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Massenarbeiter und Personalpolitik in Deutschland ... - ISF München

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Akkumulierte Kapazitäten aber bedeuten, trotz summierter Stückzahlen,<br />

notwendig Überkapazitäten. Deren Abbau trifft ca. 2.000 Beschäftigte.<br />

Besonders eklatante Fälle bestehen <strong>in</strong> kompletten Werksschließungen:<br />

So wurde von den bestehenden drei Werken der Bildröhrenfertigung<br />

aus genannten Gründen e<strong>in</strong>es bereits zu Beg<strong>in</strong>n der<br />

Restrukturierungsstrategie geschlossen. Den Existenzkampf überlebte<br />

nur e<strong>in</strong> Werk <strong>in</strong> Italien. Dabei waren staatliche Subventionshilfen bzw.<br />

f<strong>in</strong>anzielle Kapitalbeteiligungen auf Zeit sowie e<strong>in</strong> Produktivitätspakt<br />

zwischen Werksmanagement <strong>und</strong> den Gewerkschaften mit e<strong>in</strong>em<br />

Schichtmodell "r<strong>und</strong> um die Uhr" nicht unwichtig. Das Unternehmen<br />

konnte mit gewissen staatlichen <strong>und</strong> gewerkschaftlichen Garantien<br />

rechnen (vgl. Kap. III).<br />

Das Unternehmen erweitert schließlich se<strong>in</strong>e "Rationalisierungsmasse"<br />

über die europäischen Standorte h<strong>in</strong>aus durch den Aufbau e<strong>in</strong>er<br />

eigenen Produktionsstätte <strong>in</strong> Fernost. Dies wird mit drei komparativen<br />

Kostenvorteilen begründet:<br />

Materialkosten,<br />

Kosten der direkt produktiven Arbeit,<br />

Overhead-Kosten.<br />

Der daraus erzielbare komparative Preisvorteil für Endprodukte<br />

rechnet sich bei Geräten mit kle<strong>in</strong>er Bildgröße <strong>und</strong> nimmt bei größeren<br />

Bildgrößen schnell bis auf Null zu ab. Deswegen werden an dem<br />

asiatischen Standort praktisch ausschließlich kle<strong>in</strong>e Geräte mit e<strong>in</strong>em<br />

errechneten Preisvorteil von angeblich 21 % gebaut. Dieses Werk ist<br />

jedoch ke<strong>in</strong>eswegs nur für die Fernost-Märkte gebaut worden, sondern<br />

es beliefert mit Bausätzen zugleich die europäische Gruppe.<br />

Außerdem werden auch Komponenten sowie fertige Produkte auf<br />

dem freien, d.h. unternehmensunabhängigen Fernost-Markt e<strong>in</strong>gekauft.<br />

Gegenwärtig stammen ca. 50 % von Komponenten- <strong>und</strong> Bausätzen,<br />

die <strong>in</strong> Europa verarbeitet werden, aus Fernost. Trotzdem kann es<br />

sich das Unternehmen nicht leisten, stärker auf den außereuropäischen<br />

Markt auszuweichen, weil es absatzstrategisch unmöglich ist, unter<br />

une<strong>in</strong>geführten europäischen Markennamen e<strong>in</strong>en überdurchschnittlich<br />

hohen Anteil von Fernost-Produkten auf dem Markt zu<br />

vertreiben.<br />

Düll/Bechtle/Moldaschl (1991): <strong>Massenarbeiter</strong> <strong>und</strong> <strong>Personalpolitik</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> <strong>und</strong> Frankreich.<br />

URN: http://nbn-resolv<strong>in</strong>g.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-100374

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