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Massenarbeiter und Personalpolitik in Deutschland ... - ISF München

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Zu beachten ist allerd<strong>in</strong>gs, daß das Verhältnis von Politisierung der klassischen<br />

Aktions- <strong>und</strong> Verhandlungsfelder <strong>und</strong> der konkreten Maßnahmenebene<br />

am Standort SA völlig anders gelagert ist als an den deutschen<br />

Standorten. Während dort vertretungspolitische Aktionen sich neben rout<strong>in</strong>isierten<br />

Verhandlungsverfahren entwickeln <strong>und</strong> politische Inhalte kanalisieren,<br />

die dort nicht e<strong>in</strong>gebracht werden können, ersetzen am Standort<br />

SA vertretungspolitische Aktionen vielfach Verhandlungen überhaupt;<br />

diese bleiben dann auf der Ebene e<strong>in</strong>es verbalen Forderungsradikalismus<br />

<strong>und</strong> gewerkschaftlicher Rhetorik stehen. Verhandlungsrout<strong>in</strong>en bilden sich<br />

am Standort SA wie <strong>in</strong> den meisten französischen Großbetrieben nur dort<br />

aus, wo gesetzliche Verfahren e<strong>in</strong>zuhalten s<strong>in</strong>d. Dies gilt etwa für Sozialplanverhandlungen<br />

auf der Gr<strong>und</strong>lage des Rekonversionsgesetzes von<br />

1985; für die jährlichen Nachverhandlungen von nationalen Tarifverträgen<br />

auf der Basis der sogenannten Auroux-Gesetze; für die Abstimmung der<br />

Aus- <strong>und</strong> Weiterbildungspläne mit der "commission de formation" (meist<br />

nur Information); für Bestandsaufnahmen von Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen <strong>und</strong><br />

Arbeitsunfällen für die jährlichen Sozialberichterstattungen u.a.m.<br />

Im übrigen aber folgen die Interessenause<strong>in</strong>andersetzungen dem oben geschilderten<br />

Muster der Konfrontation.<br />

Dies läßt sich augensche<strong>in</strong>lich an den Verhandlungen über die beiden Sozialpläne<br />

oder besser Beschäftigungspläne von 1986/87 nachzeichnen; diese standen von Anfang<br />

an unter dem Vorzeichen von Konflikt. Die Ankündigung des geplanten<br />

lem Personalcomputer) am gleichen Standort be<strong>in</strong>haltete, stieß bei den großen<br />

Richtungsgewerkschaften am Standort auf erheblichen Widerstand. Es erfolgte e<strong>in</strong><br />

Streikaufruf, der jedoch von den Beschäftigten nicht befolgt wurde. Die Geschäftsleitung<br />

unterbreitete den Gewerkschaftssektionen im Herbst 1986 den Vorschlag e<strong>in</strong>er<br />

10 %igen Arbeitszeitverkürzung ohne Lohnausgleich verb<strong>und</strong>en mit e<strong>in</strong>er Senkung<br />

der geplanten Kopfzahlen des Personalabbaus im Bereich der direkt produktiven<br />

Arbeitskräfte um 100 Personen. Dieser Vorschlag wurde von allen am Standort<br />

vertretenen Gewerkschaftssektionen abgelehnt; er kollidierte mit dem allgeme<strong>in</strong>en<br />

gewerkschaftspolitischen Ziel der Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich<br />

<strong>und</strong> barg die Gefahr "kalter" Lohnkürzung <strong>in</strong> sich. Um die Blockade der Verhandlung<br />

mit den Gewerkschaftssektionen zu umgehen, stellte die Geschäftsleitung daraufh<strong>in</strong><br />

ihren Vorschlag der Belegschaft zur Abstimmung (referendum); die Gewerkschaftsdelegierten<br />

versuchten, die Belegschaft durch gezielte Aktionen zu mobilisieren,<br />

um e<strong>in</strong>e Zustimmung zu verh<strong>in</strong>dern. In der Tat wurde der Vorschlag der Geschäftsleitung<br />

von der Belegschaft mit großer Mehrheit abgelehnt.<br />

Person<br />

Düll/Bechtle/Moldaschl (1991): <strong>Massenarbeiter</strong> <strong>und</strong> <strong>Personalpolitik</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> <strong>und</strong> Frankreich.<br />

URN: http://nbn-resolv<strong>in</strong>g.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-100374

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