08.03.2014 Aufrufe

Massenarbeiter und Personalpolitik in Deutschland ... - ISF München

Massenarbeiter und Personalpolitik in Deutschland ... - ISF München

Massenarbeiter und Personalpolitik in Deutschland ... - ISF München

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

lungsmaßnahmen 15 Arbeitskräfte teil, acht wurden vom Betrieb übernommen.<br />

Ende der 80er Jahre entspannte sich dann die Situation <strong>in</strong>sofern, als das <strong>in</strong>terne Rekrutierungsreservoir<br />

von Facharbeitern durch Abzug von Produktionsaufgaben, gezielten<br />

Rationalisierungsmaßnahmen <strong>in</strong> den automatisierten Bereichen wie schließlich<br />

auch durch die steigende Zahl von Abgängern der betrieblichen Lehrwerkstätte<br />

wieder aufgefüllt werden konnte. So wurden 1988 Facharbeiter, die längerfristig <strong>in</strong><br />

dem vom Standort NB übernommenen Roboterzentrum e<strong>in</strong>gesetzt werden sollten,<br />

zunächst <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e betriebliche "Warteschlange" e<strong>in</strong>geschleust.<br />

Am Standort SV wird die angespannte Versorgungslage bei Facharbeitern mit berufse<strong>in</strong>schlägiger<br />

oder berufsverwandter Qualifikation von allen Experten als e<strong>in</strong><br />

Dauerproblem geschildert. Dabei s<strong>in</strong>d die Rekrutierungsschwierigkeiten völlig anders<br />

gelagert als am Standort TC. Die Versorgungsengpässe s<strong>in</strong>d Folge scharfer Arbeitsmarktkonkurrenz<br />

bei <strong>in</strong>sgesamt angespannter Beschäftigungslage. Hauptkonkurrenten<br />

s<strong>in</strong>d zwei weitere Großbetriebe auf dem regionalen Arbeitsmarkt (Präzisions<strong>in</strong>strumente,<br />

Masch<strong>in</strong>enbau), aber auch <strong>in</strong>dustrielle Kle<strong>in</strong>- <strong>und</strong> Mittelbetriebe<br />

fragen die gesuchten Fachqualifikationen nach. Neben der Notwendigkeit von<br />

Schichtarbeit erweist sich das angeschlagene Image des Unternehmens als e<strong>in</strong> wesentliches<br />

Handikap. Aus dieser Konkurrenzsituation entsteht im Betrieb e<strong>in</strong>e Sogwirkung,<br />

d.h., <strong>in</strong>sbesondere bei jüngeren Facharbeitern besteht e<strong>in</strong>e ausgeprägte<br />

Abwanderungstendenz. Verschärft wird die Situation dadurch, daß auch das am<br />

gleichen Standort angesiedelte zentrale Entwicklungslabor des Unternehmens Facharbeiter<br />

der gleichen Berufsgruppe nachfragt. Die Arbeitsmarktkonkurrenz besteht<br />

also auch unternehmens<strong>in</strong>tern, denn die Arbeitsplätze im Entwicklungslabor bieten<br />

e<strong>in</strong>e Reihe von Vorteilen: Die Facharbeiter stehen nicht unter unmittelbarem Produktionsdruck<br />

<strong>und</strong> müssen nicht Schichtarbeit verrichten.<br />

Auch am Standort TB ersche<strong>in</strong>t die Beschaffung von Facharbeitern für die automatisierten<br />

Fertigungs- <strong>und</strong> Montagebereiche (z.B. Transferstraße für Holzbearbeitung,<br />

Roboter für die sog. Gehäuseaufstellung) auf dem externen Arbeitsmarkt als<br />

Dauerproblem. Als e<strong>in</strong> entscheidendes Rekrutierungsh<strong>in</strong>dernis gut auch hier die<br />

Arbeitsmarktkonkurrenz - Sogwirkung (auch betriebs<strong>in</strong>tern) geht hier <strong>in</strong>sbesondere<br />

von e<strong>in</strong>em großen Automobilhersteller aus, der Werke am Standort selbst, aber<br />

auch im unmittelbaren regionalen Umfeld, betreibt. Arbeitsmarktkonkurrenz wird<br />

hier vor allem als Lohnkonkurrenz wirksam. "Das Hauptproblem ist das Lohngefälle.<br />

Bei uns ist schon der Zweischicht-Betrieb kaum mehr zumutbar; bei X gehen<br />

die Leute sogar <strong>in</strong> den vollen Dreischicht-Betrieb" (Int. D 115). Als weitere Standortnachteile<br />

werden die geographisch ungünstige Lage am Rande e<strong>in</strong>er Großstadt<br />

<strong>und</strong> das angeschlagene Image des Unternehmens genannt.<br />

Fassen wir zusammen: Die Politik des Arbeitskräftee<strong>in</strong>satzes <strong>in</strong> den automatisierten<br />

Fertigungs- <strong>und</strong> Montagebereichen entspricht <strong>in</strong> den deutschen<br />

Standorten der allgeme<strong>in</strong>en Tradition des Facharbeitere<strong>in</strong>satzes <strong>in</strong><br />

Industriebetrieben. Jedoch wird die Durchsetzung dieser L<strong>in</strong>ie <strong>in</strong> vielfältiger<br />

Form durch die gespannte Versorgungslage auf den <strong>in</strong>ternen <strong>und</strong> externen<br />

Arbeitsmärkten gebrochen. Dieser Bef<strong>und</strong> hat e<strong>in</strong>e wichtige Kon-<br />

Düll/Bechtle/Moldaschl (1991): <strong>Massenarbeiter</strong> <strong>und</strong> <strong>Personalpolitik</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> <strong>und</strong> Frankreich.<br />

URN: http://nbn-resolv<strong>in</strong>g.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-100374

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!