08.03.2014 Aufrufe

Massenarbeiter und Personalpolitik in Deutschland ... - ISF München

Massenarbeiter und Personalpolitik in Deutschland ... - ISF München

Massenarbeiter und Personalpolitik in Deutschland ... - ISF München

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

damit verb<strong>und</strong>ene Autonomieverlust der Werke produziert Widerstand:<br />

Die Verbesserung der Gesamtrationalität i.S. der "simulierten Fabrik"<br />

wird immer auch <strong>in</strong> der Perspektive wechselseitiger Übervorteilung im<br />

Kampf um Produktivitätssteigerung <strong>und</strong> Kostensenkung gesehen.<br />

Der Bumerangeffekt der Restrukturierung, d.h. die Verschärfung der unternehmens<strong>in</strong>ternen<br />

Konkurrenz statt ihrer Umwandlung <strong>in</strong> Synergieeffekte,<br />

läßt sich an e<strong>in</strong>em besonders spektakulären Beispiel demonstrieren.<br />

Es geht um das Schicksal e<strong>in</strong>es neu aufgebauten technisch-avantgardistischen<br />

Montagesystems <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Werk der B<strong>und</strong>esrepublik <strong>Deutschland</strong><br />

für den Bereich der Endmontage; dieses Montagesystem sah u.a. e<strong>in</strong> Roboterzentrum<br />

für den E<strong>in</strong>bau der Bildröhre <strong>in</strong> das Gehäuse vor. Dieses<br />

Werk galt als das modernste Montagewerk Europas. Es verfügte <strong>in</strong>sbesondere<br />

über e<strong>in</strong> ausgefeiltes Logistikkonzept, e<strong>in</strong> Produktionsplanungssystem<br />

"on-l<strong>in</strong>e", welches zu jedem Zeitpunkt den Auftragsfortgang bzw.<br />

-rückstand von jeder Produktvariante datentechnisch <strong>in</strong> Realzeiten erfassen<br />

konnte. Der automatisierte Montagebereich blieb dabei mit dem verbleibenden<br />

manuellen Montageanteil nach dem Just-<strong>in</strong>-time-Pr<strong>in</strong>zip <strong>in</strong>tegriert.<br />

Aber die Investitionen <strong>in</strong> dieses Werk waren ökonomisch nur zu rechtfertigen<br />

im Falle der Konzentration des gesamten Montagevolumens des Unternehmens<br />

auf diesen Standort <strong>und</strong> entsprechender Werksaufgaben an<br />

anderen Montagestandorten <strong>in</strong> der B<strong>und</strong>esrepublik <strong>und</strong> <strong>in</strong> Frankreich.<br />

Das Gegenteil fand statt: Nicht andere Montagebereiche an anderen<br />

Standorten, sondern das Werk wurde nach e<strong>in</strong>er kaum begonnenen Anlaufphase<br />

der technischen Investitionen wieder geschlossen. Was übrig<br />

blieb, war e<strong>in</strong>e Investitionsru<strong>in</strong>e, aus der nur Teile an anderen Standorten<br />

des Unternehmens wieder Verwendung f<strong>in</strong>den konnten. Für das Schicksal<br />

dieses Werkes gibt es zwei konkurrierende Erklärungen:<br />

Zum Zeitpunkt der Entscheidung, e<strong>in</strong>e technische Groß<strong>in</strong>vestition auf<br />

e<strong>in</strong>en Montagestandort zu konzentrieren, konnten die dadurch gefährdeten<br />

Montagestandorte die im unternehmens<strong>in</strong>ternen Vergleich besten<br />

Verkaufszahlen ihrer "Marken" vorweisen. Die Formen <strong>und</strong> Mittel des<br />

Widerstands gegen die zentrale Unternehmensentscheidung, die später<br />

sogar zu Veränderungen im Spitzenmanagement führten, waren während<br />

der Untersuchung nicht zu erschließen.<br />

Düll/Bechtle/Moldaschl (1991): <strong>Massenarbeiter</strong> <strong>und</strong> <strong>Personalpolitik</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> <strong>und</strong> Frankreich.<br />

URN: http://nbn-resolv<strong>in</strong>g.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-100374

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!