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Massenarbeiter und Personalpolitik in Deutschland ... - ISF München

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Betriebsvere<strong>in</strong>barung <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>igung mit der Gewerkschaft IG-Metall. Dabei<br />

wurde e<strong>in</strong> Wert von 1.2 gegenüber REFA-Zeiten vere<strong>in</strong>bart. Dieser - eher als unterdurchschnittlich<br />

anzusehende - Korrekturfaktor war gegenüber der Gewerkschaft<br />

nur gegen e<strong>in</strong>e Verdienstgarantie für die betroffenen Beschäftigten durchsetzbar<br />

(d.h. e<strong>in</strong> de facto garantierter Verdienstgrad von 130 %). Mitte der 80er Jahre<br />

wurde der Korrekturfaktor sogar weiter gesenkt (1.1).<br />

Obwohl e<strong>in</strong> unmittelbarer Vergleich von Vorgabezeiten zwischen den<br />

Werken - als Indikator von Leistungsverdichtung - schon aus methodischen<br />

Gründen unzulässig ist (abweichende Arbeitsplatzgestaltung, andere<br />

Arbeitsorganisation, andere Typen <strong>und</strong> Varianten etc.), so enthält das Untersuchungsmaterial<br />

doch e<strong>in</strong>e Reihe von H<strong>in</strong>weisen, die auf e<strong>in</strong> besonders<br />

hohes Maß an Leistungsverdichtung am Standort SV h<strong>in</strong>deuten. Dazu<br />

gehören e<strong>in</strong>mal die Ratio-Effekte bei der E<strong>in</strong>führung der MTM-Verfahren,<br />

die von Vertretern des Managements mit 24 Mio. DM bzw. mit e<strong>in</strong>er<br />

rechnerischen Personale<strong>in</strong>sparung von 25 % angegeben wurden.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs weisen die Vertreter des Managements mit Nachdruck darauf h<strong>in</strong>, daß<br />

solche Ratio-Effekte nicht alle<strong>in</strong> auf den E<strong>in</strong>satz von MTM-Verfahren zur Vorgabezeitermittlung<br />

zurückzuführen s<strong>in</strong>d; vielmehr seien Arbeitsplatzgestaltung (Beidhandarbeit,<br />

Steh-/Sitzplätze), Anlernung <strong>und</strong> Systeme vorbestimmter Zeiten im<br />

MTM-Verfahren als E<strong>in</strong>heit anzusehen: "Zur MTM-Philosophie gehört es, daß die<br />

Arbeitsmethode machbar <strong>und</strong> anlernbar se<strong>in</strong> muß; wenn man e<strong>in</strong> gutes Qualitätsergebnis<br />

erzielen will, darf ke<strong>in</strong>e Arbeitshektik entstehen". Auch die Schaffung von<br />

E<strong>in</strong>zelarbeitsplätzen kommen der MTM-Methode entgegen, da dort "e<strong>in</strong>e saubere<br />

Leistungsentlohnung möglich ist, während die L<strong>in</strong>ie oder die Gruppe immer den<br />

Takt aufzw<strong>in</strong>gt" (Int. D 86, Arbeitsvorbereitung).<br />

Aber nicht nur die erwähnten Rationalisierungseffekte bei der E<strong>in</strong>führung<br />

der MTM-Erfahrung sprechen an diesem Standort für e<strong>in</strong>en vergleichsweise<br />

hohen Grad der Leistungsverdichtung im manuellen Montagebereich.<br />

Auch <strong>in</strong> der Vorstellung von Managementvertretern (z.B. Personalleitung)<br />

ist der Verdichtungsgrad hoch. E<strong>in</strong>ige Produktionsmanager stellen<br />

e<strong>in</strong>en unmittelbaren Zusammenhang zwischen der hohen Leistungs<strong>in</strong>tensität<br />

<strong>in</strong> den manuellen Montagebereichen <strong>und</strong> der anfänglich sehr zögernden<br />

E<strong>in</strong>führung von Automatisierungsmaßnahmen her. So erschienen Bestückungsautomaten<br />

im Bereich der automatisierten Leiterplattenbestückung<br />

lange Zeit als unrentabel. (Die ersten Bestückungsautomaten wurden<br />

1977 e<strong>in</strong>gesetzt.) Erst beim Übergang zu Bestückungsautomaten der zweiten<br />

Generation (Radial-/Axial-Bestückung) <strong>und</strong> bei der E<strong>in</strong>führung der<br />

SMD-Technik stellten sich erhebliche Ratio-Effekte e<strong>in</strong>.<br />

Düll/Bechtle/Moldaschl (1991): <strong>Massenarbeiter</strong> <strong>und</strong> <strong>Personalpolitik</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> <strong>und</strong> Frankreich.<br />

URN: http://nbn-resolv<strong>in</strong>g.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-100374

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