.<br />

Die Arbeitskräfte, die sich für das Angebot des Beschäftigungsplans<br />

entscheiden, treten <strong>in</strong> die "Ausbildungs- <strong>und</strong> Beschäftigungsgesellschaft" e<strong>in</strong>, behalten<br />

aber ihren Arbeitsvertrag mit der deutschen Produktionsgesellschaft bei. Die übrigen<br />

Beschäftigten erhalten f<strong>in</strong>anzielle Abf<strong>in</strong>dungen nach den Regelungen des Interessenausgleichs.<br />

Die "Ausbildungs- <strong>und</strong> Beschäftigungsgesellschaft" bietet dem<br />

Beschäftigten Qualifizierungsmöglichkeiten (Weiterbildung, Umschulung), Versetzungen<br />

im eigenen Unternehmensbereich <strong>und</strong> gezielte Arbeitsmarktvermittlungen<br />

an. Den Beschäftigten kann gekündigt werden, wenn sie zumutbare Beschäftigungs<strong>und</strong><br />

Qualifizierungsangebote ablehnen oder wenn nach Abschluß von Qualifizierungsmaßnahmen<br />

vom Unternehmen ke<strong>in</strong>e Beschäftigungsmöglichkeiten nachgewiesen<br />

werden können; <strong>in</strong> diesem Fall treten die Abf<strong>in</strong>dungsregelungen nach dem<br />

Interessenausgleich e<strong>in</strong>; die Abf<strong>in</strong>dungen s<strong>in</strong>d dann je nach Sachlage (Eigenkündigung,<br />

Kündigung durch das Unternehmen, fehlender Beschäftigungsnachweis) gestaffelt.<br />

Da der Beschäftigungsplan erst nach Abschluß unserer Erhebungen zustande kam,<br />

konnte se<strong>in</strong>e praktische Abwicklung nicht mehr im e<strong>in</strong>zelnen verfolgt werden. Aus<br />

eher <strong>in</strong>formellen Gesprächen im Rahmen von Nachrecherchen ergab sich, daß sich<br />

nur e<strong>in</strong>e M<strong>in</strong>derheit der von den Personalabbaumaßnahmen betroffenen Arbeitskräfte<br />

(ca. 350) für den E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong> die "Ausbildungs- <strong>und</strong> Beschäftigungsgesellschaft"<br />

entschied (ca. 20 %). Insbesondere jüngere Facharbeiter wurden vom regionalen<br />

Düll/Bechtle/Moldaschl (1991): <strong>Massenarbeiter</strong> <strong>und</strong> <strong>Personalpolitik</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> <strong>und</strong> Frankreich.<br />

URN: http://nbn-resolv<strong>in</strong>g.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-100374

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!