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Massenarbeiter und Personalpolitik in Deutschland ... - ISF München

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Werkstattauftrag, der Stückzahl <strong>und</strong> Varianten festlegt <strong>und</strong> den jeweiligen Stand der<br />

Fertigung, gemäß der Wochenplanung, wiedergibt. Auftragsabfolge <strong>und</strong> Masch<strong>in</strong>enbelegung<br />

verbleiben <strong>in</strong> der Hand der "Produktionstechniker". Als wesentlicher<br />

Gr<strong>und</strong> für diese Lösung wurde angegeben, daß die Bestückungsautomaten der<br />

SMD-Generation mit unterschiedlichen Typen von Werkzeugen arbeiten, die jeweils<br />

nur <strong>in</strong> begrenzter Anzahl zur Verfügung stehen <strong>und</strong> von der zentralen Planung nicht<br />

genau genug erfaßt werden; solche Fe<strong>in</strong>planungen können jedoch die Meister immer<br />

nur im Tageshorizont ausführen.<br />

Um das erhebliche Steuerungsproblem <strong>in</strong> der automatischen Leiterplattenbestükkung<br />

am Standort SV <strong>in</strong> den Griff zu bekommen, wurde <strong>in</strong> diesem Bereich e<strong>in</strong> eigener<br />

"Steuerungsmann" (technischer Angestellter) als Sachbearbeiter für die Auftragsbearbeitung<br />

e<strong>in</strong>gesetzt, der die "Unmengen von Änderungen" <strong>in</strong> das Fertigungsprogramm<br />

e<strong>in</strong>arbeitet <strong>und</strong> die Fe<strong>in</strong>steuerung durch die Meister je nach Auftragsfortschritt<br />

<strong>in</strong> den anderen Abteilungen vorbereitet. Von den betrieblichen Experten<br />

wurde diese Position als e<strong>in</strong> "Schnittstellenpflaster" zur zentralen Fertigungssteuerung<br />

angesehen, das nur solange funktioniere, als sich die Produktion nicht <strong>in</strong>sgesamt<br />

im Rückstand gegenüber der zentralen Planung bef<strong>in</strong>de (zum Untersuchungszeitpunkt<br />

zwei bis drei Tage): "Dann entsteht e<strong>in</strong> Teufelskreis. Man rüstet<br />

sich zu Tode. Je mehr man den Fälligkeitsterm<strong>in</strong>en h<strong>in</strong>terherhecheln muß, um so lächerlicher<br />

werden die Stückzahlen" (Int. D 92, Bereichsleiter).<br />

Die Abgabe von Steuerungsfunktionen an die zentrale Produktionsplanung/Steuerung<br />

hat ke<strong>in</strong>eswegs - wie <strong>in</strong> den PPS-Philosophien häufig unterstellt<br />

- zur Folge, daß die Meister nunmehr von Planungsaufgaben entlastet<br />

s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> sich damit auch größere Freiräume für Personalführungsaufgaben<br />

schaffen können. Vielmehr s<strong>in</strong>d gleichzeitig gegenläufige Entwicklungen<br />

am Werke, die ihren Gr<strong>und</strong> <strong>in</strong> der sukzessiven "Austrocknung<br />

der unteren Führungsebene" haben, die - wie erwähnt - ebenfalls von Personalabbaumaßnahmen<br />

betroffen war. Die verbleibenden Planungsaufgaben<br />

(z.B. Informationsrückmeldung an die zentrale Fertigungssteuerung)<br />

sowie der tendenziell wachsende Verwaltungsaufwand werden nur mehr<br />

auf weniger Schultern verteilt.<br />

Aber nicht nur die tendenzielle Überlastung mit Planungs- <strong>und</strong> Verwaltungsaufgaben<br />

h<strong>in</strong>dert die unteren Arbeitsvorgesetzten an Aufgaben der<br />

Personalführung. Vielfach s<strong>in</strong>d sie auch unzureichend darauf vorbereitet.<br />

An allen deutschen Standorten wurde der "schlechte" Führungsstil der unteren<br />

Arbeitsvorgesetzten von dem Produktionsmanagement (Werksleitung,<br />

Produktionsleiter) wie auch von den Personalleitungen als e<strong>in</strong> zen-<br />

Düll/Bechtle/Moldaschl (1991): <strong>Massenarbeiter</strong> <strong>und</strong> <strong>Personalpolitik</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> <strong>und</strong> Frankreich.<br />

URN: http://nbn-resolv<strong>in</strong>g.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-100374

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