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Massenarbeiter und Personalpolitik in Deutschland ... - ISF München

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lerd<strong>in</strong>gs waren <strong>in</strong> der Sicht der Experten zu diesem Zeitpunkt e<strong>in</strong>e Reihe von Voraussetzungen<br />

noch nicht geklärt. So etwa die E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>es BDE-Systems im gesamten<br />

Bereich der automatischen Bestückung <strong>und</strong> die Entwicklung "verläßlicher<br />

Bemessungsgr<strong>und</strong>lagen für Qualität". Solange diese Voraussetzungen nicht geschaffen<br />

seien, führe auch die Prämienentlohnung nicht weiter: "Der Produktionsmechaniker<br />

kann sonst immer nachweisen, daß er nichts dafür kann" (Int. D 86, Arbeitsvorbereitung)<br />

.<br />

(b) Bei der Berechnung der Besetzungsstärke im automatisierten Montagebereich<br />

(automatische Leiterplattenbestückung) wird das Problem vor<br />

allem <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er nicht berechenbaren Grauzone zwischen theoretischer Anlagenverfügbarkeit<br />

<strong>und</strong> realer Anlagennutzung gesehen. In die Berechnung<br />

der Anlagenverfügbarkeit gehen Angaben über Masch<strong>in</strong>enkapazität,<br />

Auslastungsgrad bei gegebener Masch<strong>in</strong>enkonfiguration sowie anteilige<br />

Zeitbudgets für Technikstörungen, Umrüsten, Re<strong>in</strong>igung <strong>und</strong> Wartung<br />

e<strong>in</strong>, die aufgr<strong>und</strong> von Erfahrungswerten gebildet wurden. Nicht zurechenbare<br />

Zeiten werden als "Grauzone" bezeichnet, die mit über 30 % von den<br />

produktionsnahen Experten allgeme<strong>in</strong> als zu hoch angesehen wird.<br />

Zwischen Arbeitsvorbereitung <strong>und</strong> Produktionsleitung bestanden bei der Berechnung<br />

der theoretischen Anlagenverfügbarkeit <strong>und</strong> der Grauzonen erhebliche Konfliktzonen.<br />

Nach Ansicht der Produktionsleitung führten diese Berechnungen zu e<strong>in</strong>er<br />

chronischen Unterbesetzung, <strong>in</strong>sbesondere im Bereich der automatischen Leiterplattenbestückung,<br />

die tendenziell zum Ansteigen der "Grauzonen" <strong>und</strong> zu Produktivitätsverlusten<br />

führten. (Zu den damit verb<strong>und</strong>enen zeitlichen Belastungssyndromen<br />

für die Arbeitskräfte vgl. Band II.)<br />

Fassen wir die wesentlichen Lehren aus diesen Fallbeispielen zusammen:"<br />

Insgesamt zeigt sich, daß sich die Rentabilitätseffekte von Kapital<strong>in</strong>vestitionen<br />

im Rahmen von Automatisierungsmaßnahmen nicht von selbst e<strong>in</strong>stellen,<br />

sondern der Umsetzung durch spezifische Instrumente bedürfen.<br />

Dabei stößt das betriebliche Management beim Umgang mit der offenen<br />

Zeitstruktur von Automationstätigkeiten auf um so größere Probleme, je<br />

stärker die Leistungspolitik an traditionelle zeitwirtschaftliche Instrumente<br />

der Lohnpolitik geb<strong>und</strong>en ist. Dies ist <strong>in</strong>sbesondere an den deutschen<br />

Standorten der Fall, wo die Leistungsentlohnung <strong>in</strong> den manuellen<br />

Montagebereichen noch immer die Regel ist <strong>und</strong> auf e<strong>in</strong>er langen betrieblichen<br />

Tradition sowie auf ausgebauten Instrumenten der Zeitwirtschaft<br />

aufbaut. Auffallenderweise wird das Problem der "Nicht-Vorgabefähigkeit"<br />

von Automationstätigkeit, das an den deutschen Standorten als Schlüsselproblem<br />

der Leistungsfestsetzung <strong>und</strong> Leistungskontrolle ersche<strong>in</strong>t, am<br />

Düll/Bechtle/Moldaschl (1991): <strong>Massenarbeiter</strong> <strong>und</strong> <strong>Personalpolitik</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> <strong>und</strong> Frankreich.<br />

URN: http://nbn-resolv<strong>in</strong>g.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-100374

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