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Massenarbeiter und Personalpolitik in Deutschland ... - ISF München

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alen Implementationsprozesses von Rationalisierungsentscheidungen erreichen<br />

unter dem Druck, die zwischenbetriebliche Integration von Produktions-<br />

<strong>und</strong> Steuerungsprozessen zu erhöhen, e<strong>in</strong> Ausmaß an Komplexität<br />

<strong>und</strong> Gleichzeitigkeitszwang, welches auf Unternehmensebene nur<br />

durch zunehmende Abstraktion von Entscheidungskriterien bewältigt werden<br />

kann. Für das untere dispositive Planungs- <strong>und</strong> Steuerungsmanagement<br />

bedeuten solche abstrakt werdenden Entscheidungskriterien, daß<br />

genau das Gegenteil von dem e<strong>in</strong>trifft, was beabsichtigt wird: Die Systemhaftigkeit<br />

von Entscheidungen nimmt ab, statt zu. Sie werden "dünner <strong>und</strong><br />

banaler". Das ökonomische Kriterium von e<strong>in</strong>e<strong>in</strong>halb Jahren Pay-back-<br />

Zeit gleicht "e<strong>in</strong>er Entscheidung, die jede Putzfrau fällen kann" (Int. D 84,<br />

Werksleiter). E<strong>in</strong>e andere Form zunehmender Abstraktheit von Entscheidungen<br />

als abnehmender realer Systembezug wird immer wieder als<br />

"Leerlaufkoord<strong>in</strong>ation" wiedergegeben, d.h. als Koord<strong>in</strong>ation um ihrer<br />

selbst willen wahrgenommen. "Da koord<strong>in</strong>iert jeder jeden, <strong>und</strong> ke<strong>in</strong>er<br />

schafft etwas" (ebd.).<br />

c) Ungelöste Steuerungsprobleme <strong>und</strong> Problemverschiebungen<br />

Durch die Konzentration der Funktionen (bzw. Herstellung von Baugruppen<br />

<strong>und</strong> Montage) an jeweils nur e<strong>in</strong>em Standort versucht man, das Problem<br />

unrentabel ger<strong>in</strong>ger <strong>und</strong> schwankender Stückzahlen dadurch zu lösen,<br />

<strong>in</strong>dem man sie bündelt <strong>und</strong> durch e<strong>in</strong>e zentrale "allocation of production"<br />

zu e<strong>in</strong>er Optimierung der Auslastungsbeziehungen zwischen den<br />

Standorten gelangt. Daraus resultiert aber notwendig e<strong>in</strong> Folgeproblem,<br />

welches sich als neuralgischer Punkt der gesamten Restrukturierung erweist:<br />

Indem man die Werke nach Produktionsfunktionen differenziert,<br />

konzentriert man gleichzeitig <strong>in</strong>nerhalb jeder Funktion (an jedem Standort)<br />

die Flexibilisierungsanforderungen aller anderen Funktionen (Standorte).<br />

Jeder Standort ist mit se<strong>in</strong>em Produkt Vollversorger für se<strong>in</strong>en gesamten<br />

Produktionsverb<strong>und</strong>.<br />

Konkret heißt dies, daß das e<strong>in</strong>zelne Werk von acht Abnehmern <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Zeitraum von weniger als e<strong>in</strong>er Woche Aufträge mit sehr unterschiedlichen<br />

Losgrößen erhält. Dabei wurde die Durchlaufzeit auf die Hälfte, von<br />

drei auf e<strong>in</strong>e<strong>in</strong>halb Tage, verkürzt. Der Rationalisierungseffekt durch den<br />

Abbau von Auftragsbeständen, Zwischenlagern <strong>und</strong> Zeitpuffern hat also<br />

e<strong>in</strong>e Kehrseite der Medaille. Aus dem Just-<strong>in</strong>-time-Pr<strong>in</strong>zip wird schnell<br />

Düll/Bechtle/Moldaschl (1991): <strong>Massenarbeiter</strong> <strong>und</strong> <strong>Personalpolitik</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> <strong>und</strong> Frankreich.<br />

URN: http://nbn-resolv<strong>in</strong>g.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-100374

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