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Massenarbeiter und Personalpolitik in Deutschland ... - ISF München

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6. Betriebliche Hierarchiestrukturen zwischen Beharrungstendenzen<br />

<strong>und</strong> Veränderungsdruck<br />

Im klassischen tayloristischen Rationalisierungsmodell erfüllt die betriebliche<br />

Hierarchie - hier gefaßt als Organisations- <strong>und</strong> Leitungsstruktur <strong>in</strong><br />

der Produktion <strong>und</strong> <strong>in</strong> den produktionsnahen Bereichen - mehrere Funktionen:<br />

e<strong>in</strong>erseits dient sie - entsprechend der Trennung von Kopf- <strong>und</strong><br />

Handarbeit - der Umsetzung von Planung <strong>in</strong> Ausführung, andererseits<br />

wird sie als Instrument der Leistungs- <strong>und</strong> Verhaltenskontrolle über die<br />

Arbeitskräfte wirksam. In beiden Dimensionen dient sie der Aufrechterhaltung<br />

der betrieblichen Herrschaftsstruktur.<br />

Neben den klassischen Aufgaben der Struktursicherung erfüllt die betriebliche<br />

Hierarchie aber e<strong>in</strong>e weitere Funktion: Sie zeichnet <strong>in</strong>nerbetriebliche<br />

Aufstiegswege von Produktionsarbeitern vor <strong>und</strong> organisiert damit<br />

auch die Funktionsweise des <strong>in</strong>neren Arbeitsmarktes bzw. die Austauschbeziehungen<br />

zwischen <strong>in</strong>nerem <strong>und</strong> äußerem Arbeitsmarkt. Auf den unteren<br />

Ebenen der betrieblichen Hierarchie - d.h. <strong>in</strong>sbesondere auf der<br />

Ebene der unmittelbaren Arbeitsvorgesetzten <strong>in</strong> der Produktion - werden<br />

die wesentlichen Entscheidungen über Personale<strong>in</strong>satz <strong>und</strong> Personalauswahl<br />

getroffen, die die Stabilisierung oder die Marg<strong>in</strong>alisierung der jeweiligen<br />

betrieblichen Stellung von Produktionsarbeitern, Aufstiegschancen<br />

oder Arbeitsplatz zur Folge haben.<br />

Bekanntlich üben die unteren Arbeitsvorgesetzten <strong>in</strong> der betrieblichen<br />

Hierarchie - vor allem die Meister - e<strong>in</strong>e Schlüsselrolle aus. Über die klassische<br />

Zwischenposition der Meister - als Prellbock zwischen "unten" <strong>und</strong><br />

"oben" - ist viel geschrieben worden (Dahrendorf 1959; Lepsius 1960;<br />

Weltz 1964).<br />

Die unteren Vorgesetzten s<strong>in</strong>d im klassischen tayloristischen Organisationsmodell<br />

gleichzeitig für "Stückzahl" <strong>und</strong> Fertigungspersonal verantwortlich:<br />

Sie übernehmen Steuerungsaufgaben bei der Umsetzung der betrieblichen<br />

Produktionsprogramme <strong>und</strong> damit auch Produktionsverantwortung<br />

gegenüber der Leitung <strong>und</strong> den planenden Stellen (Arbeitsvorbereitung,<br />

Fertigungsplanung, Fertigungssteuerung); gleichzeitig obliegt ihnen die<br />

Durchsetzung des betrieblichen Leistungsanspruchs gegenüber den Arbeitskräften,<br />

was auf Dauer nur gel<strong>in</strong>gt, wenn dieser sozial akzeptiert wird<br />

(sei es über geldwerte Leistungen oder über soziale Anerkennung). Stück-<br />

Düll/Bechtle/Moldaschl (1991): <strong>Massenarbeiter</strong> <strong>und</strong> <strong>Personalpolitik</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> <strong>und</strong> Frankreich.<br />

URN: http://nbn-resolv<strong>in</strong>g.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-100374

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